Die Apollo Landeplätze

Die Apolle Landegebiete im Überblick

Die Apollo Landegebiete im Überblick

Aufgrund seiner Erdnähe ist der Mond bislang der einzige Himmelskörper, der von Menschen betreten wurde. Das Apollo Mondlandeprogramm der US Raumfahrtbehörde NASA hatte wohl weniger wissenschaftliche Gründe sondern viel mehr einen politischen Hintergrund. Zu Zeiten des kalten Krieges in den 50- und 60ger Jahren des letzten Jahrhunderts, kam es zwischen der ehemaligen UdSSR und den USA zum so genannten „Wettlauf ins All“. Die Amerikaner waren zu dieser Zeit technisch weit ins Hintertreffen geraten. Die UdSSR brachte am 4. Oktober 1957 den ersten Satelliten in eine Erdumlaufbahn. Sputnik war für die amerikanische Regierung und die US Bevölkerung ein regelrechter Schock. Es folgten die Mondsonde Lunik 2, die am 13. September 1959 als erstes Raumfahrzeug gezielt auf dem Mond aufschlug. Am 3.Februar 1966 landete Luna 9 als erster Flugkörper weich auf dem Mond.

Am 25. Mai 1961 hielt der damalige amerikanische Präsident John F. Kennedy eine als historisch bezeichnete Rede und sprach den entscheidenden Satz:

Noch vor Ablauf der nächsten zehn Jahre solle ein US-Amerikaner den Mond betreten und gesund wieder auf die Erde zurückkehren“. Denn, so Kennedy weiter, „sei es an der Zeit, dass diese Nation eine klare Führungsrolle im Weltraum einnimmt“.

Kennedys Traum wird 1969 mit der ersten Mondlandung der Apollo 11 Mission, am 20. Juli um 20:17 UTC, wahr. Neil Armstrong und Edwin Aldrin sind die ersten Menschen, die den Erdtrabanten betreten. John F. Kennedy erlebt den Triumph nicht mehr, er wird bereits 1963, zwei Jahre nach seiner Grundsatzrede, im texanischen Dallas ermordet.

Traquility base, fotografiert aus dem Orbit von der LRO Sonde, @NASA

Traquility base, fotografiert aus dem Orbit von der LRO Sonde, @NASA

Die letzte Mondlandung erfolgte im Dezember 1972, danach wurde das Apollo Programm aus Kostengründen eingestellt, obwohl noch mehrere Landungen geplant waren. Auf insgesamt sechs Apollo Missionen haben jeweils zwei Astronauten die Mondoberfläche betreten.

Im zeitlichen Rückblick gesehen waren die Mondlandungen sicher technisch hochriskante Missionen, und es gleicht eigentlich einem Wunder, dass alle Astronauten sicher zur Erde zurückkehrten. So hatte das Landemodul von Apollo 11 – nachdem Aldrin die automatische Landung abgebrochen hatte und manuell gelandet war – gerade noch für 18 Sekunden Treibstoff. Bei Apollo 13 explodierte einer der Sauerstofftanks an der Außenhülle, und die Crew konnte nach einer Mondumkreisung sicher auf die Erde zurück gebracht werden. Es gab sicher bei allen bemannten Mondlandungen höchstkritische Situationen, die vielleicht der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt wurden.

Erst ab Mitte der 90er Jahre wurde bis heute mit unbemannten Sonden verschiedener Nationen der Mond ausgiebig kartografiert und aus der Umlaufbahn erforscht. So konnten auch aus der Umlaufbahn die Landeplätze der Apollomissionen fotografiert werden.

 

Missionslogo von Apollo 11, @NASA

Missionslogo von Apollo 11, @NASA

Apollo 11

vom 16. bis zum 24. Juli 1969 (Start und Landung)

Kommandant der Apollo 11 Mission war Neil Armstrong, Pilot des Landemoduls war Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins war Pilot des Kommandomoduls.

