Von unserem Kunden Jörg Schoppmeyer erreichte uns dieses ungewöhnliche Bild: ein kreisrunder Merkur, kurz nach der oberen Konjunktion und nur 1,8° von der Sonne entfernt!
18.08.2020 : Merkur nahe der oberen Konjunktion mit dem Travel-Companion 95/580, © Jörg Schoppmeyer
Merkur ist traditionell ein schwieriges Beobachtungsobjekt. Der Grund: Merkur steht immer nahe bei der Sonne und ist mit bloßem Auge nur kurz nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang zu sehen, wenn er maximalen Abstand von der Sonne hat. Der Legende nach hat sogar der große Astronom Johannes Kepler ihn nie mit eigenem Auge gesehen - aber Kepler hatte auch kein modernes Teleskop mit Zubehör von Baader Planetarium...
Bei der Jagd nach Merkur steht die Sonne am Bildrand - mit dem 2"-Prisma besteht dennoch keine Gefahr für den Tubus.
Am 18. August 2020 richtete Jörg Schoppmeyer seinen [product sku="2300095"] auf Merkur. Da der kleine Planet nur 1,8° neben der Sonne stand, mussten hier alle Filter eingesetzt werden, die auch zur sicheren Sonnenbeobachtung nötig sind. In diesem Fall war das ein 2" Cool-Ceramic Safety Herschelprisma, wobei der zusätzliche ND-Filter durch einen Baader Kontrast-Booster 2" Filter ersetzt wurde.
Perfekt ausgestattet für die Jagd nach dem sonnennahen Planeten
Würde es tatsächlich möglich sein, den kleinen Merkur mit einer Helligkeit von nur -1,8mag neben der viel helleren Sonne zu sehen sein? Dazu braucht es maximalen Kontrast ohne Streulicht - weder aus dem Inneren des Teleskops noch von außen. Schatten für den Beobachter spendete ein auf den Tubus aufgesetztes Schattenblech, für maximalen Bildkontrast sorgte der Herschelkeil. Die Keramikplatte der Hitzefalle zeigt auch immer zuverlässig die Position der Sonne an - nicht, dass sie dem Tubus zu nahe kommt und das Innere des Teleskops versengt! Mit einem 1,25"-Herschelkeil wäre dieses Experiment nicht möglich gewesen.
Mit dem üblichen Graufilter zur zusätzlichen Lichtdämpfung war Merkur nicht zu sehen. Den Durchbruch brachte der Kontrast Booster, mit ihm war es viel einfacher, das kleine Planetenscheibchen im Bild zu finden und dann auch fotografisch festzuhalten.
Wir können zu dieser seltenen Aufnahme nur gratulieren - wann sieht man Merkur schon einmal nicht als Sichel in "bequemem" Abstand von der Sonne, sondern als "Voll-Merkur" hinter der Sonne?
ACHTUNG
In solcher Sonnennähe ohne Sonnenfilter zu arbeiten birgt das Risiko, dass versehentlich Sonnenlicht in das Teleskop gerät, was bei visueller Nutzung zu sofortiger Erblindung führt! Wir raten Ihnen deshalb von der Nachahmung ab.
Herschelprismen müssen immer mit zusätzlichen Lichtdämpfungsfiltern betrieben werden. Die vom Prisma zum Okular reflektierte Energie ist noch um den Faktor 1000 zu hoch. Aus diesem Grund bieten wir unsere Sicherheits-Herschelprismen nur mit eingebautem ND 3.0 Dämpfungsfilter an. Die fotografische Version beinhaltet noch weitere ND-Filter zur selektiven Lichtdämpfung. Bitte nur mit größter Vorsicht verwenden.
Nicht verpassen! Kaufen Sie sich die aktuelle Sterne- und Weltraum Ausgabe (SUW 08/20) im Kiosk oder online auf www.sterne-und-weltraum.de, um das M42 Astro-Poster zu erhalten.
DIE STORY: Im Herz von M42
Als die Bilder noch analog waren, war es genau so wie heute: Der Orionnebel steht seit eh und je auf der To-do-Liste von praktisch jedem Astrofotografen. Das beginnt bei Weitfeldaufnahmen und endet bei Detailbildern der Umgebung der Trapezsterne. Dieses Herz von M 42 ist deutlich heller als die schwachen Nebelausläufer, und dieser enorme Dynamikumfang macht die Fotografie besonders anspruchsvoll. Die Strukturen verlangen nach hoher Brennweite und Öffnung, um sie schön herauszuarbeiten.
Daher lag der Griff zum trotz seiner Größe immer noch kompakten und somit montierungsfreundlichen C14 EdgeHD von Celestron nahe. Bei einer Lichtstärke von f/7,6 mit dem für Vollformat gerechneten Reducer habe ich immer noch 2751 mm Brennweite, und das bei einer wirklich enorm guten Auflösung. Mit dieser Kombination wirken altbekannte Objekte einfach ganz anders – wenn die Bedingungen passen, das Seeing also nicht stört. Das relativ langsame Öffnungsverhältnis von f/7 (bzw. f/11 ohne Reducer) ist für RGB- oder Lumineszenzaufnahmen mit modernen, lichtempfindlichen Kameras auch kein Problem mehr. Die GM2000 von 10Micron trägt die große Optik klaglos, auch für die Fotografie.
Auch visuell macht das Teleskop Spaß. Ich bin ein Fan von langen Brennweiten und das C14 war immer mein Traum. 14“ liefern einfach mehr: In idealen Nächten erkennt man in M42 einen grünlichen Schimmer, und vielleicht sogar etwas Rot dazu – und das visuell! Das C14 erstaunt mich jedes Mal wieder, bei Deep-Sky genau so wie beim Mond. Ein absolutes Highlight ist ein Binokularansatz am Mond oder den großen Gasriesen Jupiter und Saturn. Die Morpheus-Okulare mit 17,5mm, 14mm und 12,5mm Brennweite sind dazu extrem genial am MaxBright Bino (ich habe noch die erste Version). Hier übernimmt das Gehirn die Arbeit einer adaptiven Optik und die Räumlichkeit ist unglaublich real!
Kompakte 14": Das C14 ist wegen seiner Bauform ein beliebtes Sternwartengerät und als EdgeHD fotografisch optimiert.
Die vielfältigen Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten schätze ich sehr am Edge HD. Mit wenigen Handgriffen ist es umgebaut, und ich kann etwas total anders machen, sei es fotografisch oder visuell. Dazu nutze ich das Baader M68-System. Das EdgeHD ist dem normalen Schmidt-Cassegrain gegenüber für die Fotografie optimiert und verfügt über einen eingebauten Korrektor, damit das Bild bis in die Ecken eben und scharf ist, ohne Bildfeldkrümmung.
Der abgeschlossene Tubus schützt die Spiegelflächen vor allen Verschmutzungen und Umwelteinflüssen, sodass ich sie noch nie reinigen musste. Die Schmidtplatte reinige ich 1 - 2x im Jahr, besonders nach dem Winter und / oder nach den ersten starken Pollenflügen. Das ist sehr einfach und deutlich entspannter als den Hauptspiegel zu reinigen. Die Zirkulation der Luft über die Lüftungen geht gut, und ich hatte bis dato keine Probleme mit Tubus-Seeing. Die Stabilität der Justierung ist tadellos. Damit hatte ich noch nie eine Sorge, aber harte Stöße sollten natürlich wie bei jeder Optik vermieden werden.
Qualitativ sind die Celestron Spiegel Top! Ein Teleskop und tausende Objekte warten darauf – mit dem Auto oder der Kamera – es geht beides!
Perfektion: Die GM2000 von 10Micron trägt das C14 EdgeHD problemlos und ist rasch aufgebaut.
Daher wollte ich das C14 natürlich auch nutzen, um dem Orionnebel näherzukommen. Schon kleine, kurzbrennweitige Geräte zeigen nach wenigen Sekunden Belichtungszeit die weit geöffneten Arme des Orionnebels – für viele vielleicht der erste Gasnebel in ihrer Karriere als Astrofotograf. Doch des einen Freud ist des anderen Leid, das haben viele schon erlebt…
Sobald die Brennweite steigt, werden die Ausläufer immer besser sichtbar. Doch das Herz bleibt verborgen in der Überbelichtung.
Zugleich wächst das Verlangen, mehr und feinere Details festzuhalten. Hier kommt dann der Wechsel von "ganz einfach" zu "schwer und schwerer". Hier wollte ich mit einer Idee ansetzen, die mir wohl schon etwas länger im Kopf herum geisterte.
Es gibt ein paar klassische Lösungen für das Orion-Problem, zum Beispiel den Einsatz von Schmalband-Filtern für den Kernbereich, die die Helligkeit auf ein erträglich Maß dämpfen und den Kontrast (Details) steigern. Auch können kurz belichtete Aufnahme für den Kern und mit länger belichteten für seine Ausläufer kombiniert werden, um die ganze Dynamik darzustellen. Außerdem gibt es HDR-/Wavelet-basierte Software-Lösungen, die aber eher grauenhaft sind (dies ist zumindest meine subjektive Meinung).
Bei meinen früheren Aufnahmen des Orionnebels war mir an den gestackten Bildern aufgefallen, dass ich das Zentrum deutlich sehe, wenn die Helligkeitsregler weit offen (auf Null und Maximum = linear) sind. Wenn ich Helligkeit und Gamma erhöhe, wird das Umfeld (im linearen Bild!) deutlicher, nur das Zentrum ist dann wie erwartet viel zu hell und überbelichtet. Könnte ich damit vielleicht etwas anfangen?
Das final bearbeitete Summenbild: Orionnebel (M42), © Christoph Kaltseis
Vor allem brauchte ich neue Rohbilder, bei denen in der Einzelbelichtung nichts überbelichtet ist. Bei den Sternen des Trapez nahm ich das in Kauf, jedoch nur so stark, dass ich sie noch auflösen konnte. Mit dieser Regel hab ich die ganzen Einzelbelichtungen erstellt.
Einfach in der nächsten klaren Nacht fotografieren ist aber keine Option. Jedem sollte klar sein, dass Orion in unseren Breiten nie wirklich hoch am Himmel steht. Seine Deklination von -6° und eine Brennweite von 2700mm sind daher eine recht „abenteuerliche“ Kombination. Das geht nicht in jeder Nacht, in der Orion am Himmel steht – es sollte auch ein gutes Seeing geben!
