Der erste Eindruck: RASA 8 mit ATIK Horizon Farbkamera

RASA 8 – Die Familie ist komplett – Erste Eindrücke

Lesen Sie hier einen ersten Erfahrungsbericht von Christoph Kaltseis mit dem RASA 8 und einer ATIK Horizon Farbkamera.

Celestron RASA 8Auf der ATT wurde ich von der Firma Baader gefragt, ob ich den frisch vorgestellten RASA 8" - Rowe-Ackermann Schmidt Astrograph (#822252 , € 2399,-) testen wolle. Seit längerem arbeite ich erfolgreich mit dem und dem größeren RASA 36cm - Rowe-Ackermann Schmidt Astrograph (#822251 , € 18750,-) . Daher kenne ich das System der Rowe-Ackermann-Schmidt-Astrographen sehr gut und weiß, was diese Optiken leisten können. Also musste ich nicht lange nachdenken, bevor ich mich zu einem ausführlichen Test entschloss.

Was gibt es nun nach einigen klaren Nächten zum RASA 8 "Out-of-the-Box" zu sagen?

RASA 8 mit ATIK Horizon1. Die Optik ist klein (im Vergleich zum RASA 11) und handlich
Sie kann problemlos auf einer kleinen Montierung verwendet werden und ist somit ein echtes High Speed System zu einem  verführerischen Preis, das (falls nötig) auch mobil eingesetzt werden kann!

Durch die Lüftungsschlitze und den eingebauten Lüfter kann der RASA 8 sehr schnell an die Umgebungstemperatur herangeführt werden. Während der Belichtung verwendete ich die Belüftung mit dem Ventilator nur sehr selten.

An dem Tag, als ich den RASA 8 erhielt, ging es daher sehr schnell: Um 17 Uhr kam das Paket bei mir an, um 20 Uhr war er fertig auf meiner Montierung unter freiem Himmel aufgebaut . Mit dem handlichen Gerät war es einfach, es in RA und DEC auszubalancieren. Das ist auch gut so, denn bei einer schnellen f2-Optik muss hier sehr sorgfältig gearbeitet werden. Ansonsten kann das Autoguiding zu Eiersternen führen, wenn der Guider „pendelt“.

2. Die Adaption der Kamera ist wie bei allen RASAs erst einmal ungewöhnlich.
Meine Regel lautet: Erst die Adaption anbringen und kontrollieren, ob alles passt, danach die Kamera.

RASA 8 mit Atik HorizonDie Orientierung der Kamera machte ich zuvor im Haus, so ging draußen dann alles sehr einfach und ohne Überraschungen. Als Adapter kam der Baader UFC M54x0.75 (m) Kamera-Adapter (#2459117 € 28,-) für die Atik Horizon Color CMOS zum Einsatz. Die Orientierung der Kamera lässt sich einfach einstellen, indem man die Madenschrauben am UFC löst – das mache ich aber lieber in Ruhe an einem Tisch als direkt am RASA 8 auf der Montierung. Das Ergebnis: Sitz, passt und hat keine Luft! f2 ist nun einmal f2, da muss alles präzise sein.

RASA 8 mit ATIK HorizonDie Kabel führte ich versetzt von der Kamera weg, um die Spikes auf ein wenig störendes Maß zu reduzieren. Zudem verwendete ich ein Heizband direkt vorne am RASA 8, an dem ich die Kabel fixieren konnte und wovon ich mir ein kleines bisschen Hilfe gegen den erwarteten Tau versprach. Die ATIK Horizon passt perfekt zum RASA 8, der eine Diagonale von 22 mm ausleuchtet. Das Pixel-Auflösungsvermögen liegt bei 1,97 Bogensekunden, bei 400 mm Brennweite und f2.