Der Landplatz von Apollo 11 lag im südlichen Randgebiet des Mare Traquilitatis in der Nähe des 7km großen Kraters Moltke. Die Auswahl dieser Region betraf ausschließlich einer sicheren Landung und der Rückkehr der Astronauten zur Erde und hatte keine wissenschaftliche Relevanz. Die Oberfläche erschien bei den Erkundungen mit erdgebundenen Teleskopen als flach und eben. Trotzdem lag soviel Geröll herum, dass der Kommandant Armstrong (nicht der Pilot Aldrin) den eigentlich automatisch ablaufenden Landevorgang abbrach und das Modul in Handsteuerung auf die Mondoberfläche aufsetzte, zudem es schon kurz vorher zu einer Überlastung des Landecomputers durch eine zu hohe Datenrate gekommen war. Zu Zeitpunkt der Landung verfügte das Landemodul gerade eben ein Treibstoffreserve von ca. 20 Sekunden.

Footprint Apollo 11, @NASA

Stiefelabdruck von Aldrin im Regolith der Mondoberfläche, @NASA

Es folgten dann die wohl legendären Funkspüche: „this is tranquilitatis base, the eagle has landed“ und beim Austieg von Aldrin „That’s one small step for [a] man, one giant leap for mankind” (Armstrong am 20.7. um 20:17:58 UTC) und beim Austieg von Armstrong „That’s one small step for [a] man, one giant leap for mankind” (Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit). Zumindest dieser Satz ist historisch belegt, denn er wurde live ins Fernsehen übertragen (21.7. um 02:56:20 UTC).

Nach Rückkehr der drei Astronauten wurden zu deren Ehren drei kleine Krater benannt, eine besondere Auszeichnung durch die IAU, denn Mondkrater wurden nur nach bereits toten Personen benannt.

Für den Mondbeobachter liegen in der Nähe jedoch einige sehr interessante Oberflächenstrukturen. (Mehr dazu in unserem nächsten Blog unserer Mond-Reihe im August)

Da wären – westlich vom Landeplatz – die beiden ca. 30- und 31km großen Krater Sabine und Ritter zu nennen. Sie gelten schon als „komplexe“ Krater. Direkt westlich folgend findet man den sehr jungen Krater Dionysius (18km). Dieser Krater hat ein einzigartiges Strahlensystem aus abwechselnd hellem und dunklem Auswurfmaterial, am besten unter Vollmondbeleuchtung sichtbar.

Alle nachfolgenden Bilder ohne dem @NASA: ©2019 by W. Paech + F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Landegebiet von Apollo 11, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Landegebiet von Apollo 11

Der junge Krater Dionysius mit seinem einzigartigen Strahlensystem, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Der junge Krater Dionysius mit seinem einzigartigen Strahlensystem

Die Rima Ariadaeus, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Die Rima Ariadaeus

Noch weiter westlich findet sich eine der großen tektonischen Bruchzonen auf der Vorderseite des Mondes, die Rima Ariadaeus. Sie ist ca. 300km lang und bis zu 7km breit. Vermutlich ist sie entstanden, als ein Bereich der Mondkruste zwischen zwei parallelen Bruchlinien absank und so einen Grabenbruch schuf.

Für eine visuelle Beobachtung sind Teleskope von 75- bis 100mm Öffnung ausreichend.

Die beste Beobachtungszeit liegt ca. 6 Tage nach Neumond.

Missionslogo von Apollo 12, @NASA

Missionslogo von Apollo 12, @NASA

Apollo 12

vom 14. bis zum 24. November 1969

Für Apollo 12 wurde ein Landegebiet im Oceanus Procellarum gewählt. Dieser Landeplatz wurde deshalb gewählt, damit es möglich wurde, von der am 20. April 1967 weich auf dem Mond gelandeten Raumsonde Surveyor 3 Bauteile zu demontieren und zurück zur Erde zu bringen.