Die Luftunruhe ist das Problem und Kurzbelichtung die Lösung: Viele, viele Aufnahmen. So lasse ich dem Seeing weniger Zeit, um das Bild zu „verschmieren“. Ich entschied mich für nur 45 Sekunden Belichtungszeit bei ISO800 und Blende f/7,6. In Summe machte ich an die 100 Aufnahmen vor und nach der Meridianpassage und sortierte anschließend ordentlich aus. Später einmal werde ich die Belichtungszeit sicher noch weiter reduzieren, aber im Augenblick ist mir das Signal etwas wichtiger als eine Auswahl aus weiteren 100-500 Aufnahmen. So lange die Kamera die nötige Dynamik liefert – was die Nikon Z6 ohne mit der Wimper zu zucken macht – bin ich dabei und kann meine Idee in ein Bild umsetzen.
Mit der vollen Speicherkarte geht es also wieder zurück an meinen Computer. Ich hatte schon 2012 meine eigene HDR-Prozedur in Adobe Photoshop entwickelt, die andere Ansätze hatte und immer 100% Bildinformation aus den Belichtungsserien in das HDR packte. Für Tageslicht nannte ich es ein UDI (Ultra Deep Image). Das Ergebnis hatte viele Vorteile gegenüber allem, was ich bislang kannte. Mit dieser Basis und etwas Erfahrung in der Bildbearbeitung schlug ich dann einen Weg ein, den ich heute "UDA32" nenne – Ultra Deep Astronomy 32Bit. Das Ergebnis waren zwei Versionen von M42, eine einfache und eine „krasse“ Version, die wirklich alles im Bild zeigt, sowohl gutes als auch weniger schönes.
Ich kann diese Prozedur der Bildbearbeitung hier nicht in allen Details schildern. Zu viele Zwischenschritte und Versuche waren für dieses Ergebnis nötig. Und nachdem ich diese Verfahren fertig hatte, fand ich eine neue Software für 32Bit-Daten, die alles noch einmal auf den Kopf stellen könnte.
Zum Schärfen verwendete ich meine APF-R-Methode, die ich im Rahmen der CEDIC 2017 vorgestellt habe (www.cedic.at/apfr). Auf ihr basiert das APF-Redbook 2020 – diese Methode zeige ich aber nur bei Workshops, zusammen mit UDA32.
Juli 2020, Christoph Kaltseis
www.cedic.at[br]
DAS EQUIPMENT: Eine mobile Sternwarte
Oft wird behauptet, ein Schmidt-Cassegrain sei wegen seiner langen Brennweite für die Fotografie ungeeignet – dabei kommt es bei einem Profi-Teleskop immer auf das Gesamtsystem an. Mit einer hochwertigen Montierung offenbaren sich bei 3900 mm Brennweite ganz neue Details, und die Achs-Encoder der GM2000 können Ihnen sogar den Autoguider ersparen. Ein 14"-Teleskop war bis vor wenigen Jahren noch nur in Sternwartenkuppeln zu finden. Mit der GM2000 Ultraport-Montierung (Nachfolgemodell GM2000 HPS II COMBI demnächst erhältlich) kann auch dieses große Gerät mobil eingesetzt werden und ist schnell genug einsatzfähig, um die Nacht nutzen zu können.
Die EdgeHD sind die für moderne fotografische Ansprüche weiterentwickelten Nachfolger der Schmidt-Cassegrains, die bei hoher Brennweite ein ebenes Bildfeld liefern. Der für Vollformat gerechnete 0,7x-Reducer macht das Teleskop eine volle Blendenstufe schneller und liefert ein um 43% größeres Feld, und mit einer Barlowlinse sind hervorragende Planetenfotos möglich. Bei voller Brennweite lösen Sie feine Details auf – und das Gerät bleibt kompakt genug für handelsübliche Montierungen. [br]
10Micron GM2000 HPS II – Ultraport
Die 33 kg schweren GM 2000-Montierungen tragen bis zu 50 kg Nutzlast – fotografisch, wohlgemerkt! Die Ultraport-Version (sowie das Nachfolgemodell: GM2000 HPS II COMBI – demnächst erhältlich) lässt sich dabei in zwei Teile zerlegen und so noch gut transportieren. Die Achsencoder und der Zahnriemenantrieb führen ohne Autoguider, nur mit einem exakten Pointing-Modell, selbst lang belichtete Aufnahmen klaglos nach – und das mit einer Genauigkeit von ca. 1"/15 Minuten (Peak-to-Peak).[br]
Nikon Z6 mit Baader Wide-T-Ringen und M68-System
Damit der Vollformatsensor moderner Systemkameras nicht vignettiert wird, kann bei den Wide-T-Ringen das T-Gewinde (M42 x 0,75) entfernt werden, um die ganze freie Öffnung zu verwenden – bis hin zur S52-Ringschwalbe zum direkten Anschluss an eine 2"-Steckhülse oder den UFC-Filterschieber. Das stabile M68-System hält auch schweres Zubehör fest und verkippungsfrei; über Schnellwechsler und Verlängerungshülsen lässt es sich flexibel konfigurieren.
Als Hersteller freuen wir uns sehr, wenn die Anstrengungen, die von unseren Konstrukteuren in die kleinste Schraube fließen, vom Kunden wahrgenommen werden, ohne dass wir diese groß thematisieren. Umso mehr freut uns die folgende Nachricht, die uns Bernhard H. geschickt hat.
Erfahrung und Eindrücke zum M68 System von Bernhard H.
Die hohe Qualität des M68-Systems wird auf der Baader-Homepage zu wenig prominent dargestellt. Es würde Sinn machen, die hohe Fertigungsgenauigkeit der Baader M68 Verlängerungen und Distanzringe in Zahlen (Toleranzen) zu hinterlegen.
Meine persönliche Erfahrung:
Ich habe schon viele verschiedenste Adaptionen für M42, M48, M68, usw. in meiner Astrofotografie-Laufbahn zusammengestellt und zusammengeschraubt. Dabei habe ich es mir aus schmerzlicher Erfahrung angewöhnt immer eine Schublehre zur Hand zu nehmen und die Höhe jedes einzelnen Adapters an mindestens vier verschiedenen Positionen zu messen und im Anschluss auch den zusammengeschraubten Adapterstapel zu vermessen. Abweichungen in der Höhe von 0,05 bis 0,1mm können bei M42 und M48 Adaptern immer wieder vorkommen. Diese Abweichung ist für einen einzelnen Adapter in der Regel kein Problem. Wenn man jedoch eine größere Anzahl an Einzelteilen verschraubt (Verlängerungshülsen und Distanzringe), dann kann es durch den Summenfehler durchaus zu Abweichungen der gewünschten Höhe von mehreren zehntel Millimeter kommen. Dadurch habe ich es mir angewöhnt meine Adapterteile für die Sicherstellung reproduzierbarer Ergebnisse immer sorgfältig zu beschriften und keinesfalls zwei eigentlich baugleiche Verlängerungshülsen zu tauschen.
Bei den Baader M68-Verlängerungen und Distanzringen habe ich dagegen sehr positive Erfahrungen gemacht. Egal wie viele Verlängerungen und Distanzringe man miteinander verschraubt, anders anordnet, tauscht, usw., das Ergebnis ist immer gleich: Ich kann mit der Schublehre keinerlei Abweichung von der erwarteten Soll-Höhe eines beliebigen Adapterstapels messen. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Fertigungstoleranz eines jeden Baader M68-Adapters in der Größenordnung von einem Hundertsel mm oder sogar kleiner ist. Neben der größeren Durchgangsöffnung hat mich vor allem die hohe Fertigungstoleranz überzeugt, bei Neuanschaffungen nur mehr das M68-System zu verwenden.
Das M68 Baader System: Alle Adpater und Distanzringe auf einen Blick
Wir halten es in dem Zusammenhang jedoch weiterhin damit, es so gut zu machen wie möglich, aber darüber keine großen Worte zu verlieren. Die Herstellertoleranzen, die unsere Produkte einhalten, garantieren einen großen Teil der Kundenzufriedenheit und der "Usability" der Produkte. Zahlen sind unserer Meinung nach keine guten Werbeargumente. Viel mehr sind es die Kundenerfahrungen.
Ein optimaler Adapter fällt nicht auf! Er hält, was er verspricht, produziert kein Streulicht im Strahlengang, verkippt den Strahlengang nicht, lässt sich ohne "hakeln" ansetzten und problemlos einschrauben. All das führt dazu, das richtig gute Adapter niemandem auffallen. Wenn Sie es dennoch tun, dann meist in direktem Vergleich zu jenen Adaptern, die negativ auffallen.
Wir versuchen unser Bestmöglichstes, damit unsere Adapter nirgends auffallen und einfach wie selbstverständlich funktionieren. Wir freuen uns, wenn das wahrgenommen wird und hoffen, dass sich noch viele Kunden für unsere Adaptersysteme entscheiden.
Ringe sind so kleine unbedeutende Dinge und können doch solch große Auswirkungen haben. Im Leben wie in der Astronomie.
Die Venus als Ring - wie kann das sein?
In den letzten Tagen haben uns mehrere Kunden sehr interessante nachfolgende Fotos der Venus geschickt, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Sie zeigen den Planeten als sehr schmale Sichel oder sogar als Ring. Diesen Effekt gibt es von der Erde aus gesehen nur bei der Venus und auch nur dann, wenn sie sich in unterer Konjunktion (www.wikipedia.org/Venuspositionen) d.h. zwischen Sonne und Erde, befindet.
Wie kommt der Effekt zustande?
Die Planeten Venus und Merkur sind die einzigen beiden sogenannten "inneren Planeten", sie sind näher an der Sonne als die Erde und umlaufen die Sonne innerhalb der Erdbahn. Es sind die einzigen Planeten die wir von der Erde sehen können, wenn sie von der Sonne seitlich beschienen werden. Sie zeigen uns dadurch im Jahreslauf Phasen wie sie der Mond im Monatslauf zeigt. Alle andere Planeten sehen wir immer nahezu vollständig beleuchtet, denn wir schauen sie aus derselben Richtung an, aus der auch das Sonnenlicht diese Planeten bescheint.
Die Phasen des Merkur sind den Mondphasen recht ähnlich. Die Venus jedoch zeigt uns etwas Einzigartiges: Je dünner die Sichel wird, desto mehr greifen die Spitzen der Sichel über, bis sie an einem oder zwei Tagen in manchen Jahren einen kompletten Ring bildet. Die Ursache dafür ist die Atmosphäre der Venus.
Der Planet ist etwa so groß wie die Erde, allerdings ist die Atmosphäre um ein Vielfaches dichter. Jede Atmosphäre ist auch ein optisches Medium, sie bricht und streut das Sonnenlicht. Wenn die Venus - von uns aus gesehen - genau zwischen Sonne und Erde steht dann bricht die Venus-Atmosphäre das Licht der hinter ihr stehenden Sonne wie eine Linse und schickt es in Richtung Erde. Die Venus wird zum Ring. Da die Umlaufbahnen der Planeten nicht absolut gleichförmig sind, steht die Venus in den meisten Jahren während der unteren Konjunktion am irdischen Himmel entweder zu nahe oder zu weit von der Sonne, um den Effekt beobachten zu können. Ganz selten läuft sie sogar direkt vor der Sonne vorbei, dann gibt es einen sog. "Venustransit".
