Erfahrungsbericht: „Baader SunDancer II Telezentrisches System TZ-4S“

In diesem Sommer haben wir unserem Kunden Hr. Rüdiger Proske das neue Baader SunDancer II Telezentrisches System TZ-4S (#1363080 , € 385,-) für einen Vergleichstest mit den langbauenden Vorgängermodel TZ-4 zur Verfügung gestellt. Überaus interessant war die Frage, wie das TZ-4S, das primär für den SunDancer II H-alpha Filter entwickelt wurde, mit dem großen SolarSpectrum H-alpha Filter harmoniert, der hier zum Einsatz kam. Wir freuen uns sehr über sein überaus positives Fazit und seinen Erfahrungsbericht.

Lesen Sie hier den ausführlichen Erfahrungsbericht von Herrn Rüdiger Proske:

lm Juni 2023 wurde mir die Möglichkeit angeboten das neue „Baader SunDancer II Telezentrisches System TZ-4S“ (kurz TZ-4S) zur anstehenden Markteinführung zu testen.

Da ich schon 2 Jahre mit dem klassischen langbauenden telezentrischen Systemen TZ-4 und dem TZ-3 arbeitete, waren mein Interesse und meine Neugier für das TZ-4Short sofort geweckt. Ich wollte wissen, wie sich das neue System weiterentwickelt hat und sich im Vergleich zu dem Vorgängersystem behauptet. Überaus interessant war auch die Frage, wie das TZ-4S, das primär für den SunDancer II H-alpha Filter entwickelt wurde, mit dem SolarSpectrum Filter harmoniert, der hier zum Einsatz kam.

Das Test-Setup

Getestet wurde das neue TZ-4S an einem TEC 140 ED mit einer nativen Brennweite von 980mm zusammen mit einem SolarSpectrum Solar Observer 1.5 - 0.5A Ha-Filter. Um den Refraktor auf das nötige Brennweiten-Öffnungsverhältnis von F=30 zu bekommen, ist das das TZ-4S ideal geeignet. Das erreichte Öffnungsverhältnis von F=28 ist hinreichend.

Als Sensor kam eine Kamera mit einem Sony IMX174LLJ zum Einsatz, der sich aufgrund des Global Shutters für Sonnenaufnahmen besonders gut eignet. Vor dem Teleskopobjektiv war ein Baader D-ERF montiert, um die Energie aus dem Teleskop fern zu halten.

Unboxing und mechanischer Eindruck

Das TZ-4S kommt in einer kleinen, Baader-typischen, Pappschachtel. Schon bei auspacken macht das TZ einen soliden und robusten Eindruck. Spontan fühlt man sich an ein Okular erinnert, und es ist auf den ersten Blick auch mit einem solchen zu verwechseln. Obwohl es vollständig aus Metall gefertigt ist, ist es mit ca. 250g etwas leichter, als das alte System mit ca. 310g.

Was sofort positiv auffällt, ist die gedrungene und kurze Bauweise im Vergleich zu dem doch deutlich längeren alten System. Die seidenmatt schwarze Oberfläche scheint identisch zu der der Okulare zu sein und verspricht Langlebigkeit. Beide Öffnungen sind durch Staubschutzkappen sicher verschlossen.

Integration in die optische Kette

Teleskopseitig wird das TZ-4S wie ein 1,25“ oder 2“ Okular in die Okularklemme eingesetzt. Ich verwende eine 2“ Baader ClickLock-Okularklemme. Das erlaubt einen schnellen Aufbau und bietet die Möglichkeit das H-alpha System bedarfsgerecht zu rotieren.

Kameraseitig weist das TZ-4S ein T2-Gewinde auf. Damit ist eine Adaption von Standardbauteilen wie T2-Hülsen oder Schnellwechsler problemlos möglich. Aber auch eine Integration in das Baader M68 Telekompendium ist damit möglich. Als Backfokus werden mindestens 100mm nach dem letzten Linsenelement angegeben. Der Abstand wird i.d.R. mit T2 Hülsen erreicht. Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass es der Abbildungsqualität durchaus zuträglich ist, den Abstand ein wenig zu vergrößern. Ich habe letztlich ca. 150mm als optimal empfunden. Dabei ist das System aber TZ-typisch sehr tolerant (im Gegensatz zu Barlow-Linsen).

Der kurze Backfokus ist ein signifikanter Vorteil gegenüber dem alten TZ-4, das mindestens 240mm als Arbeitsabstand verlangte. Dadurch wird die enorme Länge, die ein H-alpha Aufbau hat, deutlich reduziert. Das verringert die Belastung auf dem Okularauszug und reduziert die Gefahr einer mechanischen Kollision beim Meridianflipp.

Der gesamte Aufbau erwies sich als mechanisch robust ohne Spiel oder „Wackelei“.

Optische Leistung

Wie immer sagen Bilder mehr als tausend Worte. Daher verweise ich auf die unten abgebildeten Bilder. Optisch lässt sich jedoch klar sagen, dass das neue System dem alten optisch mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist. Ein direkter Vergleich bei Lucky-Imaging ist stets etwas heikel, da sich die Bedingungen laufend ändern und letztendlich eine Aussage immer auf den „gestackten“ Bildern beruht. Was ich jedoch im direkten Vergleich feststellen konnte ist, dass das neue TZ-4S durchwegs einen Ticken schärfer war und die Bilder mehr Reserven in Bezug auf Dynamik hatten. Das ist wohl primär der Neuberechnung des optischen Aufbaus und der H-alpha Wellenlängenoptimierung geschuldet, die sich hier auszahlt. 

Größenvergleich altes und neues TZ-4(S) am Teleskop

Fazit

Das neue „Baader SunDancer II Telezentrisches System TZ-4S“ ist ein herrlich kompaktes und hochwertiges telezentrisches System, das sich sowohl auf kleinen wie auch großen Teleskopen zu Hause fühlt. Seine Anschlussmöglichkeiten erlauben den vielseitigen Einsatz. Und wenn das System verstaut wird, nimmt es nicht mehr Platz als ein Okular weg.

Für mich stellt das neue TZ-4S eine konsequente und logische Weiterentwicklung des einige Jahre alten Vorgängers dar.

Pro:

  • Kompakt
  • Relativ leicht
  • Robust
  • Standardanschlüsse
  • Für TZ-Systeme sehr kurzer Arbeitsabstand

Kons:

  • keine im zweiwöchigen Einsatz gefunden

Hinweise:

  • Das Testsystem wurde leihweise von der Fa. Baader zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!
  • Das System wurde nicht mit dem SunDancer II getestet, sondern mit einem SolarSpectrum.
  • Weitere Bilder und Solar-Animationen vom Autor: https://www.astrobin.com/users/DarkStar/

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