Kreisrunder Merkur nahe der oberen Konjunktion mit dem Baader APO Travel-Companion 95/580

Von unserem Kunden Jörg Schoppmeyer erreichte uns dieses ungewöhnliche Bild: ein kreisrunder Merkur, kurz nach der oberen Konjunktion und nur 1,8° von der Sonne entfernt!

18.08.2020 : Merkur nahe der oberen Konjunktion mit dem Travel-Companion 95/580, © Jörg Schoppmeyer

18.08.2020 : Merkur nahe der oberen Konjunktion mit dem Travel-Companion 95/580, © Jörg Schoppmeyer

 

Merkur ist traditionell ein schwieriges Beobachtungsobjekt. Der Grund: Merkur steht immer nahe bei der Sonne und ist mit bloßem Auge nur kurz nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang zu sehen, wenn er maximalen Abstand von der Sonne hat. Der Legende nach hat sogar der große Astronom Johannes Kepler ihn nie mit eigenem Auge gesehen - aber Kepler hatte auch kein modernes Teleskop mit Zubehör von Baader Planetarium...

Bei der Jagd nach Merkur steht die Sonne am Bildrand - mit dem 2"-Prisma besteht dennoch keine Gefahr für den Tubus.

Bei der Jagd nach Merkur steht die Sonne am Bildrand - mit dem 2"-Prisma besteht dennoch keine Gefahr für den Tubus.

Am 18. August 2020 richtete Jörg Schoppmeyer seinen BAADER APO 95/580 CaF2 Travel Companion (#2300095 , € 4495,-) auf Merkur. Da der kleine Planet nur 1,8° neben der Sonne stand, mussten hier alle Filter eingesetzt werden, die auch zur sicheren Sonnenbeobachtung nötig sind. In diesem Fall war das ein 2" Cool-Ceramic Safety Herschelprisma, wobei der zusätzliche ND-Filter durch einen Baader Kontrast-Booster 2" Filter ersetzt wurde.

Perfekt ausgestattet für die Jagd nach dem sonnennahen Planeten

Perfekt ausgestattet für die Jagd nach dem sonnennahen Planeten

Würde es tatsächlich möglich sein, den kleinen Merkur mit einer Helligkeit von nur -1,8mag neben der viel helleren Sonne zu sehen sein? Dazu braucht es maximalen Kontrast ohne Streulicht - weder aus dem Inneren des Teleskops noch von außen. Schatten für den Beobachter spendete ein auf den Tubus aufgesetztes Schattenblech, für maximalen Bildkontrast sorgte der Herschelkeil. Die Keramikplatte der Hitzefalle zeigt auch immer zuverlässig die Position der Sonne an - nicht, dass sie dem Tubus zu nahe kommt und das Innere des Teleskops versengt! Mit einem 1,25"-Herschelkeil wäre dieses Experiment nicht möglich gewesen.

Mit dem üblichen Graufilter zur zusätzlichen Lichtdämpfung war Merkur nicht zu sehen. Den Durchbruch brachte der Kontrast Booster, mit ihm war es viel einfacher, das kleine Planetenscheibchen im Bild zu finden und dann auch fotografisch festzuhalten.

Wir können zu dieser seltenen Aufnahme nur gratulieren - wann sieht man Merkur schon einmal nicht als Sichel in "bequemem" Abstand von der Sonne, sondern als "Voll-Merkur" hinter der Sonne?

ACHTUNG

In solcher Sonnennähe ohne Sonnenfilter zu arbeiten birgt das Risiko, dass versehentlich Sonnenlicht in das Teleskop gerät, was bei visueller Nutzung zu sofortiger Erblindung führt! Wir raten Ihnen deshalb von der Nachahmung ab.
Herschelprismen müssen immer mit zusätzlichen Lichtdämpfungsfiltern betrieben werden. Die vom Prisma zum Okular reflektierte Energie ist noch um den Faktor 1000 zu hoch. Aus diesem Grund bieten wir unsere Sicherheits-Herschelprismen nur mit eingebautem ND 3.0 Dämpfungsfilter an. Die fotografische Version beinhaltet noch weitere ND-Filter zur selektiven Lichtdämpfung. Bitte nur mit größter Vorsicht verwenden.

 


Über den Autor: Alexander Kerste

Alexander Kerste

Alex ist von Haus aus studierter Biologe und arbeitet als Freiberufler unter anderem als Autor, Berater und Übersetzer. Nach dem Studium und der Veröffentlichung des Kosmos Sternkarten-Sets im Jahr 2004 war er unter anderem regelmäßiger freier Mitarbeiter bei Astronomie Heute und dem Jahrbuch Der Himmel für den Spektrum-Verlag in Heidelberg. Er betreut die Einsteigerkurse auf www.Astronomie.de und ist seit 1993 ehrenamtlich auf der Heilbronner Robert-Mayer-Sternwarte aktiv. Seitdem hat er eine Reihe von Büchern veröffentlicht, über Celestron-Teleskope ebenso wie über Digiskopie und zuletzt Astrofotografie. Eines seiner Bücher über Astronomie mit dem Fernglas ist auf freebook.fernglasastronomie.de auch frei zugänglich. Außerdem betreut er Nordlicht-und-Sterne-Reisen auf der Hurtigrute – auch diese wurden in einem Reiseführer verarbeitet, die Reiseberichte gibt es auch in seinem Blog auf kerste.de.


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