In diesem Jahr haben wir jedoch das Glück, dass Sonne und Venus bei der unteren Konjunktion etwa zwei Grad voneinander entfernt sind, was es ausschließlich für SEHR ERFAHRENE Amateure mit entsprechend professioneller Ausrüstung möglich macht, den Planeten als Ring abzubilden. Das ist keine Aufgabe für Einsteiger! In solcher Sonnennähe ohne Sonnenfilter zu arbeiten birgt das Risiko, dass versehentlich Sonnenlicht in das Teleskop gerät, was bei visueller Nutzung zu sofortiger Erblindung führt! Wir raten Ihnen deshalb von der Nachahmung ab, genießen Sie einfach diese seltenen und interessanten Astrofotos sowie die dazugehörigen Stories.
Nachfolgende Texte (teilweise in Auszügen) und Bilder stammen direkt von den jeweiligen Autoren und wurden uns zur Verfügung gestellt, wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken möchten!
Die Venus mit Baader Herschel-Prisma
von Dr. Sebastian Voltmer
Seit Februar 2020 dokumentiere ich Venus regelmäßig mit meinem C11 EdgeHD und dem Baader FFC Flatfield-Converter. Vor jeder Image-Session zeichnete ich RGB-Daten mit dem Smartphone auf und teilte bei der Gelegenheit ein Livebild der Venus auf Instagram (@sebastianvoltmer), was die Planeten-Fans jedes Mal erfreute, da nur die Wenigsten die Gelegenheit haben, eine Venussichel am Tageshimmel zu sehen.
Besonders spannend war natürlich die extrem nahe untere Konjunktion zur Sonne am 3. Juni 2020! Bereits rund 10 Tage vorher zeigten sich übergreifende Hörnerspitzen. Doch da die Sonne in den Tubus schien, war der Kontrast nicht optimal. Eine Verbesserung war mit einem selbstgebauten Schirm möglich, der die Teleskopöffnung in den Schatten tauchte. So wurde auch das lokale Tubusseeing merklich gemindert. Noch weiter konnte ich die Schärfe steigern, indem ich Eisbeutel um den Tubus wickelte. Drei Tage vor der Konjunktion zur Sonne bildete sich ein nahezu vollständiger Venus-Ring aus, der durch die rückwärtig beleuchtete Venusatmosphäre hervorgerufen wird.[br]
Die Sonne traf bereits auf den Hauptspiegel; das Licht ging aber glücklicherweise (unter ständiger Kontrolle) knapp am Fangspiegel vorbei, wodurch nichts beschädigt wurde. Bis 31. Mai konnte ich auf diese Weise mit dem SCT beobachten. Am 1. Juni musste dann aber mein bewährter Traveler von Astro-Physics ran. Mit dem 4”-Refraktor ließ sich bei der knappen Sonnennähe ein schmaler Venus-Ring am hellen Himmel sichtbar machen. Das Himmelsblau konnte mit dem Baader Rot-Filter RG-610 effektiv unterdrückt werden. Als die Venus weniger als 2 Grad von der Sonne entfernt stand, nahmen die Lichteinstrahlungen durch teils direktes Sonnenlicht zu, dass es zu einer wahren Challenge wurde.
Als ein großes Problem gestaltete sich der Pollenflug. Im gleißenden Licht wimmelte es nur so von hellen Flecken, dass die Venus nur selten frei von Störeinflüssen war. Auch schwacher Zirrus am überwiegend transparenten Himmel ließ die Venus im Bild sofort verschwinden. Ich dachte über längere Belichtungszeiten nach, um so eine Bewegungsunschärfe der Pollen herbeizuführen – das Seeing war gut genug. Mir kam dann die Idee, die Dokumentation mit einem Baader Herschel-Prisma fortzusetzen. Durch die Lichtdämpfung des Prismas in Verbindung mit einem ND 1,8 Filter konnten die Belichtungszeiten der Videoframes deutlich erhöht werden und mir wurde eine sicherere Beobachtung ermöglicht. Gemeinsam mit der Venus näherte ich mich so der Sonne bis auf 35 Bogenminuten an – bis zum Wetterumschwung. Die extremste Beobachtung, die ich dank der technischen Mittel durchführen konnte.
Nach der schwierigen Auswertung der Videofiles und den handselektieren Einzelbildern, zeigte sich, dass der Venusbogen Unregelmäßigkeiten in der Leuchtintensität aufwies. Durch einen Aufruf in den sozialen Netzwerken meldeten sich Planetenforscher zu Wort, die die Vermutung äußerten, dass es in der obersten Atmosphärenschicht zu lokalen Druckveränderungen kommt, die ein unterschiedliches Aerosol-Aufkommen zur Folge in der Venusatmosphäre hat. Solche feinen Unterschiede von der Erde aus in extremster Nähe zur Sonne sichtbar werden zu lassen, ist äußerst faszinierend.
[br]
Die Venus 55 Stunden vor der unteren Konjunktion
von Helmut Heinicke
Heute (am 01. Juni 2020) habe ich ein Experiment gewagt. Der Planet Venus eilt jetzt der unteren Konjunktion entgegen, die er schon am 3. Juni gegen 20 Uhr erreicht. Dann wird Venus nur knapp am oberen Rand der Sonne vorbei ziehen. Ihr Abstand zum Sonnenrand wird dabei nur rund 12 arcmin sein, also etwas weniger als der halbe scheinbare Sonnendurchmesser.
Ich wollte jetzt probieren, ob ich es schaffe gut 2 Tage vor dieser unteren Konjunktion Venus mit ihrer superschmalen Sichel noch sichten zu können. Dass man dabei darauf achten muss, nicht in die Sonne zu schauen versteht sich natürlich von selber, soll aber hier noch einmal betont sein.
Die Venus hatte heute Mittag nur 3.5° Abstand vom Sonnenrand. Der beleuchtete Anteil der Venus betrug nur 0,21%. Daraus ergeben sich 2 Schwierigkeiten. Zum Ersten natürlich das Problem den Planeten an dem sehr hellen Himmel nahe der Sonne überhaupt aufzufinden. Und zum Zweiten: wie fokussiert man auf den Planeten? Wobei es sich gezeigt hat, dass beide Probleme miteinander zusammen hängen. Wenn der Planet nicht wirklich exakt fokussiert ist kann man ihn auch nicht auffinden, selbst wenn er direkt im Blickfeld ist.
Das Auffinden selbst ist bei mir nun kein Problem. Meine Montierung ist genau aufgestellt und sorgfälltig aligned. Da funktioniert das "Goto". Aber das Scharfstellen hat sich schwieriger als erwartet erwiesen. Es bietet sich natürlich an, zuerst auf die Sonne zu fokussieren. Also habe ich die Baader AstroSolar Folie vor das Objektiv gesteckt und die Sonne angefahren. Am besten fokussiert es sich auf Sonnenflecken – wenn denn welche da sind. Und das war leider nicht der Fall. Also muss man am Sonnenrand die Schärfe einstellen. Aber das ist leider so eine wachsweiche Sache. Am Sonnenrand erkennt man kaum den wirklich exakten Fokus – auf den es hier aber ankommt.
So fokussiert habe ich also die Venus angefahren. Beim abnehmen des Solarfilters habe ich gleich von vorne in den Tubus geschaut, wie weit die Sonne noch ihre Strahlen wirft – und war zufrieden. Die Sache war noch gefahrlos. Also ein Okular in den Okularauszug getan und nach der schmalen Sichel gesucht. Zuerst hatte ich aber nichts gesehen. Dann habe ich leicht am Fokusknopf gedreht, und siehe, jetzt kam tatsächlich die superschmale Venussichel zum Vorschein. Das Vorfokussieren am Sonnenrand hat für die Sichtung also nicht ausgereicht. Die Sichel war dann aber doch sehr gut zu sehen. Aber einen Hauch am Feinknopf gedreht, und die Sichel war weg. Ich habe sie bei 140 facher Vergrößerung betrachtet. Das empfand ich als optimal.
Jetzt kam der zweite Teil des Beobachtungsexperimentes dran: Die Venussichel mit einer Webcam aufzunehmen. Hier ist wieder das Fokusproblem die größte Herausforderung. Mit der Webcam im Okularauszug ist der Fokus natürlich ganz woanders als mit dem Okular. Also erst einmal wieder zurück zur Sonne, vorher natürlich das Sonnenfilter wieder drauf, und dann am Sonnenrand den Fokus gesucht. Das geht am Laptop bei hellem Tageslicht nicht wirklich bequem. Anschließend wieder auf die Venus geschwenkt. Dank eines präzisen "Goto" ist das noch das geringste Problem. Aber am Bildschirm habe ich erst einmal keine Venus entdecken können. Ich habe versucht die optimale Einstellung von Belichtung, Gain und Gamma zu finden (Gamma musste ziemlich steil sein). Aber erst durch Drehen am Okularauszugsknopf habe ich nach vielen (!) Versuchen die Venussichel endlich erhaschen können. Was mir dabei übrigens auffiel, war, dass die Luft voll von Blütenpollen war, die pausenlos durch das Bildfeld zogen. Es sah ein bisschen wie Regen aus. Und es waren auch sehr helle und große Pollen dabei.
Ich war aber doch ein bischen stolz, dass ich die Venussichel so kurz vor der unteren Konjunktion noch beobachten konnte.
Ich habe dann noch versucht, das ganze mit einer zusätzlichen 2x - Barlowlinse aufzunehmen. Bei der extrem schmalen Sichel wäre die doppelte Brennweite sicherlich ein Gewinn gewesen. Ich habe es aber trotz mehrmaliger Versuche leider nicht geschafft, den richtigen Fokus zu finden, damit die schmale Sichel plötzlich "erscheint". Mit Barlow war das Problem erheblich größer als ohne. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen, mit der Barlowlinse die Venussichel am Monitor zu entdecken.
Die Bearbeitung der Videos ist auch nicht ganz von Pappe. Autostakkert, mit dem ich sonst gerne Planetenvideos verarbeite, konnte mit der schmalen Venussichel offensichtlich nichts anfangen. Das Program sprang immer auf die durchlaufenden Pollenabbildungen über. Am Ende kam ein unbrauchbares Bild zustande.