Damit wurden auf der Erde dann Tests durchgeführt, um festzustellen wie bestimmte Materialien wie z.B. Aluminium und Kunststoffe sich durch das Hochvakuum, extremen Temperaturschwankungen und vor allem durch den Sonnenwind im Laufe der Zeit verändern. Zudem sollten es Gesteinsproben ermöglichen, den Zeitpunkt des Imbrium Impakts zu bestimmen.

Surveyor 3, @NASA

Surveyor 3, @NASA

Die Astronauten Conrad und Bean landeten die Mondfähre am 19. November 1969 um 06:54 UTC nur 160 Meter von Surveyor 3 entfernt. Das kann man wohl zurecht als „Punktlandung“ bezeichnen.

Mondregion mit den Landegebieten von Apollo 12 und 14, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Mondregion mit den Landegebieten von Apollo 12 und 14

Für eine visuelle Beobachtung ist das Landegebiet von Apollo 12 ziemlich uninteressant. Ein gutes Stück nördlich findet sich aber einer der „schönsten“ und jüngsten Mondkrater, Kopernikus mit einem Durchmesser von knapp 100km. Beobachtet man ihn genau, erkennt man ein Zentralgebirge, terrassierte Kraterwälle und auch, dass Kopernikus nicht rund ist, sondern eine deutlich polygonale Form hat.

Der Krater Kopernikus, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Der Krater Kopernikus

Für die Beobachtung genügen Teleskope ab 50mm Öffnung. Setzt man größere Öffnungen ein, erkennt man südlich von Kopernikus einen kleinen DHC, einen Dark Halo Krater mit der Bezeichnung Kopernikus H (5km). Dark Halo Krater haben dunkles Auswurfmaterial um sich herum. Teleskope ab 200mm sollten eingesetzt werden.

Die Hortensius Schildvulkane, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Die Hortensius Schildvulkane

Weiter in Richtung Südwest liegt der nur 15km große Krater Hortensius. Eine Teleskopöffnung von 200mm sollte ausreichend sein, um ihn zu beobachten. Direkt nördlich von Hoertensius liegen die 6 lunaren Dome H1 bis H6. Es sind Schildvulkane mit einem Durchmesser von ca. 6 bis 10km die teilweise Gipfelcalderen haben. Diese haben Durchmesser von 1 bis 2km. Visuell wohl auch mit größeren Teleskopöffnungen nicht beobachtbar (Seeing !), aber z. B mit einem Celestron C11-C14, „lucky imaging Technik“ und einem Baader IR Passfilter durchaus zu beobachten. Die Fotografie dieser Dome erfordert eine extrem flache Sonnenbeleuchtung, denn die Höhen der Vulkane liegen nur bei einigen 100 Metern.

Die ganze Mondregion nördlich von Hortensius bis hin zum Gebirge der Karparten und dem Krater Tobias Meyer ist reich an vulkanischen Oberflächenstrukturen.

Beste Beobachtungszeit ist etwa 7 Tage nach Neumond.

Missionslogo von Apollo 13, @NASA

Missionslogo von Apollo 13, @NASA

Apollo 13

vom 11. bis 17. April 1970

Vorgesehen war die Landung im Fra-Mauro-Hochland, wo das ALSEP (Apollo Lunar Surface Experiments Package) aufgestellt werden sollte. Dies sollte die erste Landestelle im Rahmen des Apollo-Programms sein, die nicht in einem der relativ ebenen Mare lag. Die Landestelle versprach ein vielfältiges Spektrum an Gesteinsformen; insbesondere sollte es mit Hilfe der Gesteinsfunde möglich sein, den großen Asteroideneinschlag zu datieren, der das Mare Imbrium entstehen ließ. Fra Mauro war den Wissenschaftlern so wichtig, dass das Landegebiet nach dem Fehlschlag von Apollo 13 auch für die Nachfolgemission Apollo 14 nominiert wurde.

