Mondstrukturen - Fotografisch und Visuell

Kurze Beschreibung verschiedener Mondstrukturen, die dem Amateur in der fotografischen und visuellen Beobachtung zugängig sind

Der „Hase im Mond“, Aufnahme mit normaler Bridge Kamera, Canon SX10

Seit Jahrtausenden zieht der Mond die Blicke der Menschen auf sich – der "Mann im Mond" ist schon mit bloßem Auge zu erkennen. Hier in Namibia – wo sich der Autor gerade befindet – sehen die Menschen eher einen Hasen im Mond. Seit der Erfindung des Teleskops, vor etwas mehr als 400 Jahren, ist der Erdtrabant eines der faszinierendsten Beobachtungsziele, und bis heute der einzige außerirdische Himmelskörper, der jemals von Menschen betreten wurde.

Heute wissen wir, wie – und auch in etwa in welchem groben Zeitrahmen – die lunaren Strukturen entstanden sind. Schon mit einem kleinen Teleskop oder einem guten Fernglas können Sie seine Krater, Schluchten und Wälle selbst erkunden und dank der Fortschritte in der Optik deutlicher sehen als die frühen Pioniere der Mondforschung. Wie schon Gramatzki – ein bekannter Amateurastronom – Mitte des letzten Jahrhunderts schrieb: „ Jedes Fernrohr hat seinem Himmel“, und so gilt heute „jedes Fernrohr hat auch seinen Mond“. Für mich ist es eine faszinierende Vorstellung, den Krater bedeckten Mond zu beobachten und dabei in eine Zeitepoche von vor 3 bis 4 Milliarden Jahre zurückzublicken – die die NASA Mondforscher im letzten Jahrhundert „the great bombardment" (das große Bombardement) nannten – als unser Sonnensystem noch sehr jung und die Oberfläche der Erde noch glutflüssig war.

Lange Zeit gab es in den letzten Jahrhunderten zwischen den Mondbeobachtern eine Diskussion um die Entstehung der Mondkrater. Die eine Gruppe hielt sie durchweg für vulkanische Strukturen (solche Krater gab es ja auch auf der Erde). Eine kleinere Gruppe hielt sie für Impaktkrater. Das Hauptargument der ersten Gruppe war: „wo sind denn dann die Impaktkrater auf der Erde“? Heute wissen wir, dass es sie gibt (Stichwort Nördlinger Ries oder der Meteorkrater in Arizona). Die älteren der Impaktkrater auf der Erde sind längst durch Plattentektonik und Kontinentaldrift verschwunden.

Heute gibt es keinen Zweifel daran, dass die überwiegende Mehrheit der Mondkrater durch den Impakt von Restmaterial (Asteroiden) aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems entstanden sind, wenn gleich es auch einige wenige Krater gibt, die aufgrund vulkanischer Aktivität entstanden sind. Und es natürlich auch weiterhin jede Menge Zeugnisse aktiven Vulkanismus auf dem Mond zu beobachten gibt.

Was also kann der Amateur mit großen oder kleinen Teleskopen auf dem Mond visuell oder fotografisch beobachten?

Die folgende Liste beschränkt sich auf die wesentlichen Strukturen. Im Beitrag "Besonders interessante Mondregionen" beschreiben wir Ihnen dann drei ausgewählte, interessante Mondregionen ausführlich.

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Größte Strukturen
die bereits mit dem bloßen Auge und mit einem guten Fernglas sichtbar sind

  • Vollmondmosaik (13 Segmente) mit den wichtigsten Mondmaren. Aufnahme im Primärfokus eines 6“ Zeiss APQ. Videomodul Celestron SkyRis 445M + Baader Ir Passfilter. © W. Paech + F. Hofmann, Onjala Observatory, Namibia

    Die Mondmare

    Zu Beginn der Mondforschung tatsächlich noch als große Wasserflächen interpretiert, wissen wir heute, dass es einfach riesige Impaktkrater sind, bei denen der einschlagende Asteroid so groß war, dass die Mondkruste durchschlagen wurde und die riesigen Krater im Laufe von Jahrmillionen mit sehr schnell fließender, dünner Lava aufgefüllt wurden. Diese Mare nennt man heute „Impaktbecken“. Eines der spektakulärsten ist sicher das Mare Imbrium, das Regenmeer, welches wir später noch ausführlich kennen lernen werden.