3. 1st Light: Fokus, Abbildung, Stabilität & Temperaturverhalten
Zu Beginn der Nacht wählte ich Arktur als ersten Alignment-Stern aus: Auswählen, anfahren, auf dem Chip zentrieren und fokussieren. Wie gewohnt wird der Stern vorfokussiert, wobei der Fokussierknopf zuletzt gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird, damit der Spiegel immer in der selben Richtung schiebend bewegt wird.
Anschließend hieß es noch einen schwachen Stern im Feld auswählen, um mit MaxIm DL und FWHM + Helligkeit feinzufokussieren. Das war einfach und passte schnell so gut, dass ich sagen konnte, der Fokus ist zu 99% getroffen. Das fehlende Prozent ist der Luftunruhe geschuldet. Die Abbildung war über ganze Feld sehr gut – Freude, Freude! Das war so einfach wie man es sich immer erhofft.

Der zweite Alignmentstern war Wega. Hier wiederholte ich die Prozedur und musste nur etwas nac hfokussieren, da Arktur hoch am Himmel stand und Wega bei ca. 45° Höhe. Dazu drehte ich das Fokusrädchen im Uhrzeigersinn zurück und dann wieder in den Fokus. Mein Praxistipp dazu: Erst drei- bis viermal eine halbe Umdrehung zurück und dann erst final fokusieren. Das Spiegelshifting war sehr gering, und ich kann auch nicht sagen, ob es am RASA oder Montierung lag, da ich auch Hand an den RASA anlegte. Aber die Abbildung war wieder so wie bei Arktur nach 10 Sekunden Belichtung -> Passt!

4. Aufnahme und läuft…
Das erste Objekt war M13. Er stand hoch am Himmel und war nach 60 Sekunden im Kern fast überbelichtet. Also in MaxIm DL am Objekt final fokussieren und die Belichtungsserie starten.

Mein Tipp: immer am Objekt fokussieren und dies wie zuvor beschrieben durchführen! Wenn über den Schärfepunkt hinaus fokussiert wurde, ging es wieder ordentlich zurück und erneut zum idealen Fokus!

  • Laufen lassen… war das Thema. Alle 6-8 Bilder wurde gedithert.
  • Das Seeing lag bei 2,4 - 3,2“, was auf die sehr labile Wetterlage zurückzuführen war.
  • Die Anfälligkeit für Temperaturdrifts war sehr gering, die Fokus-Stabilität sehr fein. (NB.: es ist Sommer, daher wurde es in der Nacht nicht dramatisch kühler!)
  • 400 mm Brennweite und 8 Zoll Öffnung liefern eine überraschend gute Auflösung, die sich auch zeigt. Darum lohnt es sich, beim Fokussieren 3 Minuten mehr Zeit aufzuwenden als einfach „passt schon“ zu sagen!
  • Bezüglich der Obstruktion hat der RASA 8 im Vergleich zu anderen am Markt angebotenen schnellen Systemen die Nase vorne. Die Abbildung ist sehr gut, wenn der Fokus sitzt.

Das Bild von M13 zeigt, wozu der RASA im Stande ist

M13 mit RASA 8

First Light - Out of the Box: M13 mit RASA 8 - 4. Juni 2019 - 58 Minuten Belichtung mit Baader UFC Filterschieber und Atik Horizon Color CMOS Kamera.
Dieses Bild von M13 gelang mir noch während der astronomischen Dämmerung (!): Es besteht aus 58 Einzelaufnahmen von je 60 Sekunden. Ich habe noch nie so viel Tiefe in Daten mit weniger als einer Stunde Belichtungszeit gesehen. Ich habe die einzelnen Subframes lediglich miMaxim DL kalibriert und anschließend in PixInsight gestackt. Das sind die reinen Daten, ohne Schärfung, ohne weitere Bearbeitung.

 

Anmerkungen zum Bild M13: Die Atik Horizon wurde bei Gain 3 und Offset 17 betrieben. Temperatur -15°C NB.: 180 Sekunden bei f2 Belichtungszeit entsprechen im Vergleich zu einem f2.8 System 360 Sekunden (6 Minuten), zu einem f4 System 720 Sekunden (12 Minuten), und bei einem f5.6 System wären dies 1440 Sekunden (24 Minuten) Einzelbelichtungszeit! UND der GAIN meiner ATIK war bei 3, also extrem gering - bei Gain 8 bis 12 würde die Belichtungszeit noch kürzer oder für Schmalband mit den f2 Highspeed Filtern bei 3-5min plötzlich richtig interessant!

