First Light: Der DeltaRho 350 von PlaneWave

Ich durfte den DeltaRho 350 f/3 Astrograph (DR350) mit der Seriennummer 0003 testen – alles in allem ist diese Lösung absolut remote-fähig! Meine ersten Eindrücke und Erfahrungen dazu lesen Sie hier:

Aufbau und Einrichtung

Das Gerät ist sehr gut verarbeitet und mit dem Fokussierer und De-Rotator von PlaneWave eine ganz massive Einheit und überraschend schwer. Der Schwerpunkt liegt ziemlich weit hinten.

Die PWI4 (Beta-)Software, mit der das DR350 Teleskop bedient wird, ist schnell installiert und arbeitet sofort mit Maxim DL zusammen. Bei Problemen werfen Sie zuerst einen Blick auf die USB-Einstellungen in PWI4. Mit PWI4 werden die Lüfter, die Heizung des Fang- und Hauptspiegels, der Fokussierer und der Rotator bedient. Der DR350 wird rein über die Software gesteuert.

Mit Maxim DL konnte ich jede Arbeitsroutine des Fokussierens und der Feld-Tilt Messung sehr gut ausführen. Die Ergebnisse sind konstant und für die exakte Justage äußerst wichtig! Nachdem ich die QHY 600M PH, BSI Cooled Kamera (#1931162 , € 5390,-) Kamera unter Zuhilfenahme des Baader M68 Systems angebracht habe, war der DR350 bereit für den Einsatz.

Es gibt unter Astronomen das Gerücht, dass bei einer neuen Hardware das Wetter viele Wochen schlecht ist… Nun muss ich dem etwas Glauben schenken, denn durch Hoch- und Bodennebel, oder Wolken die nicht eine Lücke hatten, zog sich der Prozess des Justierens lange hin… und das erste Ergebnis war noch weit entfernt.

Die Justage vor dem First Light

Die Justage ist unter dem Strich einfach zu machen – aber es ist sehr wichtig, dass die Abbildung passt! Haupt- und Fangspiegel werden in den USA bei PlaneWave laser-aligned; der Fangspiegel und der Tilter müssen dann die Kamera in die optimale Ausrichtung bringen.
TIPP: Die Nacht muss gut und klar sein, damit die Ergebnisse der Feld-Tilt Messung richtig sind! Bei Dunst, Nebel oder Wolken rate ich davon ab!

Nachfolgend meine Schritte in einer Übersicht, um den DR350 zum Einsatz zu bringen.

  1. Den Fokus ermitteln! Mit einer normalen Fokusroutine. Der Wert muss als Basis für die Feld-Tilt Messung verwendet werden.
  2. Die Feldmessung: Dazu verwende ich insgesamt 5 Aufnahmen: zwei vor und zwei hinter dem Fokus, sowie eine, die dem eingetragen Basis Wert entspricht. Die Abstände sind je 500 Schritte bei Bin2!
  3. Daraus wird nun der beste Fokus bestimmt. Die Auswertung zeigt das Feld und wie die Verkippung ist. Danach kann das Feld entweder am PW-Tilter mit den Plättchen oder mit dem Baader M68-Tilter (falls er im System vorhanden ist) korrigiert werden.
  4. Und nun: Die Routine erneut durchlaufen lassen und die Schritte der Justage wiederholen, bis die Abweichung unter 5micron liegt!
  5. Die Fangspiegel „Mitte“ bei Bin1 überprüfen, ob alles in allem exakt mittig ausgerichtet ist!
  6. Danach noch einen letzten abschließenden Durchgang mit der Fokus- / Feld-Tilt Routine durchführen!

Nachdem ich die Werte, die Planewave angibt, erreicht hatte, wurde mit der Aufnahme begonnen!

Die Basics

Bei jeder Aufnahme beachtete ich die folgenden Punkte:

  • Cool-down: Hier lasse ich die Lüfter laufen, bis der Unterschied zwischen Umgebung und Fang + Hauptspiegel weniger als 1,5°C ist;
  • Bei den Aufnahmen hatte ich keinen Lüfter aktiv!
  • Die Spiegelheizungen waren im Einsatz, wenn ich sehr viel Tau hatte (leider oft). Aber sie lief nur, bis der Spiegel wieder komplett frei war; danach wurde er mit den seitlichen Lüftern wieder zurück auf Temperatur gebracht!