Knapp 56 Stunden nach dem Start, in einer Erdentfernung von über 300.000 km explodierte einer der beiden Sauerstofftanks im Servicemodul. Es folgte der wohl auch legendäre Funkspruch zur Erde „Houston, we’ve had a problem here“. Eine Katastrophe schien unausweichlich.

Den NASA Flugbahningenieuren gelang es jedoch eine Flugbahn zu berechnen, die Apollo 13 in einem „swing by“ Manöver um den Mond herumführte und eine sichere Landung im Pazifischen Ozean ermöglichte.

Missionslogo von Apollo 14, @NASA

Missionslogo von Apollo 14, @NASA

Apollo 14

vom 31. Januar bis 9. Februar 1971

Fra Mauro war den Wissenschaftlern so wichtig, dass das Landegebiet nach dem Fehlschlag von Apollo 13 auch für die Nachfolgemission Apollo 14 ausgewählt wurde.

Die Apollo 14 Mission war zu diesem Zeitpunkt die wissenschaftlich erfolgreichste. So lieferte das mitgebrachte Gestein mit einem Gesamtgewicht von 42,9 kg viele wertvolle Informationen zur Bestimmung des Mondalters. Das Seismometer registrierte beispielsweise Mondbeben vorwiegend dann, wenn der Mond sich am erdnächsten Punkt seiner Bahn befand. Das Gelingen von Apollo 14 ebnete dann auch den finanziellen Weg für die Missionen Apollo 15, 16 und 17.

Vor Beginn der Mission hatten die Astronauten im August 1970 im Nördlinger Ries (ein Meteorkrater in der Schwäbischen Alb) ein field training absolviert, da die vielen Steinbrüche in diesem Gebiet und das dort vorkommende Suevit-Gestein der Oberfläche des Mondes sehr ähnlich sind. Als Dank für die Unterstützung erhielt die Stadt Nördlingen 1972 von der NASA ein Stück Mondgestein von der Apollo 16 Mission als Dauerleihgabe, das im dortigen Rieskratermuseum besichtigt werden kann.

Die 3 großen, erodierten Krater Guericke, Bondplant und Parry und die Rimae Parry, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Die 3 großen, erodierten Krater Guericke, Bondplant und Parry und die Rimae Parry

Für eine visuelle Beobachtung ist das Landegebiet von Apollo 14, ähnlich wie das von Apollo 12 relativ uninteressant. Direkt südlich liegen die drei großen, sehr alten und erodierten Krater Guericke, Bondplant und Parry. Sie haben Durchmesser von 55 bis 60km und Teleskopöffnungen ab 75mm sind ausreichend für die Beobachtung. Die ganze Region und auch die drei Krater sind „zugeschüttet“ mit Auswurfmaterial durch den Imbrium Impakt.

Durch die drei Krater zieht sich ein verzweigtes System von tektonischen Rillen (Rimae Parry) über eine Länge von 300km, deren visuelle Beobachtung aber Teleskopöffnungen ab 200mm erfordert.

Beste Beobachtungszeit ist ca. 7 Tage nach Neumond.

Missionslogo von Apollo 15, @NASA

Missionslogo von Apollo 15, @NASA

Apollo 15

vom 26. Juli bis 7. August 1971

Der Mondrover mit Astronaut Scott, @NASA

Der Mondrover mit Astronaut Scott, @NASA

Landegebiet war nahe der Hadley Rille (Rima Hadley) im Vorland des Apenninen Gebirges. Die Landung erfolgte am 30. Juli um 22:16:29 UTC. Apollo 15 war die erste Mission, die ein Fahrzeug, das so genannte „Mondauto“ an Bord hatte, das den Bereich, den die Astronauten untersuchen sollten, enorm erweiterte. Auch die geologische Ausbildung der Astronauten war gegenüber den früheren Apolloflügen wesentlich intensiver.

