Einer unserer Kunden schickte uns eine Paramount ME-Montierung zur Reparatur, da der R.A.-Motor nicht mehr funktioniere. Dabei sollte auch gleich die Elektronik von der alten MKS 3000-Karte auf eine neue MKS 5000 aufgerüstet werden.
Nach Erhalt der Montierung stellten wir bei der ersten Inspektion fest, dass sich die R.A.-Achse überhaupt nicht bewegt und der Motor wahrscheinlich defekt war. Wir öffneten die Seitenwände der Montierung, um auf die Elektronik und den Motor zugreifen zu können, nur um dann mit einer großen Überraschung konfrontiert zu werden.
Im Inneren der Montierung fanden wir Kürbiskerne.
Das Saatgut befand sich im Kugellager, hatte das gesamte Schmierfett aufgesogen. Teile des Saatgutes hatten sich zwischen den Kugeln festgesetzt und behinderten die Bewegung der Kugellager. Das hatte natürlich den Motor belastet, der nach einer Weile aufgegeben und den Dienst eingestellt hatte.
Nach der Reinigung des Kugellagers und dem Entfernen der Kürbiskernstücke reinigten wir die Montierung mit Druckluft, wobei weitere Verunreinigungen aus den Tiefen der Montierung entfernt wurden. Das gleiche Verfahren haben wir für die andere Achse und auch für die Schneckengetriebe wiederholt, wo wir ein kleines Insekt gefunden haben.
Dann haben wir die Kugellager und die Schneckenaggregate auf beiden Achsen neu gefettet. Nachdem wir die Elektronik gewechselt und die Kabel für die neue Rückwand der Versa-Platte neu verlegt hatten, mussten wir die ME für die neue Motorsteuerung und die Handsteuerung mit der Software "The Sky X" umprogrammieren.
Nach einigen Testläufen um zu sehen, ob die neue interne Verkabelung die reibungslose Bewegung der Achsen behindern könnte, banden wir die Kabel zusammen und schlossen die Seitenwände wieder. Anschließend haben wir sie mit einem für "The Sky X" geschriebenen Skript einem weiteren Bewegungstest unterzogen, um Reaktionszeit und Genauigkeit zu testen und um eventuell vorhandene, ungewöhnliche Geräusche zu bemerken.
Der Testlauf zeigte keine Fehler oder anormale Geräusche; die Montierung positionierte schnell und exakt. Schließlich reinigten wir die Montierung noch von außen, verpackten sie und machten sie für die Auslieferung an den Kunden bereit.
Letztlich konnten wir so eine alte und verschmutzte Paramount ME in eine neue, saubere Paramount ME verwandeln - nun mit einer Elektronik, wie sie sich auch in allen modernen Paramount Montierungen wie ME II, MyT und MX+ befindet.
Ich kann nicht sagen, ob die Insekten mit den Kernen bei mir in die Montierung gelangt sind oder ob sie bereits vom Voreigentümer stammen. Wenn sie nicht benutzt wird, decke ich die Montierung mit einem Stofflaken "dicht" ab damit sie in der Kuppel nicht so einstaubt. Mit so einer Lösung wäre natürlich kein Remotebetrieb möglich. Während Schönwetterperioden bleibt sie andererseits natürlich offen. Die Kuppel selbst ist nicht hermetisch dicht, vielmehr ist unten – regensicher – ein Spalt zur Belüftung. Außerdem steht sie auf einem Holzpodest, das auch nicht völlig gegen von unten kommende Insekten abdichtet. Eine professionelle Baader-Kuppel, die vollständig dicht ist, bei jeder Temperatur einwandfrei arbeitet und sich nachts leise dreht, wäre natürlich ein Traum. Die Investitionskosten inkl. Elektrik für den Remote-Betrieb - Drehen und Öffnen/Schließen motorisch und vollautomatisch, Lieferung und Montage - sind hoch, aber mit Sicherheit angemessen.