Mit dem Baader M68-Tilter zur perfekten Justage

Baader M68-Tilter

Baader M68-Tilter (#2458170 , € 255,-)

Baader M68 Adapter mit M68-Tilter + UFC für die QHY600M Kamera

Baader M68 Adapter mit M68-Tilter + UFC für die QHY600M Kamera

Das Baader M68 ist ein System, das viele Wünsche einfach und mit hoher Stabilität erfüllt. Alle Abstände lassen sich präzise einstellen, und mit dem Baader M68-Tilter (#2458170 , € 255,-) ist eine geniale Erweiterung des Systems dazugekommen.

Aber ich muss zuerst die Geschichte schreiben, wie ich zu diesem System kam. Der Test des Prototypen des Baader FCCT (Filter Changer Camera Tilter) für RASA 8" und QHY-Kameras (verschiedene Versionen / Varianten erhältlich) für den RASA 8 war der Moment wo ich mir wünschte, die Anschluss- und Justagemöglichkeiten für das C14 wären ebenso top. Mittlerweile kann ich die Abbildung des C14 so gut „lesen“, dass ich weiß, ob ich wirklich einen Tilt sehe und nicht nur ein Problem mit dem Abstand. Da kam natürlich der Wunsch auf, mit einem Tilter das Feld perfekt auf den Sensor zu justieren.

Ich habe diese Idee beiläufig einmal bei einem Gespräch mit der Firma Baader erwähnt und darüber diskutiert, welche Funktion damit gegeben sein müsste, damit die Abbildung des C14 EdgeHD ebenso einfach und problemlos optimiert werden kann wie die des RASA 8 mit dem FCCT. Schließlich sprechen wir von einem großen Schmidt-Cassegrain-Teleskop, und das sollte schon Vollformat bei 36,3MP können – oder nochmehr?

Dass ich immer wieder knapp dran war, aber den letzten Schliff nicht so hin bekommen habe wie ich es mir gewünscht hätte, mag auch daran liegen, das ich am C14 fünf verschiedene Kameras im Einsatz habe und jede einen Tick anderes ist, mit kleinen feinen Unterschieden in Sensorlage und -abstand (Einbautiefe). Mir war schon länger klar, dass der Abstand am EdgeHD mit einer Toleranz von 0,2mm getroffen werden muss! Noch besser wird es sogar, wenn der Fehler noch geringer ist.

Also, nun gibt es dieses kleine „M68-Tilter-Wunder“, und die Handhabung ist sehr gut! Das ändert aber nichts daran, dass die Optik wirklich sehr gut kollimiert sein muss! Denn es geht natürlich nicht, dass ein Tilter nun einfach jedes Problem löst. Wenn es aber passt, dann sind 61 Megapixel am C14 EHD möglich, mit runden Sternen von einem Eck des Bildfelds zum anderen.

Und wie reizt man 61 Megapixel am C14EdgeHD aus? Mein erster Tipp zur richtigen Vorbereitung ist, ein Celestron EdgeHD direkt bei Baader zu kaufen, denn die wissen einen wichtigen Tick mehr darüber Bescheid – ich kann nun nicht schreiben warum, aber ich weiß es.

Wenn die Optik vorbereitet und das Zubehör auf den Backfokus abgestimmt wird, muss der Abstand für das M68-System mit Tilter 0,2 - 0,3mm kürzer ausgelegt werden als der ideale Arbeitsabstand von 146,05 mm an C9,25 bis C14 EHD! Im Whitepaper zu den EdgeHD sehen Sie, welche Form die Sterne über das Feld einer Vollformatkamera haben, wenn der Abstand passt.

Tipp: Wenn es gelingt, den M68 Tilter so in das System einzubauen, dass die Schrauben am Tilter die Bilddiagonalen und Links / Rechts bzw. Oben / Unten treffen, ist es noch ein Stück einfacher, das System perfekt zu justieren!

Baader M68-Adapter + M68-Tilter + Nikon D810A

Die Kamera-Adaption mit dem M68-Tilter wird nun am EHD angebracht und der Fokus am Stern auf 99,9% genau eingestellt. Nur dann ist die Optik in „Best-Form“ und Fotografie mit bis zu 61,1MP ist machbar.

Dann setze ich die Nikon D810A an und setze den Tilter so in die Adaption ein, dass auch bei einem Wechseln der Kamera der Tilter genauso im System bleibt wie bei der Justage!

Wenn das alles wirklich steht, wird das EHD am Stern justiert, damit der Fangspiegel passt. Wichtig: Keine Justage auf 99%, sondern eine auf 99,9%! Das kann zu jeder Mondphase bei wirklich GUTEM Seeing gemacht werden. Danach kommt dann der Tilter an die Reihe.

Was muss gemacht und beachtet werden?

Baader M68-Tilter am C14 / Einsatz und Kontrolle im Feld bei Vollformat und 36,3MP

Der Baader M68-Tilter am Celestron C14 EdgeHD. Einsatz und Kontrolle im Feld bei Vollformat und 36,3MP.

