Kometen-Filter

Kometen leuchten auf zwei Arten

Hintergrund: © Johannes Schedler, www.panther-observatory.com

Hintergrund: © Johannes Schedler, www.panther-observatory.com

Der Hauptanteil des leuchtenden Kometenschweifs besteht aus reflektiertem und gestreuten Sonnenlicht welches von der Staubfahne des Kometen reflektiert wird - auch Staubschweif genannt.

Zusätzlich bildet sich oft auch ein Gas-Schweif, je nach der Masse an Gas welche der jeweilige Komet emittiert. Dieses Gas wird durch die Energie des Sonnenwindes ionisiert (zum Leuchten angeregt). Dieser Ionenschweif leuchtet bevorzugt in den Linien OIII (501nm) und Cyan (511 und 514nm).

Will man nun den Kometen am Himmel hervorheben muss man bei der Wahl geeigneter Filter folgendes berücksichtigen:

Hinsichtlich des Staubschweifes gibt es keinerlei Möglichkeit, nur die dominanten Lichtanteile herauszufiltern (wie bei Emissionsnebeln z.B. in H-alpha) und die anderen Wellenlängen einfach zu blocken.

Hier verhält es sich wie bei der Galaxienbeobachtung - es hilft nur, den Anteil der Lichtverschmutzung abzublocken /bzw. zu reduzieren und das restliche Licht möglichst ungeblockt durchzulassen. Natürlich wird dabei bei schwachen Kometen die Helligkeit des Staubschweifes auch etwas geschwächt, aber die Himmelsaufhellung/Lichtverschmutzung wird drastisch stärker unterdrückt. Dadurch steigt der Kontrast und der Komet hebt sich wesentlich deutlicher gegen den Himmelshintergrund ab.

Bei helleren Kometen bieten sie einen höheren Gewinn, da sie im Gegensatz zu den Galaxien eine Lichtabschwächung problemlos verträgt. Natürlich hilft dies nur, wenn der Hauptanteil des Störlichts durch künstliche Lichtverschmutzung verursacht wird und nicht etwa durch die atmosphärische Dämmerung kurz nach Sonnenuntergang. Somit eignet sich in Stadtnähe der klassische Breitband Deep Sky Filter (Baader UHC-S) hervorragend für die Beobachtung aller Kometen, vor allem in der fortgeschrittenen Nacht. Engbandige Linienfilter sind dagegen hinsichtlich der Staubkomponente zu meiden.

Baader-Neodymium-Filter mit UV/IR Blocker

Baader-Neodymium-Filter mit UV/IR Blocker

Ein weiterer Störlicht-Anteil ist das atmosphärische Airglow-Phänomen und ggfs. das Mondlicht. Vor allem an stadtfernen, dunklen Standorten kann ein Moon&Skyglow-Filter (Baader-Neodymium-Filter mit UV/IR Blocker) gegen diese Lichtquellen einen besseren Effekt bringen als ein reiner Deep Sky Filter. Auch liefert ein solches Kontrastfilter durch seine gleichmässigere Spektralkurve ein natürlicheres Bild.

Eine ähnliche, jedoch noch deutlichere kontraststeigernde Wirkung bietet der Baader Semi-APO-Filter welcher das gleiche Glassubstrat wie der Moon&Skyglow-Filter beinhaltet, wo jedoch noch ein aufwändiges Beschichtungssystem den blauen Spektralanteil zusätzlich dämpft und den Staubschweif noch stärker vor dem Himmelshintergrund hervortreten lässt.

Vor allem in der hellen Dämmerung (nicht umsonst Blaue Stunde genannt), direkt nachdem der Komet wieder hinter der Sonne hervorkommt (nach dem Periheldurchgang - wenn alle Kometen mit Abstand am hellsten sind) ist es besonders wichtig, den hohen Anteil blauen Lichts in der Atmosphäre zu dämpfen um den Kontrast zu steigern. Dies gelingt besonders gut mit dem Baader FringeKiller-Filter. Die meisten Kometen weisen auch den blau-leuchtenden ionisierten Gasschweif auf; daher werden die oft zur Neutralisierung des blauen Lichts empfohlenen Breitband-Rotfilter keinen positiven Effekt haben.

Das eigentlich für einfach aufgebaute Refraktoren entwickelte Baader FringeKiller-Filter bringt hier vor allem den Vorteil, dass es den blauen atmosphärischen Schein unterdrückt aber trotzdem bei dem für den Gasschweif so wichtigen OIII und Cyan die volle Transmission erhält, insbesondere weil eben dieses Filter das visuelle Spektrum ansonsten nicht dämpft.

Hinsichtlich des Ionen- bzw. Gasschweifs besteht die Möglichkeit, diese diskreten Linien ionisierten Gases über engbandige Linienfilter mit maximalem Kontrast einzufangen, leider sind diese Emissionslinien jedoch von Komet zu Komet verschieden. Theoretisch bräuchte man also dazu einen individuell auf das jeweilige Kometenspektrum zugeschnittenen schmalbandigen Linienfilter. Dadurch wäre so ein Filter erst viel zu spät - nach dem Durchgang des Kometen kommerziell erhältlich. Und es wäre evtl. beim nächsten Kometen schon nicht mehr gleichermaßen effektiv, wenn bei diesem Kometen der Gasschweif auch nur in einem geringfügig anderem Bereich des Spektrums leuchtet. Als wahrscheinlichste, also vielversprechendste Linien gelten die oben genannten 500-514nm spektraler Bandbreite. Zur Hervorhebung des Gasschweifs in diesen Wellenlängen eignet sich ein breiter, vor allem etwas zum Roten hin offener OIII Filter (Baader visueller 10nm O III-Filter). Da dieser Baader Filter auch für die Verwendung an hoch geöffneten Teleskopen konstruiert wurde (solche Teleskope erzeugen eine ZWL-Blauverschiebung) weist er diese auch für Kometen günstige leichte Rotverschiebung auf.

