Muss/kann ich den SunDancer II noch justieren?

Alle SunDancer II werden bei uns noch einmal final getestet, bevor sie zum Verkauf freigegeben werden. Im Auslieferungszustand lässt sich mit der Mikrometerschraube der Kippvorrichtung daher ein kontrastreiches Bild einstellen. Für beste Ergebnisse sollte das kippbar eingebaute Filter (aka: das Etalon) jedoch absolut senkrecht zum optischen Strahlengang stehen. Die Mikrometerschraube ist in dieser optimalen Stellung dann am oder nahe ihrem inneren Tiefenanschlag. Durch Herausschrauben der Mikrometerschraube kann dieses Etalon dann sehr rasch in den "blauen Flügel" der H-alpha-Linie gekippt werden, um z.B. Protuberanzen schnell besser darzustellen, ohne jeweils darauf warten zu müssen, dass z.B. die Heizung nachregelt.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass zuallererst die exakte Planlage des kippbaren Etalons zur optischen Achse für eine beste Kontrastleistung wichtig ist! Nur so lässt sich die Qualität des Filters wirklich beurteilen. Man beginnt also jede Beobachtungssitzung damit, dass man (vollständig) wartet bis die Solltemperaturangabe "0.00" erreicht ist. Dann erst prüft man, ob der Oberflächenkontrast an der Sonne zufriedenstellen erscheint, und bewegt die Mikrometerschraube probehalber vor (falls möglich) und zurück – sie muss dazu selten mehr als ein bis drei Striche verstellt werden. Dabei wird genau beobachtet, ob sich eine Kontraständerung in den Oberflächendetails feststellen lässt.

Erst dann wenn der beste Kontrast erreicht wurde – selbst dann, wenn die Stellung der Mikrometerschraube nun deutlich vom Anschlag oder dem werkseitig angegebenen Wert abweicht – sollten Sie ggf. andere Arbeitstemperaturen ausprobieren. Da sich jede Optik etwas anders verhält (das gilt aufgrund unterschiedlicher Optikdesigns auch bei identischen Öffnungsverhältnissen), ist die beste Stellung der Mikrometerschraube für idealen Kontrast an Ihrem Gerät unter Umständern etwas anders als an unserem Testgerät.

Es wäre jedoch zur Beurteilung der Filterqualität (= der Halbwertsbreite) völlig irreführend, sofort die Temperatureinstellung zu variieren, und dann nachträglich den Kippwinkel anzupassen. Diese falsche Reihenfolge kann bewirken, dass ein Filter mit 0.6 Ang Halbwertsbreite fast keinen Kontrast auf der Sonnenoberfläche zeigen würde, sondern ausschliesslich Protuberanzen am Sonnenrand. Es ist unabdingbar, dass stets zuerst der Kippwinkel des Etalons wie oben beschrieben möglichst genau auf perfekte Parallelität zur optischen Achse eingestellt wird (bester Kontrast) und erst danach die Temperatur in sehr kleinen Schritten verändert wird, etwa um den Wirkungsgrad der das Etalon umgebenden Heizung auf Sommer- oder Wintertemperaturen zu tunen.

Die Einstellbarkeit des Kippwinkels zur raschen Bewegung in die Flügel der H-alpha-Wellenlänge ist ein Luxus, der wesentlich raschere Anpassungen ermöglicht als nur über die Temperatur. Viele Anbieter konkurrierender Filterkonzepte verzichten jedoch bewusst darauf, weil dies auch ein großes Fehlerpotential darstellt. Man muss sich klarmachen, dass das Licht im kippbaren Etalon ca 1000-fach hin und hergespiegelt wird, um dadurch schlussendlich auschliesslich die H-alpha-Wellenlänge "auszusieben". Jede Abweichung von der perfekten Planlage und jede Minderung der Parallelität des vom Teleskop bestimmten Strahlenganges wird folglich tausendfach verstärkt. Ein bedachtsamer Umgang mit dieser aufwendigen Technik ist also unbedingt notwendig - und es ist wie gesagt wichtig, dass ein ausreichend paralleler Strahlengang am okularseitigen Ende des Teleskops zur Verfügung steht.

H-alpha-Filter mit integrierter 3x Telezentrik sind zunächst für den Einsatz an Teleskopen mit f/10 Öffnungsverhältnis ausgelegt. An noch "langsameren" Teleskopen sind diese geheizten Filter ohne jegliche Qualitätseinbußen verwendbar. An Teleskopoptiken mit immer kleinerem Öffnungsverhältnis dagegen würde sich jedoch zusammen mit dem immer stärker werdenden konischen Strahlengang, welcher vom Objektiv gebildet wird, gleichzeitig eine erhebliche Aufweitung der vom Etalon bestimmten H-alpha-Durchlassbreite ergeben. Dadurch würde z.B. ein Etalon, welches mit einer Halbwertsbreite von 0.6 Å hergestellt wurde, sehr rasch nur noch eine scheinbar größere Durchlassbreite von 0.8 0der 0.9 Å aufweisen und dadurch erheblich geringeren Kontrast liefern.

In der Regel werden Sie den SunDancer ohne große weitere Anpassungen verwenden können. Wenn Sie sich mit dem System und seinen Feinheiten vertraut gemacht haben, sollten Sie dennoch gelegentlich überprüfen, ob Sie mit einer minimal anderen Betriebstemperatur an Ihrem speziellen Teleskop noch bessere Ergebnisse erzielen. Mehr dazu finden Sie in der Bedienungsanleitung.

Beachten Sie auch, dass sehr langsame Teleskope prinzipiell zwar einen besseren H-alpha-Kontrast liefern können, da der Strahlengang welcher das Teleskop verlässt, deutlich besser parallel verläuft – gleichzeitig erreichen Sie durch die eingebaute 3x Telezentrik mit 1,25“-Okularen aber auch rasch sehr (oder zu) hohe Vergrößerungen. Aus diesem Grund sind zum einen langbrennweitige Okulare von Vorteil und zum zweiten kann auch ein Teleskop-Öffnungsverhältnis von f/ 6 oder f/7 eine erstaunlich gute Kontrastleistung erbringen. Es lohnt sich in aller Ruhe und Vorsicht zu experimentieren - in der oben genannten Reihenfolge.

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