Endlich sofort beobachten, wenn das Wetter es zulässt – endlich nicht mehr nachts im Bergwind frieren – endlich kein elendes Geschleppe der Ausrüstung mehr – endlich über mehrere Nächte dieselben Objekte beobachten und fotografieren – endlich eine präzise Montierung auf stabilem Fundament – endlich Familie und Hobby miteinander versöhnen: endlich eine eigene Sternwarte!
Lesen Sie hier den gesamten Erfahrungsbericht von Dr. Carsten Ziolek:
Mit dem Entschluss, im noch relativ dunklen Prättigau an einer schönen Dorfrandlage ein Eigenheim zu bauen, war gleichzeitig das feste Vorhaben verbunden, ein «Gartenhäuschen» der besonderen Art zu realisieren, welches meinem langjährigen Hobby ein festes Fundament zu geben imstande wäre. Auch im Zeitalter des Internets und zahlreicher Sternfreunde aus nah und fern ist so ein Vorhaben noch immer langwierig und ohne tatkräftige Unterstützung von vielen Seiten nicht zu realisieren.
Umso dankbarer war ich, mit den Herren Thomas und Johannes Baader von Baader Planetarium ehrliche, interessierte und vor allem erfahrene Unterstützer meines Vorhabens gefunden zu haben. Aber die besten Ideen nützen nichts, wenn diese vor Ort nicht umgesetzt werden können. Mit Richard Voser und seinem Team von Architektur Voser hatte ich genau den richtigen Partner, der auf «seine» erste Sternwarte mit genauso viel Stolz blicken kann, wie ihr Bauherr.
Nach einem guten Jahr der Vorbereitung, von Besuchen bei Sternfreunden in Deutschland und der Schweiz, diversen Gesprächen auf Astromessen und schliesslich ausführlich vor Ort bei Baader Planetarium, standen die Pläne und das Bauvorhaben konnte beginnen.
Da sich die Sternwarte in einer Hanglage auf Schiefergestein befindet, haben wir uns entschieden, die Betonplatte sowie das separate Fundament für die Säule (2 m³ Beton) mit 5 m langen Felsankern im Untergrund zu fixieren.Eine damals wie heute gute Entscheidung!
Das Bauprogramm sah im Winter eine Ruhepause für den Rohbau der Sternwarte vor. So konnte die Restfeuchtigkeit im Fundament bereits weitgehend entweichen und die Lufttrocknungsanlage hatte von Anfang an keine übermässige Arbeit zu leisten. Eine solche Anlage ist vor allem im Sommer von Nutzen und ich möchte sie nicht mehr missen – ein wirklich guter Baader-Tipp...
Pünktlich zum meteorologischen Frühlingsanfang erfolgte dann durch das Baader Montageteam in nur einem Tag die Lieferung und die Montage der Kuppel. Hierfür konnten wir noch den installierten Baukran verwenden.
Das Baader Montageteam war durch viele Einsätze auch in der Schweiz bereits sehr erfahren und arbeitete ausserordentlich routiniert; jeder Handgriff saß. Dankbar war ich auch für die fixfertige Installation und Einbettung der Teleskopsäule auf dem Betonfundament.
Auch wenn dies ursprünglich gar nicht beachtet worden war, so führt die Treppe in den oberen Gartenbereich weniger als einen halben Meter an der Dachkante der Sternwarte vorbei und endet auf gleicher Höhe, so dass eine direkte Möglichkeit besteht, auf das Dach der Sternwarte zu gelangen.
Dieser Übergang ermöglicht eine einfache Reinigung der Kuppel und im Winter die unkomplizierte Schneeräumung - und das ganz ohne Leiter!
Das Innere der Sternwarte gibt auf einer Grundfläche von 4 m x 5 m genug Raum für Zubehör und einen kleinen Arbeitsplatz. Die Beleuchtung in der Sternwarte (Weisslicht und Rotlicht mit λ~650 nm) ist sowohl am Eingang als auch an der Teleskopsäule komplett dimmbar – ein Detail, dass ich nicht mehr missen möchte!
Um in die Kuppel zu gelangen, habe ich mich für ein Holzpodest entschieden, das sich mit Holzstützen ausschliesslich auf der Betonbodenplatte aufstützt und so vom Teleskopsockel vollständig entkoppelt ist.
So besteht einerseits eine gute Trittschalldämmung und andererseits sorgt die geringe Wärmeleitfähigkeit zusammen mit dem Kunstfaserspannteppich für warme Füsse selbst im Winter.
Ein ebenso wunderbares wie essentielles Detail ist die Isolation der doppelschaligen Kuppel sowie der kompletten Holzkonstruktion der Sternwarte. Die Isolation sorgt auch im Hochsommer für nur geringe Erwärmung des ganzen Gebäudes und damit für einen raschen Temperaturausgleich in der Nacht. Auf diese Weise ist das Equipment bereits nach etwa 15 Minuten soweit thermalisiert, dass eine visuelle Beobachtung problemlos erfolgen kann.
Ausgestattet ist die Sternwarte gegenwärtig mit einem Takahashi Fluorid Apochromaten vom Typ FS-152 zusammen mit einem Feather-Touch 3.5-Zoll-Auszug.
Getragen wird das Teleskop von einer einteiligen 10-Micron Montierung des Typs GM-2000 HPSII, welche noch viel Reserve bietet für die Ergänzung weiterer Teleskope, wie zum Beispiel eines Sonnenteleskops oder eines grösseren Spiegelteleskops.
Ausstattungsgemäss ist die Sternwarte damit hervorragend für die Beobachtung und Fotografie von Objekten des Sonnensystems geeignet.
Ihre «Feuertaufe» erlebte die Sternwarte am 06. Dezember 2016 anlässlich des Besuchs von über 25 Kindern des örtlichen Kindergartens, welche alle innerhalb und ausserhalb der Sternwarte Venus, Mars und Mond bewunderten. Nach erfolgreicher Führung gelang noch die Aufnahme des Mond-X – ein schönes «first light».
Ihre Eignung im Bereich der Sonnensystemobjekte konnte die Sternwarte in den folgenden Monaten und bis heute immer wieder unter Beweis stellen. Es ist stets eine Freude, auch kurzentschlossen, einen Blick in den Himmel zu riskieren und einfach einmal alte Bekannte wieder zu besuchen...
Gerade im Herbst und Winter ist infolge der immer wieder herrschenden Inversionswetterlage der Himmel oftmals ruhig und transparent genug, um auch Deep Sky Objekte selbst mit einem 6-Zöller ansprechend zu beobachten und zu fotografieren.
Dabei führt die GM-2000 ohne Probleme Aufnahmen von 10 bis 20 Minuten Dauer über Stunden vollkommen eigenständig und ohne Eingriffe nach. Ein Traum, aus dem man nicht mehr erwachen möchte!
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich – dank der guten Beratung und Ausführung vor Ort – nahezu alles an der Sternwarte wieder so planen und umsetzen würde.
Auch als an der Kuppel nach einigen Wochen nochmals ein Einsatz notwendig war, wurde mir vom Baader Team schnell, kompetent und unkompliziert geholfen. Das ist echter Service am Kunden.
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an die Teams von Baader Planetarium und Architektur Voser für die hervorragende Arbeit!
Dr. Carsten Ziolek im Herbst 2018