Ich verwende eine feste Taukappe, die an den zwei 3“ Schienen am C14 exakt anliegt. Somit ist sie nicht „schief“ – das habe ich kontrolliert! Um den Feld-Tilt besser zu sehen, nehme ich eine Bathinov Maske zur Hilfe. Diese lege ich auf die Taukappe (plan und nicht abstehend) auf und stelle den Fokus ein, danach kommt eine Aufnahme von ca. 30 Sekunden, damit ich das Feld beurteilen kann. (Die Nachführung muss TOP sein, denn sonst justiert man auf diesen Fehler zusätzlich!)

Nun kann ich mir die schlechteste Bildecke vornehmen, in der die Maske die größte Abweichung zeigt. Ich bewege den Stern in die Bildecke und verändere NICHTS am Fokus! Dafür ist es ideal, wenn ich den M68 Tilter zuvor an den Achsen des Sensors ausgerichtet habe (soweit möglich). Denn nun suche ich mir die richtige Stellschraube mit einfachem Ausprobieren heraus – also durch Drehen an einer Schraube und sehen was passiert!

Verändert sich die Art der Abbildung so, dass die mittlere Linie des Bathinov-Bildes zur Mitte hin oder von ihr weg wandert, dann ist es die richtige Schraube. Tut sich nichts, dann ist die gewählte Schraube nicht in dieser Bildecke wirksam. Ja, diese Methode ist mit etwas Aufwand verbunden, und die Praxis musste ich mir erst erarbeiten.

Tipp: Als weitere Hilfe kann die Bathinov Maske um 90° gedreht werden, um die Abweichung klar zu sehen, wenn es notwendig ist.

Schreiben Sie alles mit, notieren sie jeden „Dreh“ an einer Schraube und ganz wichtig: Wenn Sie eine Schraube eine Bildecke zuordnen können, dann machen sie sich dazu Skizzen. Eine Skizze zeigt die Lage des M68-Tilters im M68 System. Geben sie jeder Schraube eine NUMMER und tragen sie diese Nummer dann in die zweite Skizze ein, die den Sensor darstellen sollte. Also Schraube 1 wirkt… Dann haben sie diese Übung abgeschlossen!

Nach jeder zweiten Schraube die für die Justage verwendet wurde gilt: Den Stern wieder genau in die Mitte stellen und fokussieren! Denn je näher man dem Idealzustand kommt, desto geringer wird die Abweichung der Mittellinie! Deshalb muss der Fokus exakt sitzen, dann erkennen Sie immer wieder die eine Bildecke, die noch korrigiert werden muss. Dieses Abfolge wird durch Testaufnahmen unterbrochen, also 30 Sekunden belichten und die schlechteste Bildecke suchen! Das Ganze endet an dem Punkt, wo alle Bildecken zu 99% ideal sind;

Wenn der Abstand durch die 0,2 - 0,3mm Verkürzung dazu führt, das die Sterne in den Bildecken leicht länglich sind (eiförmig nach Außen!), dann muss nun der Abstand um 0,2 - 0,3mm verlängert werden. Dazu bietet die Firma Baader M68 Fein-Abstimmringe aus Aluminium (0,3 / 0,5 / 1 mm) an. Damit ist dies schnell erledigt. Anschließend: Erneut fokussieren und das Feld überprüfen, aber diesmal ohne Bathinov Maske! Für den Fall, dass es eine Abweichung gibt, einfach noch einmal justieren, die Skizzen sollten das leichter machen!

FAZIT:

Tipp: Kontrollieren sie im Setup der Kamera, ob der Treiber beim Download automatisch einen Flip oder eine Rotation macht – wenn die Bilder automatisch gedreht werden, wird die Zuordnung der Schrauben nicht einfacher! Je nachdem können Sie diese automatische Bilddrehung deaktivieren!

So lässt sich das gesamte System justieren; wenn der M68-Tilter mit der Kamera abgenommen wird, bleibt die Justage auch beim Kamerawechsel erhalten. Mit dem Tilter bietet das M68-System nun nicht nur die Möglichkeit, auch schweres Zubehör stabil und vignettierungsfrei zu befestigen, sondern wird um die Möglichkeit der einfachen und stabilen Justage erweitert.

 Iris NGC 7023 bei 3910mm und der Nikon D810A

Iris NGC 7023 bei 3910mm und der Nikon D810A


Über den Autor: Christoph Kaltseis

Christoph Kaltseis

Christoph  ist nicht nur Adobe Photoshop Spezialist und als Nikon Professional für Nikon unterwegs, sondern auch ein erfahrener Astrofotograf. Er gehört zu den Gründern der Central European DeepSky Imaging Conference (www.cedic.at), die seit 2009 regelmäßig alle zwei Jahre in Linz stattfindet.

Neben seiner diversen Projekten hat Christoph mit APF-R (Absolute Point of Focus) in den letzten Jahren einen neuartigen Bildschärfungsprozess entwickelt. Die Prozedur ist dabei nicht immer gleich, sondern wird auf die Kombination von Objektiv und Kamera angepasst. Daher war eine flexible Methode nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

In seiner Karriere als Astrofotograf hat Christoph auch bereits einige APODs (NASA Astronomy Picture of the Day) erstellt, z.B. die mit APF-R bearbeitete Aufnahme der M33 Galaxie oder das Herz des Orionnebels (M42).


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