    Hinweis: Alle folgenden Bilder wurden aufgenommen mit Celestron C11/14 im Primärfokus. Videomodul Celestron SkyRis 445M + Baader IR-Passfilter.
    Alle Bilder © W. Paech + F. Hofmann, Onjala Observatory, Namibia

  • Vergleich zwischen „simplen“ und „komplexen“ Kratern am Beispiel von Bullialdus und Lubinietzki F und D

    Krater

    Es gibt bei den lunaren „Geologen“ ein so genanntes Standardmodell zur Kraterentstehung. Hier unterscheidet man zwischen einfachen Kratern bis zu einem Durchmesser von ca. 20 Kilometern und den komplexen Kratern, die größer als 20 Kilometer sind. Die einfachen Krater sind einfach schüsselförmige Vertiefungen in der Mondoberfläche. Komplexe Krater sind nach dem Standardmodell Krater, die auch durch einen normalen Impakt entstanden sind. Sie haben jedoch terrassierte Wälle, einen Zentralberg oder ein Zentralgebirge, teilweise Hangrutschungen und außerhalb eine Region mit geschmolzenem Auswurfmaterial und Sekundärkrater die häufig ein „Fischgrätenmuster“ aufweisen. Wenn es denn so einfach wäre. Man kann aber fast beliebig weiter differenzieren in außergewöhnliche Kraterformen. Die wichtigsten seien im folgendem kurz beschrieben:

    • FFC Krater Gassendi

      Floor fractured Crater (FFC)

      ... sind große Krater, auf deren Grund sich ein ausgeprägtes Rillensystem aus Bruchzonen befinden (Beispiele sind z.B. die großen Krater Gassendi und Posidonius). Man findet sie überwiegend an den Marerändern.

    • Krater Encke

      Polygone Kraterformen

      Selten sind Krater wirklich kreisrund. Meist haben sie drei-, fünf- oder mehreckige Kraterwälle. Eindrucksvolle Beispiele sind die Krater Kepler mit seinem ausgeprägtem Strahlensystem und noch deutlicher, südlich davon, der Krater Encke. Selbst Kopernikus ist nicht rund, sondern deutlich achteckig

    • Krater Schiller

      Außergewöhnlich elliptische, langgestreckte Krater

      Zwei gute Beispiele hierfür sind die Krater Schiller und Hainzel auf der südwestlichen Mondoberfläche. Hainzel ist sicher durch einen Mehrfachimpakt entstanden. Anders sehen es die Mondforscher bei Schiller, der wohl durch einen einfachen Impakt entstanden ist. In den 50/60ger Jahren hat die NASA eine Hochgeschwindigkeitskanone bauen lassen, mit der man „Geschosse“ auf eine nachgebildete Mondoberfläche mit 10 bis 20 Kilometern pro Sekunde schießen konnte (die Mündungsgeschwindigkeit einer Gewehrkugel liegt bei ca. 100- bis 200 Metern pro Sekunde), um die Impaktkraterbildung zu studieren. Eine überraschende Erkenntnis war die, dass erst Aufprallwinkel kleiner 5 Grad wirklich elliptische Kraterformen erzeugten, bei denen dann auch asymmetrische Strahlensysteme wie z.B. beim Krater Procus entstehen.

    • Geisterkrater Stadius

      Geisterkrater

      ... sind uralte Krater, die bei einem späteren nahen Impakt fast völlig mit Auswurfmaterial zugeschüttet wurden. Beispiele sind hier Stadius (östlich Kopernikus) und Lambert R, direkt nördlich des Kraters Lambert im Mare Imbrium.