Das Landegebiet von Apollo 15 in der Übersicht mit dem Apenninen Gebirge, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Das Landegebiet von Apollo 15 in der Übersicht mit dem Apenninen Gebirge

Die Rima Hadley, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Die Rima Hadley

Diese Region ist reich an Beobachtungsobjekten für den Amateurastronomen. Da ist erst einmal die Hadley Rille. Es ist ein ehemals Lava fördernder Kanal mit einem Vulkanschlot und dem inoffiziellen Namen Jomo. Die Decke des Kanals ist nach Versiegen des Lavastromes eingebrochen und übrig geblieben ist eine Art Kanal von maximal 1,5km Breite und einer Tiefe bis zu knapp 300m. Die visuelle Beobachtung erfordert Teleskope ab 200mm Öffnung.

Archimedes, Autolycus und Aristillus, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Archimedes, Autolycus und Aristillus

Westlich der Rima Hadley liegen die drei großen Krater Archimedes (83km, komplett mit Mare Lava gefluteter Krater ohne Zentralberg), Aristillus (55km mit schönem Zentralgebierge) und Autolycus (40km). Alle drei Krater sind zeitlich nach dem Imbrium Impakt entstanden, denn sie überlagern die Marelava.

Für die Beobachtung sind Öffnungen ab 75mm ausreichend. Größere Öffnungen und „lucky imaging Fotografie“ zeigen auf dem Lavaboden von Archimedes bis zu 20 Kleinstkrater.

Cassini und der nördliche Teil des Kaukasus Gebirges , © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Cassini und der nördliche Teil des Kaukasus Gebirges

Einer der interessantesten Mondkrater liegt direkt nördlich der Hadleyrille, es ist der Krater Cassini (58km). Das Auswurfmaterial um den Krater herum sieht „weich“ und „wellig“ aus. Vielleicht vergleichbar als wenn man einen großen Stein in Schlamm werfen würde. Auf dem Planeten Mars gibt es ähnliche Krater, man nennt sie „Rampart“ Krater. Auf dem Mars sind sie entstanden, als das gefrorene Wasser unter der Marsoberfläche durch die Hitzeeinwirkung eines Impakt flüssig wurde und tatsächlich Schlamm entstanden ist, der sich dann wellenförmig vom Impaktort weg bewegt hat. Nun, auf dem Mond gibt – und gab – es kein Wasser, für mich sieht die Umgebung von Cassini aber so aus, als ob der Impakt auf noch teils zähflüssiger Lava erfolgte.

Beste Beobachtungszeit ca. 6,5 Tage nach Neumond (Halbmond).

Missionslogo von Apollo 16, @NASA

Missionslogo von Apollo 16, @NASA

Apollo 16

vom 16. bis 27. April 1972

Landeplatz war war das so genannte Cayley Hochland nördlich des Kraters Descartes. Das Landegebiet war das südlichste des Apollo Programms und fast schon im Hochland des Mondes gelegen.

Das Langebiet wurde gewählt, weil sich Geologen dort viel Material vulkanischen Ursprungs erwarteten. Die Astronauten fanden jedoch statt der erwarteten vulkanischen Formationen hauptsächlich durch Impakte gestaltete Gesteinsbrocken, darunter die mit 11kg größte Probe von Mondgestein. Als Folge dieser Funde revidierten die Mondgeologen ihre Theorie, Vulkane hätten die frühe Gestalt des Mondes geformt.

Das Landegebiet von Apollo 16 mit dem geheimnisvollen SWIRL, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Das Landegebiet von Apollo 16 mit dem geheimnisvollen SWIRL

Für die visuelle Mondbeobachtung bietet die Region eine reiche Auswahl. Direkt südlich und teilweise den Krater Descartes überdeckend einen SWIRL Es ist – neben Reiner Gamma an der Westseite des Mondrandes – das einzige Objekt auf der Vorderseite des Mondes. Ein helles Gebiet, keine Bodenerhebung und auch keine Bodensenkung verbunden mit einer magnetischen Anomalie (mehr dazu in unseren nächsten Blog unserer Mond-Reihe im August). Bis heute ist die Entstehung solcher SWIRLS, von denen es auf der Mondrückseite viel mehr gibt, ungeklärt.

