Komet Wirtanen - ist er der "Weihnachtskomet" 2018?

Bald ist es soweit: in wenigen Tagen wird Komet 46P/Wirtanen am Abendhimmel ein Beobachtungsobjekt für Ferngläser und kleine Teleskope. Wenn er Ende November vom Sternbild Eridanus nach Norden in den Stier wandert, wird er immer besser sichtbar, bis er schließlich Mitte Dezember zur Erd- und Sonnennähe zwischen dem hellen Stern Aldebaran im Stier und den Plejaden hindurchzieht. Besser kann ein Komet am abendlichen Winterhimmel eigentlich nicht positioniert sein. – dennoch gibt es einiges zu beachten, was das Auffinden des Kometen erschwert:

Einen ähnlichen Anblick wie die des Kometen Hale-Bopp im Jahr 1996 dürfen wir leider nicht erwarten | Analogaufnahme © Michael Risch

  1. Komet Wirtanen wird zwar mit ca +4m eine Helligkeit erreichen die es ermöglichen könnte ihn mit bloßem Auge zu sehen. Dennoch ist das immer noch 4 - 5 Größenklassen weniger als bei spektakulären "großen" Kometen" wie z.B. Hale Bopp oder Hyakutake vor etwas über 20 Jahren, wir dürfen also nichts Vergleichbares erwarten. Wirtanen wird kein Objekt das man "sofort" sieht, wenn man zum Himmel hochschaut. Man muss sich etwas Mühe geben ihn aufzufinden und zu sehen.
  2. Wirtanen kommt der Erde sehr nahe und wird deshalb am Himmel sehr groß, vermutlich mehrere Vollmond-Durchmesser. Das hört sich toll an, ist aber dennoch problematisch. Denn sein Licht wird über diese große Fläche verteilt, die Flächenhelligkeit der Kometenwolke oder gar des Schweifs ist demzufolge gering. Der Himmel muss also sehr dunkel sein, damit der Versuch Sinn macht, ihn mit bloßem Auge aufzusuchen. Für die Beobachtung eines so flächigen Objektes empfehlen sich hauptsächlich Ferngläser mit geringer Vergrößerung. Mit einem Teleskop kann man jedoch versuchen Details wie z.B. Gasausströmungen in der Kernregion, sogenante "Jets", zu sehen oder gar zu fotografieren
  3. Komet 46P/Wirtanen lässt links bereits einen leichten Schweif erkennen | © Damian Peach am 08.11.2018

  4. Der Komet hat zwar jetzt schon einen Schweif, dessen Ausrichtung kann vorhergesagt werden wie in der obigen Karte eingezeichnet. Aber auch hier gilt, das es einen sehr dunklen Himmel braucht, ob man den Schweif dann mit dem bloßen Auge oder Fernglas sehen wird, und wie er genau aussieht, kann zur Zeit nicht prognostiziert werden. Von einem dünnen, langen Gasschweif der nur fotografisch sichtbar zu machen ist, bis zu einem deutlicheren Staubschweif der visuell erkannt werden kann, ist alles möglich.
  5. Ausgerechnet um die Zeit wo der Komet am hellsten ist, also bei Erdnähe und Sonnennähe, wird der Mond hoch an den Himmel steigen und mit seinem hellen Licht das fahle Leuchten der Kometenwolke überstrahlen. Daher ist vermutlich in den Tagen vor der Erdnähe sowie ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag die günstigste Zeit um den Kometen zu beobachten oder zu fotografieren.

    Korrektur: Bis zum 19. Dezember kann der Komet noch sehr gut beobachtet werden. Vielen Dank an Daniel Fischer, der uns hierauf hingewiesen hat. Weitere detailliertere Infos auf seinem Blog-Post: skyweek.wordpress.com


Alle Infos zur Kometenbeobachtung und interessante Beobachtungs-Sets dazu haben wir Ihnen in unserem Beitrag Sind Sie bereit für den Weihnachtskometen vorgestellt.


Über den Autor: Michael Risch

Michael Risch

Seit er als kleines Kind die letzte Mondlandung gesehen hat, interessiert sich Michael für Astronomie und Raumfahrt.1981 wurde er Mitglied im Verein der Amateurastrononen des Saarlandes und hat als Vorstandsmitglied den Aufbau der Sternwarte Peterberg begleitet. Als Mitbegründer und erster Webmaster von www.astronomie.de hat er zahlreiche Ideen und Berichte zu astronomischen- und Raumfahrtthemen zum ersten deutschen Astronomieportal beigesteuert. In der Praxis hat er sich mit Planeten- und Kometen, Sonne, Deep Sky- sowie TWAN-Style Fotografie befasst, auch auf Fernreisen u.a. zu 7 totalen Sonnenfinsternissen. Als langjähriger wissenschaftlicher Lektor hat er "Nordlicht und Sterne" Reisen in den Polarkreis geleitet. Michael hat viele eigene Fotos und Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht und mit seinem Kollegen Martin Rietze für "Color Foto" Kapitel für die Bücher Fotoschule und Extremfotografie verfasst.

Bei Baader-Planetarium ist er im Sternwarten-Projektteam und wird im In- und Ausland für Vorträge gebucht. Ferner ist er Fachberater für Observatorien, Kuppeln, High End Montierungen, Teleskope und vieles mehr.


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