Takahashi stellt hervorragende Teleskope her, die bei der Adaption von Zubehör jedoch teilweise eigene Wege gehen und ihre Tücken haben können. Insbesondere die Verwendung eines Bino-Ansatzes am Takahashi Mewlon warf immer wieder Fragen auf, und da wir keine Takahashi-Teleskope vertreiben, konnten wir das auch nicht selbst einfach ausprobieren.
Umso dankbarer sind wir unserem Kunden Maiko, der das Baader MaxBright® II Binokular inkl. Koffer (#2456460 , € 479,-) erfolgreich am Mewlon 180 C anbringen konnte und uns Rückmeldung zu seinem Setup gab. Wir danken für die Information und wollen die benötigten Teile hier auch noch kurz vorstellen.
Zum Einsatz kamen neben dem Mewlon 180 C:
- Baader Steckanschluss 2" / T-2 (M48) mit Safety Kerfs (#2458130 , € 45,-)
- T-2 / 90° Zenitprisma mit 32mm Prisma (#2456005 , € 110,-)
- Baader TQC Schwerlast T-2 Schnellwechsler (T-2 Bauteil #6A) (#2456313A , € 80,-)
- Baader MaxBright® II Binokular inkl. Koffer (#2456460 , € 479,-)

Takahashi Mewlon 180 C mit MaxBright II Binokularansatz
Natürlich geht es nicht nur darum, das Bino mechanisch zu adaptieren, man muss auch in den Fokus kommen – am Mewlon langt dafür schon der 1,25x Glaswegkorrektor. Weiterer Vorteil eines Glaswegkorrektors: Er greift das Lichtbündel "weiter hinten" im Strahlengang auf, wo es schmaler ist, sodass Vignettierung vermieden wird.
Und in der Praxis? Da überzeugt diese Kombination voll und ganz, wie der folgende Beobachtungsbericht belegt.
Wir danken für die Info bezüglich der Adaption an der Mewlon und wünschen viele klare Nächte!
Beobachtung mit dem Mewlon 180 C auf dem Dach. 17/18. Mai 2023
Eigentlich wäre gestern eine viel bessere Nacht für den ersten Deep Sky Einsatz mit dem Mewlon 180 C gewesen: SQM zeigte 21,2 bis 21,3 MPSAS - und das auf dem Dach inmitten einer Kleinstadt! Die Milchstraße war klar, deutlich strukturiert, schätze, es korrespondierte mit gutem Bortle 4 Himmel.
Nun ja, also nutzte ich erst die Nacht darauf: SQM zeigte 20,6 MPSAS, die Milchstraße kaum strukturiert, leicht verwaschen, schätze zwischen Bortle 4 und Bortle 5.
Am Mond und Planeten hab ich die Kombi aus HEQ 5, Mewlon 180 C und dem Baader Train, bestehend aus MaxBright II, BBHS T2 Prisma, 1,25 x GWK, Ringschwalbe und Schwerlastadapter einige Male erprobt. Mit den Panoptic 24mm und den Nagler 12mm T4, auf 1,25“ modifiziert, waren gute bis sehr gute Momente am Mond dabei. Wenn kurz die Schärfe zu guten Seeingmomenten kommt, ist der Anblick atemberaubend. Leider warte ich dieses Jahr bis jetzt vergeblich auf gutes Seeing (das länger als ein paar Sekunden anhält). Vergangenen August und September hatte ich Bedingungen, die wunderbare Jupiter – und Saturnbeobachtungen (damals noch monokular) ermöglichten, auch vom Dach aus. Saturn war teilweise wie auf einem Foto bei 240 fach im Nagler 9mm, bei ca 20° Höhe über dem Horizont. Etliche Jahre zuvor hatte ich eine spektakuläre Mondbeobachtung mit dem Mewlon im April bei 180fach: Kontrast und Schärfe waren überwältigend, das Bild wie ausgestochen… so hoffte ich, dass in diesem Frühjahr das Seeing mitspielt… nun ja, vielleicht, wenn die Morgensichtbarkeit von Saturn und Jupiter beginnt.