First Light

Ich habe in Luminanz und mit RGB aufgenommen (die neuen Baader LRGB CMOS optimierten Filter sind einfach top!). Den Fokus in Lum habe ich mit R/G/B verglichen, auch hier ist das System sehr ausgeglichen, es gibt keine großen Abweichungen in den Werten.

Jetzt musste ich nur eine wirklich gute Nacht ohne Mond haben (bei f/3 keine gute Kombination), und gute bis sehr gute Bedingungen. Oft war es bis zum Ende der Dämmerung gut, aber dann wurde es sehr oft schwierig. (Nebelbildung!)

Das Bild von IC59 und IC63: Hier waren bei Rot die Bedingungen gut, bei Grün gerade noch gut, und bei Blau hatte ich leider bereits viel Dunst und schleichenden Bodennebel. Belichtet wurden nur 60sec pro Einzelaufnahme, mit der QHY 600M im Bin2 (Gain 26).
Die Anzahl aller Aufnahmen war deutlich über 100, übrig blieben letztlich 74min in RGB. Die Flats wurden mit Folie aufgenommen, Darks und Bias für die Datenreduktion in PixInsight.

Das Ergebnis ist mit dem Hintergrund der nicht idealen Bedingungen sehr vielversprechend! Für NUR RGB ist das wirklich gut!

 

IC63 aufgenommen mit PlaneWave Delta Rho 350 f/3-Teleskop mit Cassegrain-Fokus, Kamera QHY600M

IC 59 und IC63 aufgenommen bei nicht idealen Bedingungen (viel Dunst bei Blau-Aufnahmen) mit PlaneWave Delta Rho 350 f/3-Teleskop mit Cassegrain-Fokus, Kamera QHY600M im Bin2 (Gain 26), Belichtung: 60 Sekunden pro Einzelaufnahmen
© Christoph Kaltseis


Software:
Datenreduktion, Stacking: PixInsight
Bildbearbeitung: Adobe Photoshop CC 2023 + APF-R

Mein erstes FAZIT

Es ist eine Top Hardware, die zwar absolute Sorgfalt bei der Justage benötigt, einen dafür aber auch mit sehr guten Bildergebnissen belohnt. Und das System ist absolut remotefähig!

Ein Traumgerät? Ja – ohne Wenn und Aber!


Über den Autor: Christoph Kaltseis

Christoph Kaltseis

Christoph  ist nicht nur Adobe Photoshop Spezialist und als Nikon Professional für Nikon unterwegs, sondern auch ein erfahrener Astrofotograf. Er gehört zu den Gründern der Central European DeepSky Imaging Conference (www.cedic.at), die seit 2009 regelmäßig alle zwei Jahre in Linz stattfindet.

Neben seiner diversen Projekten hat Christoph mit APF-R (Absolute Point of Focus) in den letzten Jahren einen neuartigen Bildschärfungsprozess entwickelt. Die Prozedur ist dabei nicht immer gleich, sondern wird auf die Kombination von Objektiv und Kamera angepasst. Daher war eine flexible Methode nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

In seiner Karriere als Astrofotograf hat Christoph auch bereits einige APODs (NASA Astronomy Picture of the Day) erstellt, z.B. die mit APF-R bearbeitete Aufnahme der M33 Galaxie oder das Herz des Orionnebels (M42).


Ein Gedanke zu „First Light: Der DeltaRho 350 von PlaneWave“

  • Peter Hugi

    Hallo Christoph
    Danke für deinen Bericht über den neuen Delt Rho 350
    Ich habe vor kurzen auch dieses tolle Instrument zugelegt, ebenfalls eine L 350 Montierung.
    Jetzt bin ich mich am herantasten mit diesem Instrument, dies auf meiner ASA DDM85 Montierung.
    Kannst du mir ein paar Tipps geben betreffend deiner Fokusroutine, machts du das mit Maxim DL, nicht mit PWI4.
    Wie läuft das ab.
    Vielen Dank für ein paar Hinweise.
    LG Peter

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