    • FFC Krater Pitatus und konzentrischer Doppelkrater Hesiodus A

      Konzentrische Doppelkrater

      ... sind extrem selten. Es sind – meist kleine – Krater, die im Innern absolut zentrisch einen kleineren Krater zeigen. Der äußere Krater ist ein normaler Impaktkrater und der Innere wird als lunarer Vulkanismus interpretiert. Die am besten beobachtbaren Beispiele sind Hesiodus A am „Nordufer“ des Mare Nubium (dem Nebelmeer) und Croizet H östlich des Mare Nektaris (dem Nektarmeer).

    • Krater Abuldeda und Kraterkette Catena Abulfeda

      Kraterketten

      ... sind wie Perlen auf einer Schnur aufgezogene Ketten kleinerer und größerer Krater. Lange Zeit wurden sie als vulkanischen Ursprungs interpretiert, heute ist man sicher, dass sie entstanden sind, als durch Gravitationskraft auseinander gerissene größere Kometenteile den Mond in kurzer Folge trafen. Das schönste Beispiel ist Catena Abulfeda, direkt nördlich des Landegebietes von Apollo 16, welche schon in kleinen Teleskopen sichtbar sind. Im Juli 1994 konnten Amateurastronomen in aller Welt ein ähnliches Schauspiel direkt beobachten, als die Trümmer des Kometen Shoemaker-Levi die oberen Gasschichten des Planeten Jupiter bombardierten.

  • Strahlensysteme

    Das Strahlensystem des Kraters Tycho Brahe

    Zu vielen größeren und jungen Kratern gehören ihre Strahlensysteme. Diese radialsymmmetrisch von den Kraterzentren ausgehenden hellen Strahlen sind Auswurfmaterial, entstanden durch den Impakt. Je größer die Krater, desto ausgeprägter die Strahlensysteme, und je heller sie sind, desto jünger die Impaktereignisse. Viele dieser Strahlensysteme sind bereits im Fernglas beobachtbar. Und im Gegensatz zu allen anderen lunaren Oberflächenstrukturen am besten bei Vollmond zu beobachten. Das Strahlensystem des Kraters Tycho Brahe im südlichen Hochland gelegen, ist das jüngste und größte dieser Systeme. Tycho ist ein außergewöhnlicher Krater mit einem Durchmesser von 85km, der Kraterboden liegt knapp 5 km unterhalb des Kraterwalls und das Zentralgebirge ist 1.6km hoch. Strahlen (Auswurfmaterial) sind bis zu einer Entfernung von 1.800km sichtbar. Tycho gilt als einer der jüngsten Impaktkrater auf dem Mond, geschätzt wurde sein Alter auf „nur“ wenige 100 Millionen Jahre. Am Ende eines der Strahlen lag der Landesplatz von Apollo 17. Von dort mitgebrachte Bodenproben ergaben tatsächlich ein Alter von ca. 100 Millionen Jahren. Der Krater Tycho spielte übrigens eine herausragende Rolle in dem berühmten Science Fiction Film  „ 2001 – Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick.

    Weitere interessante – asymetrische – Strahlensysteme zeigen z.B. die Krater Proclus (Westrand des Mare Crisium), Petavius B, nördlich des großen Kraters Petavius (Ostrand des Mondes) und das „berühmte“ Schmetterlingsflügel-ähnelnde Strahlensystem der Krater Messier und Messier A im Mare Fecunditatis, dem Meer der Fruchtbarkeit. Alle drei sind Beispiele für fast streifende Impaktereignisse. Das interessanteste – und einmalige – Strahlensystem zeigt übrigens der Krater Dyonisius, westlich des Landeplatzes von Apollo 11 gelegen. Es ist ein kleines aber sehr helles Strahlensystem, in dem sich helle und dunkle Strahlen abwechseln. Damit seien die Kraterformen abgehandelt. Es folgen die Beschreibungen weiterer lunarer Oberflächenstrukturen.

  • Rillen (Rima, Rimae):

    hier unterscheidet man zwischen sinusförmigen (gewundenen) Rillen und annähernd linear verlaufenden Rillensystemen.