AVIStack hat seine Stärken wohl auch bei anderen Motiven. Mit der Venussichel kam es nicht zurecht. Also blieb nur noch Registax übrig, mit dem ich sonst höchst ungern arbeite. Und von diesem Programm habe ich dann ein Bild bekommen. Das ist das, was beiliegt. Es ist auf 300% skaliert. Die rund 1m – Aufnahmebrennweite ist doch etwas wenig. Es wäre halt doch gut, wenn es mit der Barlowlinse geklappt hätte. Im Originalvideo ist die Venussichel gerade mal 2 Pixel "breit". In natura erscheint die Sichel noch schmaler als auf dem Foto.
Aber ich habe es tatsächlich geschafft, die Venus nur 55 Stunden vor der unteren Konjunktion visuell und fotografisch beobachten zu können. Und das ist doch schon mal etwas.
[br]
Die Venus in unterer Konjunktion
von Bernd Koch
(...)
Es war nicht ganz einfach, die Venus gefahrlos mit dem Teleskop anzusteuern. Zunächst setzte ich den AstroSolar-Sonnenfilter auf den 130mm-Refraktor und synchronisierte das Teleskop auf die Sonne. Dann steuerte ich das Teleskop nordöstlich in Richtung Venus. Damit dies kein Blindflug wurde, verfolgte ich in der Software Stellarium den Lauf des Teleskops, bis es die Venus erreichte. Dann nahm ich den Sonnenfilter ab und filmte die Venus.
Die im Bild sichtbaren Störungen stammen von vorbeifliegenden Pollen, die im Sonnenlicht glitzern: Manche nah und deshalb unscharf, manche fern.
(...)
Anmerkung: Auf dem AstroBlog auf Schuelerlabor-Astronomie.de befinden sich noch etliche weitere Bilder und Videos von Herrn Koch, welche wir nicht alle auf unsere Webseite übernehmen konnten. Bitte lesen Sie die ausführliche Story auf der Webseite.[br]
Jörg Schoppmeyer Aufnahme der Venus mit Televue 102iis (880mm) + ZWO ASI 290mm
Venus mit Protuberanzenansatz / Koronograph
von Jörg Schoppmeyer
Venus 01.06.2020 um 18:40 © Jörg Schoppmeyer
Venus 02.06.2020 um 10:36 © Jörg Schoppmeyer
ich habe die Venus und die Veränderung der Sichel zum Ring vom 29.05.2020 bis 02.06.2020 jeden Tag beobachtet und fotografiert. Mein extra für dieses Ereignis modifizierter Protuberanzenansatz/Koronograph hat leider am 03.06 (auch wetterbedingt) nicht die Ergebnisse geliefert, die ich mir erhofft habe. Trotzdem ist es mir am 02.06.2020 gegen 10h36 MESZ gelungen, den Venusring nachzuweisen.
Abgeblendeter Refraktor © Jörg Schoppmeyer
Zur sicheren Beobachtung der Venus habe ich im Gegensatz zu vielen anderen Beobachtern einen vorher berechneten Abschattungsmechanismus mit Hilfe einer Teleskopstange gebaut. Der hat bis zum Abend des 01.06.2020 für die volle Öffnung meines 10cm Refraktors funktioniert, am 02.06. musste ich auf 5cm abblenden. Zuerst habe immer die Sonne mit Hilfe des Baader Herschelprismas oder mit einem Objektivfilter aus Baader AstroSolar Folie eingestellt um dann mit Hilfe der Montierungsteilkreise die Venus.
Die Idee von Herrn Voltmer, den Ring mit dem Herschelprisma zu beobachten, hatte ich auch, leider kam es wegen der Wetterverschlechterung am 02.06/03.06 nicht mehr dazu.
Auschnitt von NGC 7000 - das gesamte Bild in hoher Auflösung finden Sie am Ende des Berichts
Aus der Dunkelheit wurde Licht! … Ein Quantensprung in 36 x 24mm bei 61,1MP?
In den letzten Jahren erfreuen sich Farbkameras immer größerer Beliebtheit. Eine Umkehr des Trends ist nicht zu erwarten. Ein Grund dafür ist die Fähigkeit, bereits mit moderaten Belichtungszeiten schwache Strukturen in Deep-Sky-Objekten zu erfassen. Daran waren die Entwicklungen bei den CMOS-Sensoren und jetzt neu die BSI Sensortechnologie ausschlaggebend beteiligt. Zudem stiegen die Quanteneffizienz (QE) und die Full-Well-Kapazität an, das Rauschen wurde weniger, die Pixel immer kleiner und die Dynamik wuchs beinahe mit jeder neuen Sensorgeneration.
Was passiert, wenn alle diese Entwicklungen in einer neuen Kamera wie der QHY 600M mit einem Schwarzweiß-Sensor das Licht der Sterne erblicken?
Meine Frage: Was ist nun wirklich die neue Referenzkamera?
Was bedeuten all die Begriffe, die die Hersteller mittlerweile verwenden, hervorheben und bewerben oder einfach unter den Teppich kehren, als würden sie gar nicht existieren?
Nun ich muss einen Sprung zurück ins Jahr 2015 / 2016 machen. Damals kaufte ich mir den ersten RASA 11" und verwendete als Kamera eine DSLR: die Nikon D810A. Diese Kombination macht Astronomie wirklich spannend. Es war Wahnsinn, was vom heimatlichen Garten aus in extrem kurzer Belichtungszeit nach 60 bis 90 Minuten zu erfassen war. Das war mein erster Kontakt mit dem Sony CMOS-Zeitalter – und er war sehr viel versprechend!
Ist der Sprung heute im Jahr 2020 ein noch größerer?
Wenn ich all meine Erfahrungen zusammenfasse, will ich absichtlich nicht gewaltig schreiben! (Lesen den Weg, den ich ging, und entscheiden sie es selbst)
Ich habe in den letzten Jahren viele Neuentwicklungen selbst einmal verwendet, aber sicher nicht alles. Zwar war ich vom Prinzip überzeugt, und Richtung und Tendenz der Technik sind klar erkennbar, aber das "AAHHHH - ist des arg!" war bei all diesen Geräten noch nicht dabei. (Arg = österreichisches irre & gut). Auf den Tag wartete ich noch.
QHY600 EB + Baader UFC D 50.4 Filterschieber + Baader UFC Basis, sowie Baader FCCT und QHY163M
Und dann kam der Tag, an dem die QHY600M EB bei mir auf dem Tisch lag – in der Early Bird Version mit der Pro Option. Von der Firma Baader Planetarium kamen dazu die letzten Adapter für meinen RASA 11, um die QHY600M am UFC Filterschieber zu montieren. In den letzten Jahren hab ich vieles mit den RASA 8", RASA 11" und RASA 36cm gemacht. Besonders spannend waren die neuen Baader Ultra Narrowband f2 Highspeed-Filter, obwohl ich kein "Schmalbandler" bin!
Mit dem RASA 8 und dem Baader FCCT + QHY 163M (eine kleine, feine monochrome CMOS-Kamera) wurde es zu meinem Highlight im Sommer 2019. Ich denke, die Kombi macht wirklich sehr viel Freude: M31 Bild in NUR 4,5 Stunden. Hier geht's zur Story.
Warum die QHY600M EB? (Nicht nur weil Vollformat an RASA 11 und 36 funktioniert)
Den IMX455 SONY-Chip kann man auch in günstigerer "Verpackung" bekommen, aber das war für mich nicht das Auswahlkriterium. Entscheidend ist für mich, wer aus diesem Chip das meißte rausholt - und wer mir die hochwertigste Version von diesem Chip liefert. Und nach ausführlichen Recherchen war ich bei der QHY 600 EB gelandet - hier ist ein Industry-Grade-Chip verbaut.
Die Marke QHY kenne ich seit fast 15 Jahren und hatte öfter schon Kontakt damit, mit unterschiedlichen Erfahrungen – und seit über einem Jahr nur mehr sehr gute Erfahrungen gemacht. In den ganzen Jahren des Bestehens konnte QHY Erfahrungen sammeln und die zahlreichen Kameramodelle und deren Elektronik auf das Zusammenspiel mit den Sony-Sensoren optimieren. Dieses Wissen kann man nicht kaufen!
Was erwarte ich mir von der neuen QHY600M EB Kamera?
Dass sie alles besser macht und noch mehr im Einzelbild zeigt, als alle anderen Kameras zuvor! Egal mit welcher Hardware ich sie vergleiche, die ich je in die Finger bekam. Mein Anspruch war nichts geringeres – aber auch nicht mehr.
Grundlegende Vorbereitungen: Dazu musste ich erst alles aus dem Fact-Sheet der QHY-Seite in eine "Was bedeutet das für mich?"-Sprache übersetzen. Also die echten Vorteile herauslesen, die mir am Ende wirklich was bringen – für jede Aufnahme die ich machen werde.
Die QHY600M mit dem Sony IMX455 CMOS-BSI Sensor sollte den ersten Einsatz am RASA 11" (279/620mm f2.2) haben. Spannend war zudem, dass ich erstmals eine Kamera mit 61,1 Megapixeln an ein schnelles f2.2 System schrauben werde – geht denn das? —> (Vorab: Ja, das geht, und zwar richtig gut).
Die interessanten Punkte der QHY600M waren daher für mich:
- QE bei 87% – über einen riesigen Bereich des Spektrums, keine „schön“ Be-Rechnung
- Filterrad über die Kamera anstecken – das war für den ersten Einsatz kein Thema, aber es ist möglich!
- QHY macht zur QHY600M klar, dass die 1GB bzw. 2GB DDR3 Speicher den Chip wirklich sofort auslesen können, im Gegensatz zu praktisch allen anderen anderen Kameras, in denen nur 256MB DDR3 RAM verbaut werden. Das war eines meiner wichtgsten Kriterien, denn ein CMOS BSI wird so lange belichtet, bis er zu 100% ausgelesen ist – ansonsten führt das zu Unregelmäßigkeiten im Bild.
- Der IMX 455 Sensor Grade ist mit Industrie Grade angegeben. Wie ich nach sehr langem Suchen auf der Sony Seite und über verknüpfte Informationen erkannte, kann damit ein besseres Bild erreicht werden im Vergleich zu Consumer Grade Sensoren.
Mein Ziel war klar: Nach dem Download wollte ich das beste Einzelbild sehen! Die QHY600M sollte viele Jahre meine Kamera bleiben. Nach dem was die Technik (nach dem Stand von heute im Jahr 2020) versprach, würde sie lange Zeit ganz oben auf sein.
