Nach 20 Jahren treuer Arbeitsleistung meiner Astro-Physics 900GTO habe ich mir das Nachfolgemodell, die Astro-Physics GTO-1100 Montierung (#1401405, Preis ab € 10.400,-) angeschafft. Eine 10 Micron als Alternative war nur eine kurze Überlegung wert: Warum von einem so verlässlichen System abgehen? Die Bedienung war stets komfortabel, das System war seinerzeit schon zukunftsweisend konstruiert/programmiert, und die Säulenbasis blieb unverändert. So musste ich die neue 1100er nur mehr aufsetzten, einnorden, fertig!
Erfreulich: mechanisch wurde die Deklinationsachse noch mehr verstärkt. Die Montage der Servomotoren wurde verändert: Eine Neukonstruktion, die Antriebe auskuppeln zu können, erleichtert das (leicht asymmetrische!) Ausbalancieren. Die nun über Federdruck angepresste Schnecke soll den optimalen Eingriff in das Schneckenrad über Jahre garantieren. Faszinierend, was die Ingenieure immer wieder an Weiterentwicklung leisten!
Bereits vom Hersteller ermittelt und einprogrammiert ist der montierungseigene periodische Schneckenfehler, der über die Menüführung aktiviert werden kann und die Laufpräzision nochmals verbessert. Auch wenn man bei dieser hochwertigen Montierung keine negativen Überraschungen erwarten kann, waren die ersten Testläufe doch spannend.
Eine visuelle Überprüfung über einen Stern am Fadenkreuz überzeugte gleich von Beginn an. Dann der erste fotografische Test: ein Vierzöller mit 550mm Brennweite und einer feinpixeligen, 2.4ym CMOS Kamera ergibt eine Auflösung, die deutlich besser als das örtliche Seeing ist. Freilaufende Belichtung: Drei Minuten, punktförmig. Fünf Minuten, punktförmig. Sieben Minuten, punktförmig! 10 Minuten, minimal verzogen. Meine 900 GTO schaffte bei 300mm Brennweite und doppelt so großen Kamerapixeln gerade drei Minuten freilaufend punktförmige Abbildung - aber ich war zufrieden! Also eine weitere Steigerung in mechanischer und elektronischer Entwicklung. Der Hersteller verspicht bei Nachrüstung mit Encodern eine nochmalige Verbesserung – ich glaube es ihm!
Neu ist auch, dass die Steuereinheit GTO-CP4 nicht mehr fix an der Montierung verschraubt ist, sondern leicht abgenommen werden kann. Das schont die Elektronik bei feuchten Bedingungen.
Das integrierte WLAN macht Freude und erspart ein Kabel bei der Verbindung mit einem Planetariumsprogramm. Um den üblichen Kabelsalat zu bändigen, wird jetzt das Steuerkabel zum Deklinationsmotor innerhalb der Achsen geführt.
Auch wenn eine solche Montierung zweifellos für Fortgeschrittene bzw. Profis gemacht ist, ist die (englische) Anleitung so ausführlich, als wäre sie für Einsteiger gedacht. Da bleiben keine Fragen offen!
Kurzum: Wer die Präzision von Astrophysics schätzt, erfährt mit dem Nachfolgemodell eine nochmalige Steigerung. Unser Hobby soll uns in den Stunden unter dem Himmel Freude bereiten, die komplexer gewordene Technik soll nicht verwirren oder gar frustrieren, sondern uns unterstützen. Hohe Qualität kostet, ja, aber sie garantiert Spaß, Entspannung und schöne Ergebnisse. Dafür steht für mich Astro-Physics!
Mit freundlichen Grüßen, Michael Karrer