1. Die Montierung von 10Micron hat sich extrem bewährt. Nach anfänglichen Problemen mit dem Webinterface auf dem Tablet unter V2.xx war nach dem Upgrade auf V3.0.8 alles behoben. Mechanisch ein Juwel: extrem schnell, sehr leise, sehr genau und sehr steif. Diese Montierung ist eine echte "Endlösung". Man kann sie "vergessen", da sie immer zuverlässig funktioniert, auch an der ASIAIR, die ja auf dem INDI Protokoll basiert. Ursprünglich wollte ich eine Astrophysics, aber die war nicht lieferbar – so bin ich froh, die jetzige Lösung zu haben. Heute hätte ich vielleicht zur GM4000HPS gegriffen, da die noch etwas belastbarer ist, da meine 3000HPS gewichtsmäßig ausgereizt ist.
  2. Der Planewave CDK17 ist ein optisch exzellentes, steifes, kollimations- und temperaturstabiles Spiegelteleskop professioneller Bauart. Ich habe den altertümlichen Fokusantrieb auf einen modernen, lautlosen Fokusmotor umgebaut und den originalen 0,66x Reducer für f4,5 bei 1965mm Brennweite installiert. Eine Vollformatkamera wird tadellos ausgeleuchtet, es gibt keine chromatischen Farbfehler trotz Reducer. Die Bildqualität ist, richtig gutes Seeing von 1,1...1,4" vorausgesetzt (haben wir hier ca. 20 Nächte im Jahr), absolut bestechend und für die extrem hochauflösende gekühlte Kamera mit dem fantastischen Sony BSI-Sensor mit 61 Magapixeln ausreichend.
  3. Die kürzlich dazu gekommene RASA 36 ist ein Teleskop von Celestron, das noch in USA gefertigt wird, mit entsprechend hohem Anspruch und Qualitätsmanagement. Die Lichtstärke von f2.2 bei knapp 800mm Brennweite ermöglicht Aufnahmen von extrem lichtschwachen oder auch sehr schnellen Objekten, die mit normalen Teleskopen einfach nicht möglich oder sinnvoll sind. Schon nach wenigen Stunden erreicht man eine hohe Tiefe mit vielen kurzen Belichtungen und kann so die seltenen Nächte mit Top-Seeing optimal nutzen. Auch hier bestechende Schärfe bis in die Bildecken. Der Verschiebemechanismus für den Hauptspiegel ist extrem solide gebaut und ist frei von Spiegelkippen, wie sonst bei Schmidt Konstruktionen durchaus öfters anzutreffen. Ich mußte eine Eigenkonstruktion für die elektrische und automatische Fokussierung ergänzen, da der Celestron Fokusmotor nicht zu ASIAIR kompatibel ist.
  4. Herr Baader hat mir bei der etwas ungewöhnlichen Anordnung dieser zwei großen Spiegelteleskope sehr geholfen. Die Baader 8" Doppelmontageplatte mit 570mm Länge reicht nicht für die Anordnung nebeneinander. Ich konnte den Datensatz aber haben und so modifizieren, daß eine 690mm Platte entstand. Damit war die Montage Seit-an-Seit dann möglich.
  5. Meine Sternwarte ist ein Rolloff Bausatz (2,75x2,75m Innenmaß) aus Holz gewesen. Das funktioniert eigentlich sehr gut, auch wenn ich manchmal gern etwas mehr Windschutz hätte. Aus geometrischen Gründen war bei mir leider keine Kuppellösung möglich. Meine Sternwarte steht auf Stelzen in Höhe des Dachstuhls, um in alle Richtungen freie Sicht zu haben. Die Beton-/Stahlsäule unter der Montierung wiegt 4 Tonnen, das garantiert absolute Vibrationsfreiheit. Hier im Bayerischen Wald sind wir verschont vom Donautal-Nebel und bisher auch  von zuviel Lichtverschmutzung, und immer wieder mal ist das Seeing wirklich gut.

Zusammenfassend kann ich nach gut 2 Jahren steiler Lernkurve sagen, nun mit Hilfe der Baader's (und einigen anderen guten teilweise internationalen Quellen) meine Traumsternwarte verwirklicht zu haben. Größere Geräte machen an meinem Standort mit Bortle 3-4 wenig Sinn, kleinere bringen schlechtere Ergebnisse. Es ist ein großes Vergnügen, mit solchen Komponenten arbeiten zu dürfen, die für einen Amateur vor 20 Jahren noch unvorstellbar waren. Und bequem ist es dazu, abends im Bett zu sitzen und alles vom Tablet fern zu steuern – und wenn ich mal verreist bin, brauche ich nachts dank VPN Verbindung nicht auf meine Sternwarte verzichten.

Ich füge einen Schwung Bilder der letzten 7 Monate an.

Dr. Claus Possberg, Freyung den 06.04.2022