- Die Option Extended Dynamic Range (Von allen am Markt angebotenen IMX-455 Modellen kann das nur die QHY600 Serie!), Diese Technologie ist nicht neu und längst erfolgreich im Einsatz – wenn es der Hersteller richtig einsetzen kann. Das Verfahren wird auch von einem anderen, sehr namhafte Hersteller verwenden – dort wird das 12Bit AD Signal dann zu 16Bit addiert. Die QHY 600M ist jetzt schon eine echte 16Bit Kamera – liefert also Dynamik von Kopf bis Fuß oder Licht zu Schatten. Aber, das muss verstanden werden: Extended Dynamik Range (EDR) steigert nicht nur die Dynamik, und die ist gleich der Full Well Kapazität von über 51.000 auf knapp über 80.000 bei 3,76mü kleinen Pixel. Mit dem EDR kann ich auch eine weitere Bandbreite der Gain-Werte verwenden, ohne in die Sättigung zu kommen! So kann ich extrem tiefe Lum- und RGB-Daten gewinnen, mit voller Zeichnung und Details, und extreme Dynamik-Unterscheide in einem Bild darstellen – ohne Tricks und Mogeln.
Das waren natürlich alles vorerst theoretische Überlegungen vor dem ersten First Light. (Lustig, was ich zu dieser Technologie gelesen habe, als ich sie gepostet habe – in Summe lauteten die Antworten dazu: alles Fake)
Im Bin 2x2 werden 18Bit ausgegeben und die Full Well explodiert in Größen, die fast undenkbar waren. Da ich gerne auch mit langen Brennweiten aufnehme, ist die Option Bin 2x2 und dann 7,4mü große Pixel ideal! Das Binning wird im DSO 16Bit Mode wie auch im EDR Mode angeboten – jetzt bekomme ich fast Stress, was probiere ich als nächstes? 🙂
Über die Kühlung habe ich länger nachgedacht – wie kalt soll es denn sein?
Gewonnen hat -10°C. Ich habe bei -20°C einen leichten Vorteil messen können, jedoch zu wenig, als dass ich in den kommenden Sommermonaten die Kühlung mit voller Leitung betreiben wollte.
Treiber und Installation:
Alles auf GO – keine Probleme und läuft seit dem ersten Tag: ASCOM-Plugin in Maxim Dl laden, und los ging es.
Verbunden vorerst mit USB 3.0 / die Glasfaserverbindung habe ich "on hold" gekauft und will die weitere Entwicklung abwarten.
Denn: Glasfaser wird kommen – man kann damit nicht nur eine viel längere Leitung nutzen, sondern ich bekomme damit auch eine wesentlich stabilere Verbindung. USB reagiert bekanntlich auf Wechselwirkungen und Einflüsse von aussen (PC, Einstreuungen...) mit Streifen, Dropouts und allen möglichen und unmöglichen Artefakten. Die höhere Geschwindigkeit der Glasfaser-Verbindung kommt als eine weitere zukünftige Entwicklungsmöglichkeit noch dazu. Damit bin ich auch noch in drei oder fünf Jahren "auf der Höhe der Zeit".
Vorbereitung für die erste Nacht am RASA 11
RASA 11" auf 10micron GM2000 HPS Montierung
Ich nahm Bias und Darks bei -10°C mit 16Bit DSO und dem EDR Modus auf.
Weitere Einstellungen: Download-Geschwindigkeit: Normal // Gain: 26 // Offset: 60
Das Master Dark hat die Neugier auf das, was jetzt "kommen kann“, geweckt und verstärkt. Ich nenne es "Noise Floor“, wenn die maximale Häufung des Rauschen in einem Bereich ist, der kaum die 10ADU Spannweite überschreitet. Was das für die Aufnahme bedeutet? Das schwache Signal wird nicht erst durch das Mitteln vieler Aufnahmen sichtbar, nein: das Einzelbild sollte es bereits zeigen!
Das erste Licht – bislang wurde nur angedeutet, dass ein Sprung bevor steht…
Ich konnte es nicht mehr erwarten, obwohl es zwei Tage vor Vollmond war – aber klares Wetter war bis etwa Mitternacht möglich! Und Dunkelheit ab etwa 22h... Egal – für einen Test und die Kontrolle der Abbildung war es okay.
Anschlüsse:
Ich habe mir zusätzlich ein besseres USB-Kabel gekauft, das im Querschnitt jedoch dicker war. So bekomme ich einen dickeren Spike, und das originale Stromkabel von QHY war etwas wellig und dünner… Also ist der Spike dann dünner und vielleicht nicht ganz scharf. Darum kümmere ich mich die Tage einmal, das war jetzt nicht wichtig. Mir war jedoch wichtig, dass die Kabel um 90° versetzt zueinander ausgerichtet waren.
Die QHY600M hat einen Adapter, der an den UFC Filterschieber geschraubt wird. Die Kamera wird dann über drei Schrauben im Adapter fixiert.
Diese drei Schrauben ermöglichen eine sehr genaue Rotation / Zentrierung der Kamera zum System. Die Flucht des Adapter passt mit dem Kamera Gehäuse sehr gut zusammen. Es ist wichtig, dass die Kamera wirklich in der Mitte des Feldes auf der optischen Achse sitzt. Die Köpfe der drei Schrauben ragten ca. 2-3 mm in den Strahlengang und waren in der ersten Nacht noch original-glänzend. Das war aber auch ihre letzte glänzende Nacht – jetzt sind sie schwarz! [br]
1st Light und fast Vollmond!
Mit dem Baader UFC und der DSLR hatte ich den RASA 11 vor über einem Jahr mit 16,7MP Vollformat justiert. Zu meiner Freude war die Justage auch bei 61,1MP fast gut. Ich musste nur ganz wenig optimieren / justieren, und ich wusste vom RASA 8 und dem FCCT, was wie geschehen muss – und – JA – passt, das lasse ich so!
Der RASA 11“ kann die 61,1MP problemlos abbilden und das bei f2.2 – das ist super! Welche Optik macht das noch so ohne mit der Wimper zu zucken?
Auf meiner Testliste stand ganz weit oben M13, denn ich hatte die Kamera im EDR Modus gestartet. Also nicht erst kennenlernen – NEIN, gleich auf 101% gehen! In der UFC-Filterschublade war der Baader UHC-S in 50,4mm eingesetzt.
Sicherlich kennt jeder, der fotografiert, auch M13. Weil M13 5,8mag hell ist, wählte ich bei fast Vollmond wegen der Lichtstärke von f2.2 des Rasa 11 und der 87% QE der Kamera 120s als Belichtungszeit. Was erwartet man als Ergebnis?
117 Sekunden, 118, 119, 120 – und Download.
Was? Wie? M13 klar aufgelöst, und der Hintergrund bei 3000ADU??? Irre – also 180 Sekunden probieren – da geht doch noch mehr! Also letztlich 300 Sekunden bei f2.2 und UHC-S Filter, und dann bekomme ich einen EDR Download zu sehen, bei dem die hellsten Sterne in M13 gerade an die Sättigung kommen. (Die ADU vom Hintergrund ist jetzt bei rund 7900). Aber er bleibt total aufgelöst und ohne Überbelichtung vom Kern. Im selben Bild sind auch die schwachen Aussenbereiche schon zu sehen – das ist DYNAMIK!
Das nächstes Testobjekt ist Abell 2219. Also 180sec mit UHC-S auf Abell 2219: Check, der Galaxienhaufen ist klar sichtbar und zeigt jetzt schon eine große Anzahl der Galaxien in diesem sehr weit entfernt Haufen.
Und weiter: Draco Dwarf mit 180sec UHC-S. Die hellste Sterne liegen bei etwa oder sogar weniger als 19mag!!! Und das bei fast Vollmond – und das gleiche in Grün wie bei Abell 2219…
Meine Checkliste wäre noch länger gewesen, da ich daneben auch das Verhalten des RASA 11 + UFC testen wollte mit den 61,1MP Auflösung, doch... UND Schluss, hohe Cirrusbewölkung bei fast Vollmond und immer schlechter werdenden Bedingungen bedeuteten leider das Ende der First-Light-Nacht.
Nach diesem Erlebnis, die Bilder waren mir immer noch vor Augen, erschienen die Tage und Nächte, die nun endlich den lang ersehnten Regen brachten, viel länger.[br]
Der Quantensprung – die Nacht vom 17.5. auf den 18.5.2020.
Was habe ich gegenüber der ersten Nacht verändert? Ich bin vom EDR Modus zu DSO 16Bit gewechselt – ich wollte die einfachere 16Bit Dynamik sehen.
Mein Plan war zuerst ABELL 2219 in Lum (je nach Seeing), dann Draco Dwarf in L und / oder RGB, und zum Schluss gegen 2:40h noch schnell ein Blick auf den Nordamerikanebel NGC7000 in H-alpha – der würde dann so hoch am Himmel stehen, um eine Aussage zu ermöglichen. Die Wettervorhersagen waren für die kommende Nacht ebenfalls gut, darum wollte ich einfach spontan entscheiden, was ich mache.
Das Verhalten bei Abell 2219 und beim Draco Dwarf war wie in der First-Light-Nacht – alles lief wie gewohnt. Die Daten sind gesammelt, das Bild werde ich in der Zukunft zeigen.
Aber 300 Sekunden bei H-alpha mit dem neuen Baader 3,5nm Ultra Narrow Band f2 Highspeed Filter, ich konnte richtig zuschauen was ich da für eine Revolution ablichte. Ganz real am PC - ohne Marketing-Blabla: Das ist die Zukunft! Ich kam mir vor als wäre ich wieder 5 Jahre alt, aufregt und noch mehr aufgeregt… ich weiß nicht wie oft ich mir die Daten angesehen habe, und es waren zu wenige in H-alpha, die ich in der Nacht machen konnte.
Also lag der Plan für die kommende dritte Nacht ganz klar vor mir: Erst wird H-alpha und dann noch O-III gemacht… ich will das Bild als Bicolor sehen, denn das Objekt kenne ich wirklich gut.
Daten-Stacking in PixInsight so wie immer.
Die Darks alleine genügen bei der QHY600M, denn wie schon geschrieben sind die Daten extrem glatt! Die Hotpixel kann ich abzählen, und ich habe nur ein Pixel, das die 65535 ADU ganz erreicht – 1 Hotpixel!
Tiefe, Dynamik, Signal und ein unerhebliches Rauschen im Bicolor! Als Gewichtung verwendete ich Rot = H-aplpha (Faktor 1,0) : Grün = (H-alpha x0,5) + (O-III x0,5) : Blau = O-III (Faktor 1,0) Die Bearbeitung war danach ausgerichtet, dass die Dominanz des H-alpha erhalten bleibt und O-III den Stellenwert einnimmt, den es wirklich hat.