    • Die sinusförmige Rille Rima Hadley nahe dem Landeplatz von Apollo 15

      Sinusförmige Rillen

      Diese Rillen (von den historischen Mondbeobachtern oft noch als Vallis, Tal bezeichnet) sind ehemalige lavafördernde Kanäle, bei denen nach Versiegen der Lavaströme die Decken eingebrochen sind. Sie sind meist mit einem vulkanischen Förderschlot verbunden. Die bekanntesten Beispiele sind die Rima Hadley, direkt am Landeplatz von Apollo 15 gelegen, und das Vallis Schröter auf dem Aristarch Plateau im Oceanus Procellarum (dem Ozean der Stürme). Für die Beobachtung dieser Objekte benötigt man schon Teleskope ab 100mm Öffnung.

    • Rimae Hippalus

      Lineare Rillen

      Die annähernd linear verlaufenden Rillensysteme sind Bruchzonen, die sich beim Erkalten der Mondkruste gebildet haben oder aber durch das Einsinken unter hohem Gewicht größerer Gebiete der Mondkruste entstanden sind. Ein eindrucksvolles Beispiel sind die Rimae Hippalus, direkt am Ostrand des Mare Humorum (dem Meer der Feuchtigkeit) gelegen. Es sind 3 breite, parallel und leicht bogenförmig verlaufende Rillen, direkt dem Ostrand des Mare folgend. Sie sind entstanden, als der Mareboden durch das massive Gewicht der kilometerdicken Lavadecke eingebrochen ist. Sie sind bereits in kleinen Teleskopen sichtbar. Ein weiteres Beispiel für kleine Teleskope ist die Rima Ariadaeus in der Nähe von Apollo 11, sie ist das Beispiel für einen Scherbruch.

  • Das Alpental, Vallis Alpes

    Täler (Vallis):

    Täler – sowie Gebirge oder Berge – wie wir sie von der Erde kennen, gibt es auf dem Mond nicht, denn es hat nie eine Plattentektonik auf dem Mond gegeben. Es sind historische Bezeichnungen aus den Anfängen der Mondforschung. Zwei Beispiele dafür sind:

    • Vallis Alpes, das Alpental am Nordostrand des Mare Imbrium (dem Regenmeer) gelegen. Dies ist nach moderner Vorstellung ebenfalls ein Scherbruch. Beide Seiten des Tals haben sich durch Bodenverschiebungen von einander entfernt und der Boden dazwischen hat sich abgesenkt. Das Vallis Alpes ist schon in kleinen Teleskopen sichtbar. Am Boden des Tals schlängelt sich jedoch ein sinusförmiger Lavakana,  für dessen Beobachtung es mindestens 8“ Öffnung braucht.
    • Vallis Rheita. Es liegt im südöstlichen Teil, dem kraterübersäten Hochland des Mondes. Es ist nach heutiger Vorstellung eine sehr alte, verwitterte Kraterkette, ähnlich der Catena Abulfeda. Wahrscheinlich sind es sogar zwei getrennte Ketten von Kratern, denn die Richtung ändert beim Krater Young deutlich ihre Ausrichtung. Zur Beobachtung reicht ein kleines Fernrohr durchaus aus.
  • Das Apenninengebirge, ein Teil des „Kraterwalls“ des Imbrium Impakts

    Berge, Berghänge und Gebirge (Mons, Rupes und Montes):

    Wie oben schon erwähnt, gibt es auf dem Mond keine zu  terrestrischen Strukturen vergleichbare Gebirge und Berge, denn die Strukturen auf der Erde sind durch tektonische Verschiebungen der verschiedenen Erdplatten entstanden (bzw. sie entstehen noch heute) . Alles was auf dem Mond Gebirge oder Berge genannt wird, sind Überreste der gigantischen Kraterwälle der Impaktbecken.