Der Krater Abulfeda, Catena Abulfeda und der geheimnisvolle Descartes SWIRL, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Der Krater Abulfeda, Catena Abulfeda und der geheimnisvolle Descartes SWIRL

Südwestlich liegt der schöne Krater Abulfeda (63km) von dessen südlichem Kraterwall in Richtung Südost eine Kette von Kratern in gerader Linie beginnt. Es sind die Catena Abulfeda, entstanden wohl durch mehrere Impaktereignisse in kurzer zeitlicher Folge. Vorstellbar ist ein kleiner Asteroid oder ein Kometenkern, durch gravitative Kräfte kurz vor dem Impakt in viele Stücke zerbrochen. Ähnliches konnte 1994 beobachtet werden, als Bruchstücke des Kometen Shoemaker-Levy in die oberen Schichten der Jupiteratmosphäre „einschlugen“. Teleskope ab 100mm Öffnung sollten die Kraterkette deutlich zeigen.

Das Kratertrio Theophilus, Cyrillus und Catharina, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Das Kratertrio Theophilus, Cyrillus und Catharina

Östlich des Landegebiets liegen die drei prächtigen Krater Theophilus (101km mit großem Zentralgebirgskomplex), Cyrillus (98km) und Catharina (101km). Sie sind selbst mit 2“ Teleskopen deutlich sichtbar.

Betrachtet man die beiden Krater Theophilus und Cyrillus kann man sogar die zeitliche Reihenfolge ihrer Entstehung nachvollziehen. Cyrillus muss der ältere Krater sein, denn der Kraterwall von Theophilus überdeckt den Kraterwall von Cyrillus.

Beste Beobachtungszeit sind 5 bis 6 Tage nach Neumond.

Missionslogo von Apollo 17, @NASA

Missionslogo von Apollo 17, @NASA

Apollo 17

vom 7. bis 19. Dezember 1972

Landegebiet Apollo 17 in der Übersicht, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Landegebiet Apollo 17 in der Übersicht

Das Landegebiet von Apollo 17 war die Region des Taurus Littrow Gebirges an der Lavagrenze zwischen Mare Tranquilitatis und Mare Serenitatis. Diese Region ist eindeutig durch Vulkanismus geprägt und zum größten Teil mit pyroklastischen Ascheablagerungen überdeckt. Apollo 17 war die einzige Mission, an der ein studierter Geologe - Harrison Schmitt - teilnahm. Der Landeplatz war nicht unproblematisch und lag inmitten hoher Bergmassive.

An einer Bergflanke des Mons Vitruvius wurde Auswurfmaterial des Kraters Tycho entdeckt und zur Erde gebracht. Mit diesem Stück Mondgestein ließ sich der Tycho Impakt auf ein Alter von ziemlich exakt 100 Millionen Jahre datieren. Somit ist Tycho der vermutlich jüngste große Mondkrater und sein Strahlensystem, das sich über hunderte von Kilometer erstreckt, lässt sich unter Vollmondbeleuchtung bereits mit einem Fernglas beobachten.

Orange soil am Kraterrand von Shorty, @NASA

Orange soil am Kraterrand von Shorty, @NASA

Am zweiten Tag wurde eine Expedition mit dem Mondauto in westlicher Richtung zu kleinen Kratern, darunter auch zum Krater Shorty unternommen, wo Schmitt das berühmte „Orange Soil“, orangefarbene Kügelchen aus einem glasähnlichen Material, fand, das eindeutig durch pyroklastischem Vulkanismus entstanden war und auf ein Alter von ca. 3 Milliarden Jahre datiert wurde.