Die Bildbearbeitung war spannend und erfolgte in PixInsight und Adobe Photoshop CC 2020. Nach einigen Tagen am PC war die Dynamik des H-alpha-Bildes schlussendlich in der BiColor Version von NGC7000 + IC5070 angekommen.
Der Kontrast ist – ich würde es so beschreiben – grenzenlos genial, bei nur 620mm Brennweite war die Auflösung sehr fein und die Abstufungen der Tonwerte grandios – kein Rauschen, nichts, nur ein Bild! Es wurde keine Art von Rauschreduktion verwendet! Es wurden keine Flats verwendet und kein Bias abgezogen, sondern nur Darks für die Kalibrierung der Einzelbilder (die Kamera war komplett gleich eingestellt) verwendet!
Doch sehen Sie es sich selbst an und denken Sie sich meine Details zum Bild. So ein Ergebnis ist heute mit 75 Minuten BiColor im Ultra Schmalband mit dem Setup wie beschrieben möglich. (Baader Ultra Narrow Band f2 – H-alpha 7x 300s und O-III 8x 300s bei -10°C).
Was jetzt noch kommt? Einfach staunen, Bild anklicken und in hoher Auflösung genießen!
NGC7000 + IC5070 alsBiColor mit RASA 11" + Baader UFC + Baader Ultra-Narrowband f/2 Highspeedfilter (Coming Soon) + QHY600 EB, (c) Christoph Kaltseis
[br]Ihr Christoph Kaltseis
Wir freuen uns über das positive Feedback, welches wir bisher erhalten haben. Das Baader MaxBright® II Binokular inkl. Koffer (#2456460, € 425,-) ist das Ergebnis von über 30 Jahren Erfahrung im Bau astronomischer Binookularsätze und schließt die Lücke zwischen den günstigen Einstiegs-Binos und unserem Highend Mark V Großfeld-Binokular – siehe auch Unterschiede zwischen MaxBright® II und Mark V Großfeldbino.
In den gängigen (englischen) Astroforen wurde mittlerweile der ausführliche Testbericht: "Field Test of the Baader MaxBright® II Binoviewer von William Paolini veröffentlicht. Wir freuen uns sehr über sein äußerst positives Fazit und möchten zwei Zitate daraus hervorheben:
Sehr Empfehlenswert
Original: Their compact size, moderate weight, solid build quality, precise mechanical function, well thought out ergonimocs, plethora of available accessories, and excellent optical performance has actually made me a fan of binoviewing again!
The performance, ease of operation,and flexibility of the MaxBright II Binoviewer provided for me seemlessly executed and thoroughly rewarding observing experiences, whether using 1.25" eyepieces that produced sweeping low magnification wide field vistas, to those exepieces that produced the highest magnifications possible for detailed lunar and planetary observations. Very highly recommended
Haben Sie schon Erfahrungen mit dem MaxBright® II gemacht? Haben Sie Fragen zu dem Produkt? Wir freuen uns über weitere Bewertungen oder Kommentare zu diesem Beitrag.
Lesen Sie hier die Eindrücke von unseren Kunden Helmut Heinicke mit [product sku="1351000"] auf einer 10Micron GM2000 HPS und der CCD-Kamera FLI-ML 16200.
Ich habe mir am vergangenem Samstag ein "exotisches" Objekt ausgesucht: Leo I. Das ist eine Zwerggalaxie im Sternbild Löwe. Das Objekt wird nicht gar so oft fotografiert, da es in unmittelbarer Nähe von Regulus (Alpha Leo), dem Hauptstern des Löwen, ein schwieriges Objekt ist. Aber gerade so etwas reizt mich manchmal.
Die Milchstraße, unsere Heimatgalaxie, hat eine ganze Anzahl von Begleitgalaxien. Am bekanntesten sind die beiden Magellanschen Wolken, die nur auf der Südhalbkugel zu beobachten sind. Leo I ist ein weiterer Begleiter, und zwar einer der entferntesten, etwa 820.000 Lichtjahre weit weg. Der scheinbar benachbarte Regulus ist nur etwa 75 bis 77 Lichtjahre von uns entfernt. Das macht die Beobachtung zu einer Herausforderung. Tatsächlich wurde Leo I erst 1950 entdeckt, und zwar bei der Durchmusterung von Fotoplatten, die mit einer 48 Zoll Schmidt-Kamera auf dem Mount Palomar aufgenommen wurden.
Die visuelle Untersuchung begann erst in den 1990er Jahren.
[br]
Ich habe die Aufnahmen mit dem TEC 140 (140/980 mm) auf einer 10Micron GM2000 HPS und der CCD-Kamera FLI-ML 16200 gemacht.
Der Himmel über dem bairischen Nersingen war mäßig dunkel. Das SQM zeigte im Zenit anfänglich 20.2, später 20.5 an, was für unsere Verhältnisse typische Werte sind. Das ist aber leider nur die halbe Wahrheit, denn es kommt ja auch auf die Transparenz an, und die fand ich schlecht. Mit einer Gesamtbelichtungszeit von 2 Std. 15 Min. habe ich fast das maximal mögliche heraus geholt. Bei diesem Objekt wäre mehr aber zweifelsohne besser gewesen. Leo I ist doch recht schwach. Zum Ende der etwa dreistündigen Session neigte sich der Löwe im Westen schon in den aufgehellten "Siff" der Lichtglocke von Ulm / Neu-Ulm.
GM2000 HPS Montierung auf Baader Stahlsäule
Bei Filterwechsel prüfe ich stets mit Hilfe einer Cuzdi-Maske den Fokus, der bei absinkender Nachttemperatur meist "wegläuft". Das benötigt natürlich auch immer etwas Zeit. Diesmal war mit dem hellen Regulus aber ein idealer Fokusstern direkt im Bildfeld.
Ich hatte mit dem Rotfilter angefangen und 300 Sek. belichtet. Nach Sichten der ersten gewonnenen Aufnahmen habe ich dann auf 480 Sek. erhöht. Bei den Rot- und den Grünaufnahmen konnte man die feinen Sterne von Leo I leidlich erkennen. Bei den Blauaufnahmen war hingegen so gut wie nichts von der Zwerggalaxie zu sehen. Ich habe bei der Ausarbeitung zum "Aufpeppen" dann eine künstliche Luminanz nur aus den Rot- und Grünaufnahmen erstellt.
Die Aufnahmen sind mit Dithern, aber ohne Guiding gemacht worden.
Regulus ist ein Mehrfachsternsystem: Regulus B, mag 8.2, und Regulus C, mag 13.2, Abstand 2,5". Dieser "Doppelbegleiter" steht in 175" Abstand von Regulus. Man sieht ihn auf dem Foto rechts oberhalb Regulus bei etwa 2 h. Bei 3 h ist ein weiterer Stern zu erkennen, mag. 12.1, der oft als "Regulus D" bezeichnet wird, aber tatsächlich ein Hintergrundstern ist. Der Hauptstern hat noch einen spektroskopischen Begleiter, der erst sehr spät entdeckt wurde.
Regulus kommt auf solchen Aufnahmen gnadenlos überbelichtet. Man könnte ihn in der Bildbearbeitung natürlich kleiner machen, was ich ein wenig auch getan habe. Aber eben nur ein wenig. Ich finde, so ist das Bild "ehrlicher".
Soweit also meine neueste Beobachtung.
Viele Grüße
Helmut Heinicke
DIE STORY: Eine M31, die vom Himmel fiel
Das final bearbeitete Summenbild: Andromedagalaxie (M31), © Christoph Kaltseis
Die Andromedagalaxie hat wohl jeder Amateurastronom schon einmal gesehen, mit eigenen Augen oder im Foto. Es reizte mich besonders, unsere faszinierende Nachbargalaxie einmal mit der “rasenden Schmidtkamera” RASA 8" - Rowe-Ackermann Schmidt Astrograph (#822252 , € 2399,-) unter perfekt dunklem Himmel abzulichten. Unter anderem war dies einer der Gründe, warum mich meine Wege im Oktober 2019 für eine Woche nach La Palma führten, zum Athos Centro Astronómico (www.athos.org).
Am RASA 8" passt die QHY 163M Kamera perfekt zum Bildausschnitt und Pixelmaßstab für M31. Bei einer monochromen Kamera durfte der [product sku="baaderfcct"] (siehe auch den Testbericht von Michael Jäger: RASA 8" Extrem) nicht fehlen. Diese Sonderentwicklung eines Filterwechslers für den kurzen Backfokus des RASA 8" ermöglicht nicht nur den raschen Austausch der verschiedenen Filter, sondern auch eine feinfühlige und stabile Justage der Kamera gegen Verkippung.
Ich griff zu meinen bewährten LRGB und UHC-S Baader-Filtern, jedoch ergänzt um die allerersten Prototypen Baader f/2 ULTRA-Highspeed Narrowband Filter.[br]
Eine sorgfältige Kabelführung vermeidet ungewünschte Spikes auf den Bildern.
Letzte Vorbereitungen: Jede optische Oberfläche muss für den höchstmöglichen Kontrast sauber sein
Nachdem ich mit diesem Setup auf La Palma wunderbar rasch angekommen war, konnte ich bereits am ersten Tag alles in Ruhe aufbauen und war bereit die Rohbilder von M31 aufzunehmen. Beim Aufbau achtete ich besonders auf die Lage des USB- sowie des Stromkabels, die zur QHY-Kamera angesteckt waren. Dazu führte ich beide Kabel möglichst exakt in einem 90° Winkel vor der Optik nach außen. Die Kabel fixierte ich mit dem Taukappenheizband. Durch diese sorgfältige Vorbereitung konnte ich sicherstellen, dass in den End-Bildern schöne und feine Spikes um helle Sterne erreicht werden können, wie man sie sonst nur von Spiegelteleskopen mit hochwertigen Sekundärspiegelhalterungen kennt.
In der ersten klaren Nacht konnte ich bereits mit meinem Vorhaben starten. Über den FCCT war das System sehr rasch perfekt justiert, für scharfe Sterne bis zum Rand. Bei jedem Filterwechsel fokussierte ich erneut, um für jede Aufnahme das maximale Signal bei perfekter Abbildungsqualität zu erhalten. Dabei hatte ich immer das Ziel vor Augen, möglichst alles aus M31 herauszuholen. Die neuen ULTRA Highspeed-Filter waren dazu eine sehr wichtige Hilfe, um die Farbtiefe in der Galaxie darstellen zu können.