    • Schon im Fernglas sind die Apenninen zu sehen. Es ist der südöstliche Teil des Kraterwalls des Mare Imbrium. Im Norden schließen sich die Gebirge der Alpen und des Kaukasus an. Die einzelnen Bergspitzen dieser „Gebirge“ werfen unter flacher Sonneneinstrahlung oft spektakuläre Schatten.
    • Ein weiteres schönes Beispiel ist das Rupes Altai, ebenfalls schon in kleinen Teleskopen sichtbar. Es ist ein Teilsegment des äußeren Kraterwalls des Mare Nektaris. Der Wall erhebt sich über 1000 Meter über das umliegende Gelände und beginnt am großen Krater Piccolomini und endet beim Krater Theophilus. Die Rupes Altai bilden die südwestliche Begrenzung des Mare Nectaris.
    • Am besten erhalten kann man den inneren Kraterwall des Mare Crisium (Meer der Krisen, Meer der Gefahren) erkennen. Er ist – bis auf eine Lücke im Osten mit dem Kap (Promotorium) Agarum – fast vollständig erhalten. Fernglas und kleines Teleskop sind für die Beobachtung ausreichend. Das Mare Crisium erscheint übrigens nicht nur wegen der perspektivischen Randverzeichnis oval. Es ist tatsächlich in Ost-Westrichtung elliptisch, was auf einen fast streifenden Impakt schließen lässt.
  • Der FFC Krater Posidonius und der Meeresrücken Dorsa Smirnow

    Meeresrücken (Mare Ridges, Dorsa) sind hauptsächlich in den Maregebieten schlangenähnlich verlaufende Höhenzüge, vermutlich mit Lava überflutete, innere Kraterwälle der großen Impaktbecken. Der am einfachsten zu beobachtbare Meersrücken ist Dorsa Smirnow im Mare Serenitatis (Meer der Heiterkeit). Er zieht sich vom großen FFC Krater Posidonis bis an den südlichen Rand des Mares und verzweigt sich dort. Das erstaunliche ist – extrem flaches Sonnenlicht als Vorraussetzung – dass man auch in kleinen Teleskopen hier Höhenunterschiede von nur ein paar dutzend Metern beobachten kann.

Aktiver Vulkanismus auf dem Mond

Hier wird unterschieden zwischen Lunar Domes, Plateaus, Megaplateaus und pyroklastischen Ascheablagerungen.

  • Hortensius Dome

    Lunar Domes

    Die bekanntesten sind die Hortensius Dome. Es sind sechs mit auf der Erde vergleichbaren Schildvulkane, teilweise mit Gipfelcalderen von ca. 8km Durchmesser. Die Durchmesser der Gipfelöffnungen liegen bei 1 bis 2km und erfordern für die Beobachtung Teleskopöffnungen größer 8“. Sie liegen südwestlich des großen Kraters Kopernikus und um sie beobachten zu können, muss der Lichteinfall des Sonnenlichts flach sein, denn die Höhen der Dome liegen nur bei ca. einhundert Meter.

  • Das Megaplateau Gardner und der Landeplatz von Apollo 17 mit der Region der pyroklastischen Ascheablagerungen des Taurus Littrow Gebirges

    Plateaus und Megaplateaus

    Das am einfach zu beobachtende ist das Megaplateau Gardner, am Nordrand des Mare Tranquilitatis (Meer der Ruhe) gelegen. Es ist eine vulkanische Aufwölbung von etwa 100km Durchmesser mit einer großen Gipfelkaldera. Die ganze Region ist vulkanisch geprägt, es gibt dort auch eine große Anzahl lunarer Schildvulkane. Ein weiteres Beispiel ist das Aristarch Plateau, welches wir später ausführlich beschreiben.

  • Pyroklastische Ascheablagerungen

    Zwei Beispiele, die schon mit kleinen Teleskopen oder dem Fernglas sichtbar sind: Das Landegebiet von Apollo 17 im Taurus Littrow Gebirge (Teleskop) und das große Gebiet pyroklastischer Ascheablagerungen im südöstlichen Teil des Sinus Aestuum (der Bucht der Hitze). Sie sind schon im Fernglas sichtbar. Das Gebiet liegt östlich des großen Kraters Kopernikus. Beide Gebiete lassen sich am besten bei Vollmond beobachten, denn dann heben sich die dunklen Ascheablagerungen deutlich von der hellen Mondoberfläche ab.