Eindrücke, Fazit und (warum) RASA 8?! (Das Fazit meiner erste Nacht mit dem RASA 8)

Die Kamera und das Heizband arbeiten als "Taubeschlag-Vermeider" zusammen. Entgegen meiner Befürchtungen ging das sehr gut! Die Wärme der Kamera dient im Betrieb als zweite Heizung. Die Seeing-Verschlechterung durch Abwärme und Ventilation der Kamera sind vernachlässigbar, kritischer sind der nicht exakte Fokus und eine „schwimmende“ Nachführung!
Flats (Sky Flats) machte ich am Himmel. Das ging wie immer gut - wenn es wirklich klar ist! Gradient(en), die am Himmel durch andere Belichtungen kommen, werden das Bild nach dem Stacking verschlechtern - bessere Flats bringen EINFACH bessere Bilder!

Der RASA 8 hat mit dem geschlossenen System den Vorteil, dass kein Staub am Spiegel ankommen kann. Die Schmidtplatte ist dagegen sehr einfach zu reinigen!
Ich weiß von Profi-Geräten aus Chile, dass schon eine minimale Staubschicht auf dem Spiegel messbar den Kontrast und die Menge des reflektierten Lichts mindert. Dies führt zu einem Transmissionsverlust von 10% und mehr, und die Streuung verursacht einen schwachen Kontrast. Das Ergebnis ist ein flaches Bild mit weniger Tiefe.
Das stellt dann die Frage in dem Raum: Was möchte ich? Was bringt ein High End-System mit perfekten Oberflächen, wenn es durch Staub auf das Niveau einer Standard-Optik kommt? Und ganz offen, ich kann von mir sagen, dass ich mich beim Reinigen der Schmidtplatte 1000x wohler fühle als wenn ich einen Spiegel reinigen (und dazu ausbauen) müsste.
Die Spiegelflächen im RASA 8 sind Highend und bleiben es. Dazu hat Celestron in der Fertigung viele Jahre Erfahrung und wer hat’s erfunden? Der RASA ist ein würdiger Nachfolger der Schmidtkamera, die der deutsche Optiker Bernhard Schmidt um 1930 entwickelte.

DER RASA 8 macht unheimlich viel Spaß, liefert tolle Einzelbilder und tiefste Summenbilder in "fast (keiner) Belichtungszeit“ – ob nun mit Farb- oder Monochrom Kameras! Zudem ist der RASA 8 extrem handlich, und die Justage bleibt stabil.

Notiz: Eine Anleitung zur Justage (wenn diese nötig wäre) kann bei der auf celestron.de als PDF heruntergehen werden: Justieren eines Celestron RASA

Jetzt können Sie natürlich sagen: „Aber Farbkameras haben doch eine (so) viel geringe Auflösung als monochrome Kameras!“ Nun, dann müssen Sie auf den zweiten Teil warten, in dem steht, wie der RASA 8 sich mit einem monochromen Chip geschlagen hat. Der Beitrag wird in Kürze veröffentlicht.

Ach ja: Die "Gretchen-Frage", ob er bei mir bleiben kann, die muss ich noch mit meiner Frau besprechen…


Über den Autor: Christoph Kaltseis

Christoph Kaltseis

Christoph  ist nicht nur Adobe Photoshop Spezialist und als Nikon Professional für Nikon unterwegs, sondern auch ein erfahrener Astrofotograf. Er gehört zu den Gründern der Central European DeepSky Imaging Conference (www.cedic.at), die seit 2009 regelmäßig alle zwei Jahre in Linz stattfindet.

Neben seiner diversen Projekten hat Christoph mit APF-R (Absolute Point of Focus) in den letzten Jahren einen neuartigen Bildschärfungsprozess entwickelt. Die Prozedur ist dabei nicht immer gleich, sondern wird auf die Kombination von Objektiv und Kamera angepasst. Daher war eine flexible Methode nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

In seiner Karriere als Astrofotograf hat Christoph auch bereits einige APODs (NASA Astronomy Picture of the Day) erstellt, z.B. die mit APF-R bearbeitete Aufnahme der M33 Galaxie oder das Herz des Orionnebels (M42).


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