Fazit

Wenn wir obige Situation mit den derzeit erhältlichen Filtern betrachten lässt sich folgendes Fazit ziehen:

Das Baader Neodymium Moon&Skyglow-Filter ist für die Dämmerung und für eine natürliche Bildwiedergabe - vor allem des Staubschweifs - sehr gut geeignet. Er wäre auch bei gasreichen Kometen generell die erste Wahl, wenn er nicht zugleich die Cyan-Linien deutlich dämpfen würde. Dennoch dämpft es den Hauptanteil des Kometenlichts nur sehr geringfügig und soll daher als preisgünstigster Einstieg in die Kometenbeobachtung mit kontraststeigernden Filtern besonders empfohlen werden.

Insbesondere das gegen die Lichtverschmutzung in Städten entwickelte Baader UHC-L / Ultra-L-Booster Filter dürfte als Universalfilter den größten Effekt haben, vor allem nach dem Ende der Dämmerung. Denn zusätzlich zu seiner starken Dämpfung der stadtnahen Lichtverschmutzung hebt er die oben genannten Gaslinien der Kometen ebenfalls durch sein weites OIII Fenster hervor.

In der Praxis noch nicht verifiziert (mangels grosser Kometen) kann das Baader Semi APO Filter, besonders in der Dämmerung, hocheffizient sein. Dieser Filter vereinigt alle guten Eigenschaften des Baader Moon&Skyglow-Filters, zusätzlich jedoch beschneidet er auch den blauen Bereich des Spektrums, also das Dämmerungsstörlicht. Fotografisch ist noch die perfekte Blockung aller UV- und IR-Anteile des Spektrums von Vorteil für alle, die Kometenfotografie betreiben wollen.

Ebenfalls für die Dämmerung, also die 'Blaue Stunde' eignet sich das Baader FringeKiller-Filter (ein technisch stark weiterentwickeltes Minus-Violett-Filter), denn er schwächt ausschließlich dieses Blau und blockt gleichzeitig den fotografisch schädlichen UV- und IR-Spektralbereich, ohne jedoch den wichtigen OIII und Cyananteil des Gasschweifs in irgendeiner Weise zu dämpfen. Da er den Blauanteil nur dämpft und nicht vollständig blockt, bleibt die Farbbalance erhalten.

Alle oben genannten Filter eignen sich besonders dazu, entweder den Staubschweif besonders hervorzuheben, oder sie betonen den Gasschweif gleichermaßen. Der letzte Filter dieser Auflistung ist nur dazu vorgesehen, den Gasschweif stärker als den Staubschweif hervorzuheben.

Das visuelle Baader 10 nm OIII Filter wird genau für die Beobachtung des Gasschweifs nicht nur visuell sondern auch fotografisch interessant, besonders wenn man digitale Aufnahmen mit verschiedenen Filtern erstellt und diese sodann am Rechner kombiniert.

Theoretisch könnte man auch mit Polarisationsfiltern die Himmelshelligkeit abdunkeln, aber der Positionswinkel der Kometen zur Sonne spricht natürlich dagegen. Fast mit Sicherheit werden Polfilter daher wirkungslos bleiben.

Das Fazit aus obigen Überlegungen kann nur sein, spontan auf die jeweilige Situation zu reagieren und alle Filteroptionen bereit zu halten. Helle Kometen sind selten – dann empfiehlt es sich, auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein.

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Über den Autor: Martin Rietze

Martin Rietze

Martin ist seit über 30 Jahren begeisterter Amateurastronom. Er hat 9 totale Sonnenfinsternisse und viele weitere Himmelsobjekte, darunter viele Kometen, abgelichtet. Von seinen unzähligen Auslandsreisen bringt er immer wieder Fotos des Sternenhimmels vor unglaublicher Kulisse mit. Seine Hauptleidenschaft gilt jedoch der Vulkanfotografie, hauptsächlich hierfür reist er um die ganze Welt. Seine absolut begeisternden Bilder findet man auf seiner privaten Webseite www.mrietze.com, eines seiner Vulkanbilder hat es sogar zum NASA APOD geschafft. Mit seinem Kollegen Michael Risch hat er für "Color Foto" Kapitel für die Bücher Fotoschule und Extremfotografie verfasst.

Bei Baader Planetarium ist Martin, als gelernter Elektronik-Ingenieur, im Sternwarten-Projektteam für die Kuppelelektronik- und Computerinstallation in Sternwarten und Forschunsstationen weltweit verantwortlich und hat z.B. Kuppeln im Nordpolarkreis sowie in der Antarktis mit geplant und dort aufgebaut. Ebenso ist er mit der CCD Technik von DSLR Kameras und allen Arten von Optiken bestens vertraut.