Nun sind fast alle relevanten Mondstrukturen, die auch in kleinen Teleskopen beobachtbar sind, beschrieben. Bleiben noch die folgenden.

Kleinere Mondstrukturen

  • Lunar Swirls:

    SWIRL Reiner Gamma

    Der englische Begriff Swirl steht in Deutsch für Wirbel oder Strudel. Es ist die Bezeichnung für sehr helle, wirbelförmige helle Formationen auf der Oberfläche des Mondes, die kein Relief haben und mit einer magnetischen Anomalie assoziiert sind. Die Strukturen sind sehr selten und können bisher noch nicht schlüssig erklärt werden. Es gibt auf der Mondvorderseite nur zwei, die für den Amateur beobachtbar sind. Die Häufigkeit auf der Rückseite des Mondes ist deutlich höher, was ebenfalls bis heute nicht schlüssig erklärbar ist.

    • Der am einfach zu beobachtende Swirl ist Reiner Gamma, dicht beim Krater Reiner auf der Westseite des Mondes gelegen. Für die Beobachtung reicht ein Fernglas oder ein kleines Teleskop aus.
    • Ebenso leicht sichtbar ist der Swirl (namenlos) nördlich des Kraters Descartes, ganz in der Nähe des Landeplatzes von Apollo 16
  • Lunar Mascons

    Das MASCON La Mont und der Krater Arago mit den beiden großen Schildvulkanen Arago alpha und -beta

    Das Wort Mascon steht als Abkürzung für den Begriff „Mass Concentration“, also in deutsch für eine Massenkonzentration und damit für eine erhöhte Gravitation. Hier gilt wie auf der Erde: große Höhlensysteme erzeugen eine geringere Gravitation, große, kompakte Massen unter der Oberfläche erzeugen eine höhere Gravitation. Alle großen lunaren Impaktbecken zeigen einen Anstieg des Schwerefeldes in ihren Zentren.

    Es gibt jedoch auf der Vorderseite des Mondes ein solches Mascon, welches auf den ersten Blick nicht mit einem Impaktbecken assoziiert ist – die Struktur LaMont. LaMont liegt östlich des Kraters Arago im Mare Tranquilitatis, nördlich vom Landegebiet von Apollo 11. Es besteht aus einem ausgeprägten System von Meeresrücken (Mare Ridges, Dorsa) und ist vermutlich ein komplett mit Lava geflutetes, kleineres Impaktbecken. Es lässt sich bereits mit kleinen Teleskopen – bei extrem flacher Sonnenbeleuchtung – beobachten. Die Struktur besteht aus einem großen kreisförmigen Meeresrücken, von dem einige – hauptsächlich nach Nord und Süd orientierte – Meeresrücken radial abzweigen. Zu vermuten ist, dass im Zentrum von LaMont unter der Kruste des Mondes eine große Masse verborgen liegt.

    Westlich und nördlich des Kraters Arago liegen zwei sehr große lunare Schildvulkane, Arago alpha und Arago beta, jeweils ca. 25km im Durchmesser.

    Interessanterweise zieht sich von LaMont eine große Anzahl vulkanischer Strukturen von sinusförmigen Lavakanälen und lunaren Domen nordwärts bis hinein in das Landegebiet von Apollo 17.

  • Imbrium Sculpture

    Originalskizze von Grove Karl Gilbert mit seiner „Imbrium Sculpture"

    Last, but not least. Der Begriff Imbrium Sculpture stammt von dem amerikanischen Geologen Grove Karl Gilbert (1843 bis 1918). Ihm fiel als erster auf, dass sehr viele lunare Oberflächenstrukturen – wie z.B. längliche, talähnliche Formationen und viele Bruchzonen und vulkanische Strukturen radial zum Zentrum des Mare Imbrium orientiert sind. Er schloss daraus auf eine Überformung der ursprünglichen Oberfläche durch einen sehr großen Einschlag, der das Imbrium-Becken schuf und die Umgebung durch das Auswurfmaterial entsprechend veränderte. Für die Gesamtheit der so durch den Imbriumimpakt geprägten Strukturen führte er in einer Publikation The Moon's face, a study of the origin of its features” im Jahr 1893 den Begriff „Imbrium Sculpture“ ein.