Der FFC Krater Posidonius, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Der FFC Krater Posidonius

Auch das Landegebiet von Apollo 17 bietet für den Mondbeobachter eine Fülle von bemerkenswerten Strukturen. Nördlich findet man den 96km großen Krater Posidonius, der ein prächtiges Beispiel für einen FFC (floor fractured- und als tilted) Krater ist. Auf dem Kraterboden verläuft eine sinusförmige Rille, ein ehemals Lavafördernder Kanal. Posidonius ist für alle Teleskopgrößen ein dankbares Objekt.

Das Gardner Megadome Plateau, © 2019 by W. Paech+F. Hofmann – Camäleon Observatory, Namibia

Das Gardner Megadome Plateau

Südöstlich von Apollo 17 liegt der Gardner Megadome Plateau, einer der größten Schildvulkane mit großer Gipfelcaldera und Lavaausfluss ins Mare Tranquilitatis. Ebenfalls sehr interessant ist die Beobachtung der Lavagrenze direkt nördlich des Kraters Plinius mit den unterschiedlichen Grauschattierungen die auf verschiedene chemische Zusammensetzung der Lavaflüsse schließen lässt.

Beste Beobachtungszeit ist ca. 4 Tage nach Neumond.

Ausklang

Mondauto mit Harrison Schmidt am Krater Shorty, @NASA

Mondauto mit Harrison Schmidt am Krater Shorty, @NASA

Mit dem erfolgreichen Abschluss der Apollo 17 Mission wurde das Mondlandeprogramm der NASA eingestellt, obwohl noch diverse Missionen geplant waren. So unter anderem eine Landung im Krater Tycho.

Dem amerikanischen Steuerzahler waren die enormen Summen, die die Apollo Missionen kosteten, nicht mehr vermittelbar, zudem man den Russen sozusagen gezeigt hatte „wo der Hammer hängt“. Insgesamt verschlangen die Apollomissionen nach heutigem Geldwert ca. 120 Milliarden Dollar, wobei man nicht vergessen darf, dass es teilweise bis zu 400 000 Menschen Arbeit gab.

Kleine und größere Skandale, wie z.B. die Briefmarken- und die Uhrenaffäre wurden zwar untersucht, die Astronauten abgemahnt, aber weitgehend „tot“ geschwiegen.

Am 14. Dezember 1972 um 05:40 UTC verließ Cernan, der Kommandant von Apollo 17, als letzter Mensch die Mondoberfläche, die bis heute nicht wieder von Menschen betreten wurde. Seine – doch sehr pathetischen – Abschiedsworte waren:

Life übertragenes Fernsehbild vom Rückstart Apollo 17 in die Mondumlaufbahn zur Kopplung an das Kommandomodul, @NASA

Live übertragenes Fernsehbild vom Rückstart Apollo 17 in die Mondumlaufbahn zur Kopplung an das Kommandomodul, @NASA

“I’m on the surface; and, as I take man’s last step from the surface, back home for some time to come – but we believe not too long into the future – I’d like to just [say] what I believe history will record. That America’s challenge of today has forged man’s destiny of tomorrow. And, as we leave the Moon at Taurus-Littrow, we leave as we came and, God willing, as we shall return, with peace and hope for all mankind. Godspeed the crew of Apollo 17.”

(„Ich bin auf der Oberfläche; und wenn ich nun für einige Zeit den letzten Schritt eines Menschen vom Mond Richtung Heimat machen werde, dann möchte ich sagen, was die Geschichte meiner Meinung nach festhalten wird: Amerikas Herausforderung von heute hat das Schicksal des Menschen von morgen geschmiedet. Wir verlassen jetzt Taurus-Littrow, wie wir einst gekommen sind und, wenn Gott es will, werden wir zurückkehren in Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit. Gute Reise der Besatzung von Apollo 17.“)

Die Rückkehr der Menschen zum Mond (und darüber hinaus bis zum Mars) wird von Seiten der USA in regelmäßigen Abständen in Betracht gezogen. China als neue aufstrebende Weltraumnation plant für die Zeit nach 2020 ein umfassendes Mondprogramm, das u.a. die Rückseite des Mondes erforschen soll (erste unbemannte weiche Landung 2019 gelungen) und möglicherweise in einer bemannten Landung seinen Höhepunkt finden soll. Der politische Wille und die finanziellen Möglichkeiten werden zeigen, was die Zukunft bringt.