Für die Belichtungen in Luminanz, UHC-S, R, G und B wählte ich aufgrund des extrem schnellen Öffnungsverhältnisses von f/2 – trotz des außergewöhnlich dunklen Nachthimmels auf La Palma – eine Einzelbelichtungszeit von nur jeweils 180 Sekunden. Für die H-alpha- und O-III-Daten belichtete ich dagegen je 300 Sekunden.[br]
f/2 ULTRA-Highspeed O-III
8 x 300 s
f/2 ULTRA-Highspeed H-alpha
8 x 300 s
UHC-S + L-Filter
jeweils 13 x 180 s
RGB-CCD Filter
je Kanal 13 x 180 s
[br]Jedoch war die Natur mit meinen Plan nicht ganz einverstanden. Die folgenden Tage und Nächte waren von Bewölkung und Regen geprägt, was zwar der Insel nach einem heißen, trockenen Sommer sehr gut tat, mir dagegen lange Wartestunden bereitete. Dieses Wetter ist ganz normal für diese Jahreszeit – das war mir bereits klar gewesen, als ich die Reise Ende Oktober plante. Meine Hoffnung war, dass mir zumindest ein paar klare Nächte vergönnt sein würden.
Bereit für die Nacht: Kamera, Heizband und Autoguider am Teleskop.
Aber erst als sich mein einwöchiger Aufenthalt auf La Palma bereits dem Ende zuneigte, folgte eine sehr gute Nacht. Das Seeing lag über den Erwartungen, und die Transparenz war nur durch einen ganz leichten Calima geringfügig beeinträchtigt.
Der lichtstarke RASA 8 machte es mir möglich, in einen Nacht alle noch fehlenden Filter einzusetzen beziehungsweise die Aufnahmen aus der ersten Nacht nachzubessern. Zum Verständnis: bei einem Öffnungsverhältnis von (z.B.) f/5,6 hätte ich 36 St. Belichtungszeit gebraucht – und jede Nacht auf der Insel hätte gleich gut sein müssen…
Alle Daten wurden mit Dark und Bias verarbeitet. Auf die Verwendung von Flats verzichtete ich, weil Vorabtests bereits gezeigt hatten, dass mit dem gewählten Setup eine außerordentlich gute Ausleuchtung erreicht werden konnte.
Alle Einzelbilder wurden in PixInsight vermessen und bezüglich FWHM, Rundheit und Signal bewertet. Auf das beste Einzelbild registrierte ich alle Subframes. So konnte ich in Summe 275 min Belichtungszeit bei f/2,0 sammeln, was bei f/2,8 = 550 min, bei f/4 = 1100 min und bei f/5,6 vollen 2200 min oder 36,6h entsprechen würde!
Nachdem ich die Daten für jeden Filter zu einem Summenbild aufintegriert hatte, konnte ich die gemittelten Bilder vorab begutachten. Die 3,5nm H-alpha Daten zeigten einen Ring und einzelne HII-Regionen in der M31-Galaxie, klar und scharf aufgelöst, und das bei nur 400mm Brennweite! Die O-III Daten waren dagegen ohne besondere Auffälligkeiten.
Bei der Bildbearbeitung führte ich zuerst das gemittelte Luminanz-Bild mit dem gemittelten UHC-S-Bild zusammen. Diese beiden Bilder bildeten die Basis für eine enorme Tiefe. Die RGB Daten wurden in ein Farb-Summenbild verrechnet und (mit GAIA + APASS) farbkalibriert.
Danach führte ich in Adobe Photoshop die Luminanz- und UHC-S-Daten mit den RGB-Daten zusammen, ohne dabei einen Verlust bei der Tiefe bzw. bei der Farbinformation zu erleiden. In dieses Bild bettete ich dann das H-Alpha-Signal in den Rot-Kanal so ein, dass es zum R passte. Ebenso ging ich mit Grün-Kanal und dem O-III-Signal vor.
Die Balance in der Tiefe und die Wiedergabe der Schmalband-Daten waren sehr wichtig und mit etwas Wissen machbar. Danach hatte ich eine tiefe Aufnahme von M31, die UHC-S + Luminanz + R + H-alpha + G + O-III + B in sich vereinigt.
Meine M31-Aufnahme habe ich damit in Photoshop schon fast final bearbeitet, und nun kam der letzte Schliff. Damit ich das sehr helle Zentrum natürlich wirken lassen konnte, überlagerte ich das Bild mit den H-alpha Daten. Das war extrem heikel! Mit dem Ergebnis bin ich jedoch mehr als zufrieden, da eine ganze Fülle an Details bei nur 400mm Brennweite herausgearbeitet werden konnte.
Aus meiner Sicht haben sich der Aufwand und die strenge Selektion der Daten bezahlt gemacht. 275 min Belichtungszeit und 400 mm Brennweite, mit einer sehr handlichen und absolut fokusstabilen Optik – wer hätte das gedacht?!
November 2019, Christoph Kaltseis
www.cedic.at
Dieses Bild wurde im Rahmen der Poster-Aktion von www.sterne-und-weltraum.de im A2-Poster gedruckt und erschien in SuW 02/2020. Haben Sie es schon einmal an einer Wand aufgehängt gesehen?
DAS EQUIPMENT: Perfekt aufeinander abgestimmt
Die ausgedehnte Andromedagalaxie passt ideal für den RASA 8" mit 400 mm Brennweite und eine Kamera mit Micro-Fourthirds Sensor. Mit einem Gewicht von knapp 7,7 kg ist das Teleskop sehr gut transportabel. Für dieses Bild wurde eine Belichtungsserie erstellt (siehe oben). Bis in die Randbereiche sind die Sterne scharf – für diese Schärfe müsste ein lichtstarkes Kameraobjektiv abgeblendet werden.
Celestron RASA 8" f/2,0 Schmidt-Astrograph
Der RASA 8" - Rowe-Ackermann Schmidt Astrograph überträgt das Konzept der lichtstarken Schmidt-Kamera in das digitale Zeitalter: Die Kamera wird im Primärfokus des Teleskops montiert, ein Korrektor sorgt für ein ebenes Bildfeld. So konnte mit dem 8" RASA bei 400 mm Brennweite und 203 mm Öffnung ein sehr kompakter und hochwertiger f/2-Astrograph gebaut werden. Da der RASA auf dem Schmidt-Cassegrain-Design basiert, ergibt sich zudem ein sehr attraktiver Preis. [br]
Beispielabbildung: QHY 174 Kamera
QHY Kamera mit Baader FCCT
Für die Aufnahme kam die QHY 163M zum Einsatz, eine gekühlte CMOS-Kamera mit Micro-Fourthirds Sensor. Ihr kompaktes, leichtes Gehäuse ist ideal für digitale Schmidt-Kameras, bei denen sie vor der Optik sitzt. Der Schwarz-Weiß-Sensor ist im gesamten Spektrum empfindlich und zeigt außerordentlich gute Sensitivität für feinste Helligkeitsabstufungen. Zusammen mit den geeigneten Filtern sind Farbaufnahmen mit sehr kurzen Belichtungszeiten möglich. Mit dem kurzbauenden [product sku="baaderfcct"] können die Filter leicht getauscht werden, und vor allem kann die Bildlage der QHY-Kamera problemlos am Teleskop justiert werden. Seit das Bild entstand, ist die Kameratechnik vorangeschritten, und die QHY 163 wird nicht mehr hergestellt. Die [product sku="QHY294Pro"] liefert vergleichbare Sensorgröße und Auflösung mit einem modernen Sensor, mit dem FCCT II kann sie ebenfalls an den RASA 8 angeschlossen werden.[br]
Baader f/2 ULTRA-Highspeed Filter
Bei einem Öffnungsverhältnis von f/2 funktionieren normale Schmalbandfilter nicht mehr. Durch die extrem schräg einfallenden Lichtstrahlen mit Eintrittswinkeln von 0 Grad (Bildmitte) bis 14 Grad (Bildrand) ergeben sich höchste Ansprüche an die Filter-Beschichtungstechnologie. Die speziell entwickelten Baader f/2 ULTRA-Highspeedfilter wurden für schnelle Astrographen mit Öffnungsverhältnissen zwischen f/1,8 und f/3,5 konstruiert. Sie sind für die Wellenlängen H-Alpha, S-II und O-III in allen Standardabmessungen erhältlich. Mit solchen Filtern lassen sich die Farben in den Sternentstehungsgebieten, z.B. hier von M31, in größter Intensität darstellen.
Das RASA 8 erwies sich bereits in den ersten Tests als praxistauglich und leicht zu bedienen. Ohne Spiegel-Shifting konnte ich die Kamera (Fujifilm X-T3) binnen einer Minute fokussieren. Dank der sehr lichtstarken Optik des RASA 8 gelingt das Scharfstellen auch an durchschnittlich hellen Sternen, die gerade im Bildfeld stehen, ohne dass man das Teleskop auf einen hellen Stern schwenken muss.
Es war nach dem Auspacken und Montieren des Instruments keine Justierung nötig (die Kollimation scheint gegenüber Erschütterungen und Temperaturänderungen sehr stabil zu bleiben). Die Sternabbildung ist im APS-C Format bis in die Bildecken perfekt. Wegen der hohen Lichtstärke kann mit sehr kurzen Belichtungszeiten unter 30 Sekunden und niedrigen ISO-Werten, wie bei dem hier gezeigten Bild, gearbeitet werden. Das beschleunigt die Bildgewinnung und erhört die Qualität bei gleichzeitig mehr Komfort, da man auf eine genaue Aufstellung der Montierung, Nachführkorrekturen und diesbezüglich auf ein parallel montiertes Guiding-Teleskop verzichten kann.
Das RASA 8 ist eines der wenigen Geräte die ich kenne, die sowohl für den ambitionierten Astrofotografen als auch für den Anfänger eine sehr gute Wahl darstellen. Ein top Preis-Leistungs-Verhältnis für ein extrem lichtstarkes Instrument mit gleichzeitig feinster Sternabbildung, die seinesgleichen sucht. Das RASA 8 ist eines der besten Instrumente, die ich mir vorstellen kann um ausgedehnte schwache Gasnebel in großem Detailreichtum auf den Chip zu bannen.
Cirrus-Nebel-Komplex im Sternbild Schwan. Die Region passt mit einem RASA 8 und einem APS-C-Sensor vollsttändig ins Bild. Belichtet wurde rund 70 Minuten (141 x 30 s) mit einer Fujifilm X-T3 (ISO 800) am Celestron RASA 8. Aufnahmeort: Spicherer Höhe bei Saarbrücken.
Wir freuen uns über das positive Feedback, welches wir erhalten haben.
Für unseren Teleskoptest erhielt Sebastian Voltmer eine Fuji X-T3 von unserem Fotohändler Fotohaus Wiesenhavern. Hierfür möchen wir uns ganz herzlich bedanken.
RASA 8 – Die Familie ist komplett – Erste Eindrücke
Lesen Sie hier einen ersten Erfahrungsbericht von Christoph Kaltseis mit dem RASA 8 und einer ATIK Horizon Farbkamera.