    Zerstörungen in der Nähe des Krates Ukert, entstanden durch dem Imbrium Impakt.

    Der Impakt, der das Mare Imbrium entstehen ließ, war der zweitgrößte Impakt in der Geschichte des Mondes (der größte Impakt – und zeitlich wesentlich später – ließ das Mare Orientale auf der Rückseite des Mondes entstehen).

    Das Mare Imbrium hat einen Durchmesser von fast 1.300 Kilometern und entstand vor ca. 3.7 Milliarden Jahren. Über 500 Millionen Jahre dauerte es, bis die bis zu 5km dicke Lavaschicht aus dem Mondinnern das gigantisch große Becken ausfüllte.

    Am einfachsten – und auch mit kleinen Teleskopen – lässt sich die „Imbrium Sculpture – in der Nähe der Krater Cäsar und Ukert und bei dem großen Krater Ptolemäus und seiner Umgebung beobachten.

    Viele der hier beschriebenen lunaren Strukturen werden ihnen bei den Beschreibungen der Apollo Landeplätze wieder begegnen. Die ausführlichen Beschreibungen von 3 ausgewählten Mondregionen sind so gewählt, dass möglichst viele der Strukturen zur annähernd gleichen Mondphase beobachtbar sind. Lesen Sie unseren Beitrag "Besonders interessante Mondregionen"

    Bildbeispiele zu den meisten hier beschriebenen Strukturen und eine kurze Einführung in den lunaren Vulkanismus können Sie hier als pdf-file herunterladen (bitte beachten Sie das Copyright).

© by Dipl.-Ing. Wolfgang Paech, Namibia im Frühjahr 2019
für die Baader Planetarium GmbH, Mammendorf


In den nächsten Monaten wollen wir Ihnen hier in loser Reihenfolge eine Reihe Tipps und Beiträge präsentieren, damit Sie die Faszination Mond selbst nachvollziehen können. Sind Sie Ready for the Moon?

 


Über den Autor: Wolfgang Paech

Wolfgang Paech

Dipl. Ing. Wolfgang Paech betreibt Astronomie seit nunmehr über 50 Jahren. Neben seinen zahlreichen Erfahrungen mit Sternwarten-Kuppeln aller Art sind seine Kerngebiete die Sonne und der Mond. Auf der Website www.chamaeleon-observatory-onjala.de finden Sie einen kompletten Mondatlas, aufgenommen mit seiner Standardtechnik. Aber auch in Sachen Deep-Sky und Planeten kann ihm, als langjährig erfahrenem Astrofotograf, niemand etwas vormachen.

Die 50+ Jahre Amateurastronomie mit vielen weiteren Bereichen, wie z.B. der Restaurierung historischer Amateurteleskope, Polarlichtreisen und vielem mehr sind auf seiner privaten Webseite unter www.astrotech-hannover.de aufbereitet.


Ein Gedanke zu „Mondstrukturen - Fotografisch und Visuell“

  • Roderich Kahn

    Sehr geehrter Herr Paech,

    Sie zeigen auf dieser Webseite "Mondstrukturen - Fotografisch und Visuell" ein Foto "Hase im Mond" mit Beschriftung "Ohren, Kopf und Körper". Ich sehe aber die Zuordnung der Maria zu Körperteilen des Hasen anders:

    Ohren - Mare Crisium
    Kopf - Mare Fecunditatis
    Vorderpfoten - Mare Nectaris
    Bauch - Mare Tranquilitatis
    Hinterteil - Mare Serentitatis

    Ich war früher Hobbyastronom und muss diese Zuordnung in Jugendjahren mal gesehen haben, vielleicht in der Zeitschrift "Die Sterne" um 1958 herum. Seitdem sehe ich den "Hasen im Mond" immer so.

    Mit freundlichen Grüßen
    Roderich Kahn

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