Nach Aufbau und Poljustage wollte ich mit M3 beginnen. Dies gelang nicht. Mit M13 kämpfte ich, bis ich ihn im Okular hatte. Warum? Wegen GOTO-Verweigerung bzw. Purismus…
Um das Setup Gotofrei binokular nutzen zu können, braucht es einige Lösungen. Beim Schwenken muss das System in guter Balance sein, bei gelösten Klemmen. Dies geht jedoch nur, wenn das Bino stets in derselben Position ist. Ich habe mich entschieden, es in Achsenrichtung als Ausgangsposition zu bringen. Dabei wird der 30mm Sucher verdeckt. Im von mir angebrachten Rigel-Sucher stelle ich das Objekt grob ein. Dann werden die Achsen geklemmt. Danach kann das Bino vorsichtig in Beobachtungsposition rotiert werden. Mit dem Mewlon-Sucher kann dann genauer eingestellt werden, Korrekturen jeweils über die Motoren.
Dies funktioniert bei Mond und Planeten recht gut, bei Deep Sky Objekten würde ich von der Methode abraten. Neben den üblichen Einblicksproblemen, der begrenzten Sichtbarkeit der Objekte im Mewlon-Sucher und Verrenkungen bei Nutzung beider Sucher kommt Frust auf, wenn man im Mewlon Sucher raten muss, in welche Richtung das unsichtbare Zielobjekt relativ zum unsichtbaren Fadenkreuz per Trackingmotoren im Schneckentempo bewegt werden muss.
Da empfiehlt es sich für die Meisten, monokular mit langbrennweitigem Okular Goto zu initialisieren, so dass es genügend genau ist, um binokular bei der niedrigsten Vergrößerung das Objekt in die Okulare zu zaubern.
Nun, M13 bei ca. 110fach binokular war ein Genuss: Himmelshintergrund recht dunkel, unzählige Sternchen im Haufen. Bei 220fach ging das Licht naturgemäß aus.
M92 war ein Gedicht. Mir entfuhr ein: „Was für ein süßer, kleiner Haufen.“ An selbigen war 220fach eher nutzbar, aber auch nicht wirklich gut. Ich meine, dieser Bereich ist an diesem Teleskop doch eher Mond und Planeten bei wirklich gutem Seeing vorbehalten.
Für eine höhere Vergößerung binokular, die mittlerem Seeing, bzw helleren Deep Sky Objekten entspricht, werde ich ergänzend wohl in Richtung 16/17mm gehen, bei 16 mm landet man bei ca 169fach…
Es hatte etwas sehr berührendes, auf dem Dachgarten meiner Kleinstadt um 3 Uhr morgens M92 aufgelöst mit beiden Augen fast schon meditativ genießen zu können.
Der Mewlon ist ja vorrangig als Planetengerät bekannt, ich ermutige aber dazu, helle, kompakte Deep Sky Objekte zu versuchen.
Monokular hatte ich im Mewlon unter mittlerem Bortle 4 Himmel im Umfeld schöne Beobachtungen von M13, M92, M57 und dem Eskimonebel.
Binoansätze sind ja ebenfalls häufig auf Planeten- und Mondbeobachtung ausgelegt.
Auch hier empfehle ich am Mewlon hellere Deep-Sky-Objekte zu versuchen. Es kann sich sehr lohnen.Da ich ohne Goto unterwegs bin, ist für mich der schnelle Wechsel zwischen dem Bino-Ansatz und einem 2"-Okular zum einfacheren Auffinden der Objekte wichtig. Auch dafür habe ich nun eine funktionierende Kombination gefunden:
Mewlon 180 C auf HEQ 5 im reinen Nachführmodus monokular vs Maxbright II Baader Planetarium
Es scheint, als sei mein Mewlon Setup nun soweit, dass es meinem Beobachtungsstil entspricht.