Auf der ATT wurde ich von der Firma Baader gefragt, ob ich den frisch vorgestellten [product sku="822252"] testen wolle. Seit längerem arbeite ich erfolgreich mit dem [product sku="822250"] und dem größeren [product sku="822251"]. Daher kenne ich das System der Rowe-Ackermann-Schmidt-Astrographen sehr gut und weiß, was diese Optiken leisten können. Also musste ich nicht lange nachdenken, bevor ich mich zu einem ausführlichen Test entschloss.[br]
Was gibt es nun nach einigen klaren Nächten zum RASA 8 "Out-of-the-Box" zu sagen?
1. Die Optik ist klein (im Vergleich zum RASA 11) und handlich
Sie kann problemlos auf einer kleinen Montierung verwendet werden und ist somit ein echtes High Speed System zu einem verführerischen Preis, das (falls nötig) auch mobil eingesetzt werden kann!
Durch die Lüftungsschlitze und den eingebauten Lüfter kann der RASA 8 sehr schnell an die Umgebungstemperatur herangeführt werden. Während der Belichtung verwendete ich die Belüftung mit dem Ventilator nur sehr selten.
An dem Tag, als ich den RASA 8 erhielt, ging es daher sehr schnell: Um 17 Uhr kam das Paket bei mir an, um 20 Uhr war er fertig auf meiner Montierung unter freiem Himmel aufgebaut . Mit dem handlichen Gerät war es einfach, es in RA und DEC auszubalancieren. Das ist auch gut so, denn bei einer schnellen f2-Optik muss hier sehr sorgfältig gearbeitet werden. Ansonsten kann das Autoguiding zu Eiersternen führen, wenn der Guider „pendelt“.
2. Die Adaption der Kamera ist wie bei allen RASAs erst einmal ungewöhnlich.
Meine Regel lautet: Erst die Adaption anbringen und kontrollieren, ob alles passt, danach die Kamera.
Die Orientierung der Kamera machte ich zuvor im Haus, so ging draußen dann alles sehr einfach und ohne Überraschungen. Als Adapter kam der Baader UFC M54x0.75 (m) Kamera-Adapter (#2459117 € 28,-) für die Atik Horizon Color CMOS zum Einsatz. Die Orientierung der Kamera lässt sich einfach einstellen, indem man die Madenschrauben am UFC löst – das mache ich aber lieber in Ruhe an einem Tisch als direkt am RASA 8 auf der Montierung. Das Ergebnis: Sitz, passt und hat keine Luft! f2 ist nun einmal f2, da muss alles präzise sein.
Die Kabel führte ich versetzt von der Kamera weg, um die Spikes auf ein wenig störendes Maß zu reduzieren. Zudem verwendete ich ein Heizband direkt vorne am RASA 8, an dem ich die Kabel fixieren konnte und wovon ich mir ein kleines bisschen Hilfe gegen den erwarteten Tau versprach. Die ATIK Horizon passt perfekt zum RASA 8, der eine Diagonale von 22 mm ausleuchtet. Das Pixel-Auflösungsvermögen liegt bei 1,97 Bogensekunden, bei 400 mm Brennweite und f2.
3. 1st Light: Fokus, Abbildung, Stabilität & Temperaturverhalten
Zu Beginn der Nacht wählte ich Arktur als ersten Alignment-Stern aus: Auswählen, anfahren, auf dem Chip zentrieren und fokussieren. Wie gewohnt wird der Stern vorfokussiert, wobei der Fokussierknopf zuletzt gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird, damit der Spiegel immer in der selben Richtung schiebend bewegt wird.
Anschließend hieß es noch einen schwachen Stern im Feld auswählen, um mit MaxIm DL und FWHM + Helligkeit feinzufokussieren. Das war einfach und passte schnell so gut, dass ich sagen konnte, der Fokus ist zu 99% getroffen. Das fehlende Prozent ist der Luftunruhe geschuldet. Die Abbildung war über ganze Feld sehr gut – Freude, Freude! Das war so einfach wie man es sich immer erhofft.
Der zweite Alignmentstern war Wega. Hier wiederholte ich die Prozedur und musste nur etwas nac hfokussieren, da Arktur hoch am Himmel stand und Wega bei ca. 45° Höhe. Dazu drehte ich das Fokusrädchen im Uhrzeigersinn zurück und dann wieder in den Fokus. Mein Praxistipp dazu: Erst drei- bis viermal eine halbe Umdrehung zurück und dann erst final fokusieren. Das Spiegelshifting war sehr gering, und ich kann auch nicht sagen, ob es am RASA oder Montierung lag, da ich auch Hand an den RASA anlegte. Aber die Abbildung war wieder so wie bei Arktur nach 10 Sekunden Belichtung -> Passt!
4. Aufnahme und läuft…
Das erste Objekt war M13. Er stand hoch am Himmel und war nach 60 Sekunden im Kern fast überbelichtet. Also in MaxIm DL am Objekt final fokussieren und die Belichtungsserie starten.
Mein Tipp: immer am Objekt fokussieren und dies wie zuvor beschrieben durchführen! Wenn über den Schärfepunkt hinaus fokussiert wurde, ging es wieder ordentlich zurück und erneut zum idealen Fokus!
- Laufen lassen… war das Thema. Alle 6-8 Bilder wurde gedithert.
- Das Seeing lag bei 2,4 - 3,2“, was auf die sehr labile Wetterlage zurückzuführen war.
- Die Anfälligkeit für Temperaturdrifts war sehr gering, die Fokus-Stabilität sehr fein. (NB.: es ist Sommer, daher wurde es in der Nacht nicht dramatisch kühler!)
- 400 mm Brennweite und 8 Zoll Öffnung liefern eine überraschend gute Auflösung, die sich auch zeigt. Darum lohnt es sich, beim Fokussieren 3 Minuten mehr Zeit aufzuwenden als einfach „passt schon“ zu sagen!
- Bezüglich der Obstruktion hat der RASA 8 im Vergleich zu anderen am Markt angebotenen schnellen Systemen die Nase vorne. Die Abbildung ist sehr gut, wenn der Fokus sitzt.
Das Bild von M13 zeigt, wozu der RASA im Stande ist
First Light - Out of the Box: M13 mit RASA 8 - 4. Juni 2019 - 58 Minuten Belichtung mit Baader UFC Filterschieber und Atik Horizon Color CMOS Kamera.
Dieses Bild von M13 gelang mir noch während der astronomischen Dämmerung (!): Es besteht aus 58 Einzelaufnahmen von je 60 Sekunden. Ich habe noch nie so viel Tiefe in Daten mit weniger als einer Stunde Belichtungszeit gesehen. Ich habe die einzelnen Subframes lediglich miMaxim DL kalibriert und anschließend in PixInsight gestackt. Das sind die reinen Daten, ohne Schärfung, ohne weitere Bearbeitung.
Anmerkungen zum Bild M13: Die Atik Horizon wurde bei Gain 3 und Offset 17 betrieben. Temperatur -15°C NB.: 180 Sekunden bei f2 Belichtungszeit entsprechen im Vergleich zu einem f2.8 System 360 Sekunden (6 Minuten), zu einem f4 System 720 Sekunden (12 Minuten), und bei einem f5.6 System wären dies 1440 Sekunden (24 Minuten) Einzelbelichtungszeit! UND der GAIN meiner ATIK war bei 3, also extrem gering - bei Gain 8 bis 12 würde die Belichtungszeit noch kürzer oder für Schmalband mit den f2 Highspeed Filtern bei 3-5min plötzlich richtig interessant!
Eindrücke, Fazit und (warum) RASA 8?! (Das Fazit meiner erste Nacht mit dem RASA 8)
Die Kamera und das Heizband arbeiten als "Taubeschlag-Vermeider" zusammen. Entgegen meiner Befürchtungen ging das sehr gut! Die Wärme der Kamera dient im Betrieb als zweite Heizung. Die Seeing-Verschlechterung durch Abwärme und Ventilation der Kamera sind vernachlässigbar, kritischer sind der nicht exakte Fokus und eine „schwimmende“ Nachführung!
Flats (Sky Flats) machte ich am Himmel. Das ging wie immer gut - wenn es wirklich klar ist! Gradient(en), die am Himmel durch andere Belichtungen kommen, werden das Bild nach dem Stacking verschlechtern - bessere Flats bringen EINFACH bessere Bilder!
Der RASA 8 hat mit dem geschlossenen System den Vorteil, dass kein Staub am Spiegel ankommen kann. Die Schmidtplatte ist dagegen sehr einfach zu reinigen!
Ich weiß von Profi-Geräten aus Chile, dass schon eine minimale Staubschicht auf dem Spiegel messbar den Kontrast und die Menge des reflektierten Lichts mindert. Dies führt zu einem Transmissionsverlust von 10% und mehr, und die Streuung verursacht einen schwachen Kontrast. Das Ergebnis ist ein flaches Bild mit weniger Tiefe.
Das stellt dann die Frage in dem Raum: Was möchte ich? Was bringt ein High End-System mit perfekten Oberflächen, wenn es durch Staub auf das Niveau einer Standard-Optik kommt? Und ganz offen, ich kann von mir sagen, dass ich mich beim Reinigen der Schmidtplatte 1000x wohler fühle als wenn ich einen Spiegel reinigen (und dazu ausbauen) müsste.
Die Spiegelflächen im RASA 8 sind Highend und bleiben es. Dazu hat Celestron in der Fertigung viele Jahre Erfahrung und wer hat’s erfunden? Der RASA ist ein würdiger Nachfolger der Schmidtkamera, die der deutsche Optiker Bernhard Schmidt um 1930 entwickelte.
DER RASA 8 macht unheimlich viel Spaß, liefert tolle Einzelbilder und tiefste Summenbilder in "fast (keiner) Belichtungszeit“ – ob nun mit Farb- oder Monochrom Kameras! Zudem ist der RASA 8 extrem handlich, und die Justage bleibt stabil.
Notiz: Eine Anleitung zur Justage (wenn diese nötig wäre) kann bei der auf celestron.de als PDF heruntergehen werden: Justieren eines Celestron RASA
Jetzt können Sie natürlich sagen: „Aber Farbkameras haben doch eine (so) viel geringe Auflösung als monochrome Kameras!“ Nun, dann müssen Sie auf den zweiten Teil warten, in dem steht, wie der RASA 8 sich mit einem monochromen Chip geschlagen hat. Der Beitrag wird in Kürze veröffentlicht.
Ach ja: Die "Gretchen-Frage", ob er bei mir bleiben kann, die muss ich noch mit meiner Frau besprechen…