Bildorientierung: alle Abbildungen von Paech/Hofmann = Süden oben, Osten links
Alle Aufnahmen in „Lucky Imaging Technik“, Celestron C14 im Primarfokus, Videomodul ASI 290M zusammen mit einem Baader IR Passfilter. Stacking: je 10% von 2000 Einzelbildern.

Der Autor hat die besten Beobachtungszeiten der einzelnen Landeplätze für eine Beobachtung am Abendhimmel bei zunehmenden Mond – in Anbetracht dessen, dass sicher viele Mondbeobachter noch arbeiten – angegeben. Selbstverständlich lassen sich diese Regionen auch bei abnehmendem Mond am Morgenhimmel beobachten. Die Webseite von Stefan van Ree, www.der-mond.de gibt dazu die passenden Beobachtungszeiten/Mondphasen.

Einfach unter „Mondkarte“ und „Alle Mondformationen im Überblick“ den Hauptkrater der Region in die Suchmaske eingeben und man bekommt die beste Beobachtungszeit aufgelistet.

Wer sich über das Apollo Mondlandeprogramm näher informieren möchte, findet unter https://de.wikipedia.org/wiki/Apollo-Programm ausreichend Informationen.

Weitere Mondbilder vom Verfasser finden sich unter

http://www.chamaeleon-observatory-onjala.de/mondatlas/index.htm#atlas
http://www.chamaeleon-observatory-onjala.de/mondatlas-2/index.htm

© 2019, Wolfgang Paech für die Baader Planetarium GmbH

 


In den nächsten Monaten wollen wir Ihnen hier in loser Reihenfolge eine Reihe Tipps und Beiträge präsentieren, damit Sie die Faszination Mond selbst nachvollziehen können. Sind Sie Ready for the Moon?


Über den Autor: Wolfgang Paech

Wolfgang Paech

Dipl. Ing. Wolfgang Paech betreibt Astronomie seit nunmehr über 50 Jahren. Neben seinen zahlreichen Erfahrungen mit Sternwarten-Kuppeln aller Art sind seine Kerngebiete die Sonne und der Mond. Auf der Website www.chamaeleon-observatory-onjala.de finden Sie einen kompletten Mondatlas, aufgenommen mit seiner Standardtechnik. Aber auch in Sachen Deep-Sky und Planeten kann ihm, als langjährig erfahrenem Astrofotograf, niemand etwas vormachen.

Die 50+ Jahre Amateurastronomie mit vielen weiteren Bereichen, wie z.B. der Restaurierung historischer Amateurteleskope, Polarlichtreisen und vielem mehr sind auf seiner privaten Webseite unter www.astrotech-hannover.de aufbereitet.


Ein Gedanke zu „Die Apollo Landeplätze“

  • noname

    Es ist nicht klar, wie dieses eigenartige System entstanden ist. Eine Moglichkeit ist aber, dass neben dem Stern und dem Planeten ein weiteres massereiches Objekt entstanden war. Dieses Objekt und der Planet kamen sich sehr nahe, dadurch wurde der Planet nach au?en geschleudert. Das dritte Objekt und der Stern verschmolzen, wodurch die schnelle Rotation des Stern zu erklaren ware. Die Unruhe in den System konnte dann die Staubscheibe destabilisiert haben, so dass sie nun nicht mehr zu beobachten ist.

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