Equipment:
- Mewlon 180 C mit Rigel Quickfinder nachgerüstet.
- ScopeStuff FineFocusKnobTelevue Everbrite 2“ Zenitspiegel
- LVW 42mm Okular, Nagler 22 T4, Nagler 12 T4
- Baader Planetarium Maxbright II Binoansatz GWK 1,25 x, Zeiss Wechsler, Schwerlastadapter, T2-BBHS Prisma
- Panoptic 24mm Okulare, Nagler12mm T4, modifiziert auf 1,25“
Erste Nacht, 11. Juni 2023 ab kurz nach Mitternacht:
Mein Ziel war es, mit dem Mewlon eine Lösung zu finden, um schnell zwischen Mono-Setup und Bino-Setup wechseln zu können. Zum einen, um an die Bedingungen angepasst optimal beobachten zu können, zum anderen, um Mitbeobachtern die Option zu ermöglichen, den „einfacheren“ Weg der Mono-Beobachtung zu gehen, und dann selbst mühelos binokular beobachten zu können. Außerdem habe ich den Ehrgeiz entwickelt, ganz klassisch ohne Goto mit dem beschriebenem Setup Objekte aufzufinden und wahlweise monokular oder binokular beobachten zu können.
Der Beobachtungsplatz ist mein kleinstädtischer Dachgarten, welcher mich mit einigen Nächten sehr guten Seeings überzeugte.
In der Dämmerung baute ich entspannt im T-Shirt auf. Es ist wohl Sommer geworden. Einnorden erfolgte mit der Kochab-Methode. Stromquelle ist der Celestron-Powertank. Erstes Objekt war M13. Ihn fand ich recht leicht mit Rigelsucher und LVW 42 Okular. Dann wechselte ich zum Bino. M13 war kurz schön zu sehen, dann zog Nebel auf. Die Fokusdifferenz zwischen mono ist spürbar, aber bei weitem nicht dramatisch. In allen Konstellationen komme ich mühelos in den Fokus.
Ich pausierte entspannt, schaute ein paar Mal nach. Schließlich verzog sich der Nebel, erneut suchte ich M13 auf. Bei 113x in den Nagler 12 war er recht ansehnlich. In ca 30 Minuten blieb er einigermaßen in der Bildmitte, was für eine akzeptable Einnordung spricht.
M3 war etwas schwieriger zu finden. Schließlich gelang es. Bei 113fach und schon recht tief stehend nicht so spannend.
Hingegen war M92 ein Genuss: Feine Sterne im Binoansatz, wieder bei 113fach. Wunderbar, dies vom heimischen Dach aus erleben zu dürfen! Eine Rückkehrfeier der Nachbarn lenkte ein wenig ab.
Nach einer Pause versuchte ich mich am Saturn. Gegen 3:30 Uhr stand er etwas über 15° hoch, natürlich noch zu niedrig. Dennoch recht angenehm bei 113x, immer wieder ein paar ruhige Momente. Dann versuchte ich mutig die 12er bei 225x. Erstaunlicherweise gab es trotz Seeing recht passable Phasen. Cassini-Teilung, Ringschatten, Färbung der Wolkenbänder gut sichtbar. Mehr bei besserer Position und besserem Seeing. Saturn war ein Grund, den Mewlon zu binokularisieren. Merkwürdigerweise erschien er mir bei 225x als gar nicht so groß... wenn nur das Seeing ein wenig zuverlässiger wäre...
Alles in Allem ein erfolgreicher Start. Wunderbar, was mit der Binokombination aus Takahashi und Baader möglich ist.
Immer mal wieder lese ich von Back-Fokus-Problemen. Ich möchte ermutigen, am eigenen Mewlon herauszufinden, ob es nicht doch gelingt, erfolgreich ein Binosetup zu installieren und auch für Deep Sky zu nutzen.
Bei mir scheint es sehr gut zu gelingen.
Maiko